Bilder: Michael Kleinjung --- Riesig war die Freude nach dem gewonnenen Derby bei den VfL-Spielern.
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Adrenalin pur: VfL siegt bei Strafzeiten-Festival
Gummersbach - Kurtagic-Team ringt Bergischen HC im Derby mit 31:28 (17:15) nieder - 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum', AggerEnergie und die Sparkasse Gummersbach-Bergneustadt präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.
Von Bernd VorländerVfL Gummersbach - Bergischer HC 31:28 (17:15).
Wer unter den 4.141 Zuschauern in der Gummersbacher SCHWALBE arena am heutigen Abend sein erstes Handballspiel verfolgte, wird nach den 60 Minuten genau wissen, was er alles in der Vergangenheit verpasst hat. Den Fans wurde wahrlich alles geboten, was Handball zu einer derart begeisternden Sportart macht. Das Derby zwischen dem VfL Gummersbach und dem Bergischen HC war über weite Strecken sehr spannend, hochemotional, hatte zahlreiche Wendungen, es wurden auf beiden Seiten zusammen 15 Zeitstrafen ausgesprochen, je einmal sah ein Akteur der Teams die Rote Karte und es war mitunter zu viel Gift in diesem Spiel. Aber es wurde auch Handball gespielt, kämpferischer Handball. Die Kabinettstückchen blieben diesmal außen vor, denn in einem Aufeinandertreffen, in dem die Spieler beider Mannschaften mit heruntergelassenem Visier Handball arbeiteten, war dafür kein Platz.

[Matthias Puhle im VfL-Tor zog dem Bergischen HC nach der 40. Minute den Zahn.]
Oft wird nach Spielen von einer Schlüsselszene gesprochen, dieses Derby hatte aber gleich mehrere zu bieten. Die erste gab es kurz vor der Pause. Bis dahin hatten zunächst die Gäste mehr vom Spiel und führten folgerichtig mit 5:7 (12.) und 8:10 (20.), ehe der VfL besser in die Partie kam. In eben dieser 20. Minute sah Moritz Preuss beim BHC eine berechtigte Rote Karte, weil seine Hand bei einer Abwehraktion im Gesicht von Andreas Schröder landete. Diese Überzahl nutzte der VfL perfekt, ging mit einem 3:0-Lauf mit 11:10 in Führung. Jetzt hatten die Blau-Weißen das Kommando übernommen und Kühn, Schindler und Ernst schraubten das Ergebnis bis auf 17:14, ehe die Schiedsrichter eingriffen.
Julius Kühn, Christoph Schindler und Raul Santos mussten mit Hinausstellungen innerhalb von 33 Sekunden auf die Bank. Die Halle tobte und hatte in den beiden Schiedsrichtern Andreas und Marcus Pritschow die Schuldigen gefunden. Allerdings waren zwei dieser Zeitstrafen absolut gerechtfertigt, die dritte eine Kann-Entscheidung. Überhaupt lag das Brüderpaar bis auf eine Hinausstellung gegen Santos mit allen Strafen richtig. Die Gäste kamen noch zu einem Tor, aber viel wichtiger war, dass dies für den VfL wie ein "Hallo wach" wirkte. Fortan rangen die Mannen von Trainer Emir Kurtagic um jeden Zentimeter Hallenboden.


[Rechtsaußen Tobias Schröter zeigte eine couragierte Partie und holt hier bei einer zweifachen Unterzahl einen Siebenmeter für den VfL.]
Zudem war der Adrenalinpegel der VfL-Spieler und der Zuschauer so hoch, dass an dieser Mauer des unbedingten Willens in der Folge alles