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Jürgen Knabe führt ab Jahreswechsel den Kirchenkreis an der Agger

om; 9. Nov 2000, 03:00 Uhr
Oberberg Aktuell
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Jürgen Knabe führt ab Jahreswechsel den Kirchenkreis an der Agger

om; 9. Nov 2000, 03:00 Uhr
(om/8.11.2000-23:30) Oberberg - Auf der Kreissynode in Bergneustadt wurde Jürgen Knabe heute zum neuen Superintendenten des Kirchenkreises gewählt.

[Bilder: Oliver Mengedoht --- Superintendent Horst Ostermann (l.) sieht zu, wie Mitbewerber Peter Hennecke dem "Gewinner" Jürgen Knabe (r.) gratuliert.]



Der Wiehl-Marienhagener Knabe gewann das Rennen um das höchste Amt im Kirchenkreis mit relativ knappen 60:52 Stimmen. Hennecke (Wipperfürth) zeigte sich als fairer Verlierer und gratulierte seinem Kontrahenten sofort. Sechs Enthaltungen hatte es bei der Wahl zum Nachfolger Horst Ostermanns gegeben.

[Faire Gratulation: Unmittelbar nach Verkündung des Wahlergebnisses gratulierte Hennecke seinem erfolgreichen Mitbewerber Knabe.]



Ostermann scheidet bekanntlich nach acht Jahren an der Spitze zum Jahresende aus dem Amt des Superintendenten aus. Sein Nachfolger wird am 19. Januar eingeführt werden. Beide Kandidaten hatten sich der Kreissynode am 26. Oktober vorgestellt. 117 Pfarrer und Presbyter hatten letztlich in geheimer Wahl zu entscheiden, welcher der Bewerber das Amt übernehmen soll (wir berichteten).



Das knappe Ergebnis ist insofern nicht verwunderlich, als dass es bei dieser Wahl nicht um einen Wahlkampf nach politischem Muster geht, sondern es den Synodalen um eine gemeinsame, geschwisterliche Suche nach dem geeignetsten Leiter geht. So ist dem Kirchenkreis auch wichtig, zu betonen, dass es nicht um "Sieg oder Niederlage" gehe.

[117 Pfarrer und Presbyter entschieden heute über Ostermann Nachfolge.]



Ein vieldiskutiertes Thema auf der Kreissynode war auch die Frage der Kirchenmitgliedschaft. Die evangelische Kirchengemeinde Denklingen hatte den Antrag gestellt, an die Landessynode den Antrag zu richten, diese Mitgliedschaft grundsätzlich zu überdenken. Mehrheitlich wurde diesem Antrag stattgegeben.



Gestufte Kirchenmitgliedschaft ohne Taufe?



Eine "gestufte Kirchenmitgliedschaft von Nichtgetauften" hatte die Gemeinde angedacht, weil "immer häufiger nicht getaufte Erwachsene um Aufnahme in die Kirche bitten, obwohl sie keine bekenntnismäßige Verpflichtung im Sinne des vollen Taufversprechens leisten können". Da sie das Bekenntnis überfordern würde, sähen sie die geistliche Beudeutung zu einem puren Rechtsakt werdend.



Auch wollten viele Eltern ihre Kinder segnen lassen, aber diese über die Taufe später selber entscheiden, wollten aber auch nicht, dass ihr Kind als "konfessionslos" geführt werde. Mit 13 oder 14 Jahren seien Inhalt und Konsequenz aber noch nicht allen Jugendlichen klar. "Wenn in diesen Fällen die Taufe anlässlich der Konfirmation nicht vollzogen würde, bedeutete dies die Nichtaufnahme in die Kirche. Wir die Taufe jedoch vollzogen, lassen die Jugendlichen sie über sichergehen, um konfirmiert zu werden und der Kirche anzugehören." Diese Situation, so die Denklinger, bedeute auch für viele Pfarrer eine Gewissenbelastung und fand daher, es sei ander Zeit, zu überprüfen, ob die Taufe die einzig mögliche Beitrittsform sein könne "für eine Kirche, die sich als theologisch offen und pluralistisch versteht und sich zugleich in einer säkularisierten Welt wiederfindet".

[Horst Ostermann gab noch einmal einen Bericht auf der Kreissynode ab.]



Superintendent Ostermann hatte in seinem Bericht zur Kreissynode unter anderem das Erschließen alternativer Geldquellen behandelt, aus dessen Bereich über 15 Projekte vorgestellt worden waren: "Vom Förderverein bis zur Sammlung für die Renovierung der Kirche." Die vom Kreissynodalvorstand einberufene Arbeitsgruppe wolle ihre Arbeit fortsetzen, sobald die Auswirkungen der Steuerreform auf die Kirchensteuereinnahmen bekannt seien. Verstanden habe er aber, so Ostermann, dass erst die Notwendigkeit komme, ein Projekt zu gewinnen, dann erst werde es zur Herzenssache und der Geldbeutel stehe an letzter Stelle. Nötig sei das Nachdenken über alternative Geldquellen aber angesichts einer Entnahme von 180.000 Mark für den Haushaltsplan 2001 aus den Rücklagen.



Hilfe für Obdachlose



Einen kurzen Überblick gab der Superintendent auch über das 1993 gegründete Projekt "Hilfe für Obdachlose". Auf 90.000 Mark sei der Fonds durch Spenden und Kollekten schnell angewachsen, aus diesen Mitteln würden der "Kontaktpunkt Merkurhaus" in Waldbröl und die "Suppenküche" in Gummersbach unterstützt. Der Verein "Oberbergische Tafel" sei gegründet und das "lang ersehnte" Haus für den Dienst an den Obdachlosen in der Kreisstadt gefunden worden. Zudem habe der Kreistag die Einrichtung einer Obdachlosen-Beratungsstelle beschlossen, die von dem Kirchenkreis, dem Coenaculum mit Haus Segenborn und der Caritas getragen werde.



An einem "Bündnis für Toleranz und Zivilcourage - Gegen Gewalt und Fremdenfeindlichkeit" wolle sich die Evangelische Kirche im Rheinland in den kommenden Jahren beteiligen. Auf der Vollversammlung des ökumenischen Rates der Kirchen, so Ostermann, sei 1998 in Simbabwe beschlossen worden, die Dekade von 2001 bis 2010 zur "Ökumenischen Dekade zur Überwindung von Gewalt" auszurufen. Ostermann bat, sich an der Eröffnung dieser Dekade bei Gottesdiensten am 10. und 11. Februar zu beteiligen.



Debatte über Homosexuelle - Sonntag bleint arbeitsfrei



"Der landessynodale Beschluss zur gottesdienstlichen Begleitung gleichgeschlechtlicher Paare und die Stellungnahme der evangelischen Kirchengemeinede Nümbrecht lösten eine heftige Debatte in der Presse aus", blickte Ostermann zurück. Danach sei es nicht zu vielen Gottesdiensten mit homosexuellen Paaren und auch nicht zu einer Austrittswelle gekommen. "Uns war die Diskussion wichtig, Leid und Angst vieler nicht aus dem Blick zu verlieren." Eindeutig will der Kirchenkreis dagegen am arbeitsfreien Sonntag festhalten.



Positiv beurteilte Ostermann die Einsparungen. Seit 1993/4 die Einnahmen durch die Kirchensteuer im Kirchenkreis um 18 und in der Landeskirche um 6 Prozent plötzlich zurückgegangen seien, seien in acht Kirchengemeinden 3,75 Pfarrstellen und sieben Stellen von Mitarbeitenden eingespart worden. Wenn der Sparkurs so weitergehe, kämen weitere 2,5 Pfarrstellen und sechs "Mitarbeitendenstellen" hinzu, was dann eine Einsparung von 1,5 Millionen Mark pro Jahr bedeute.

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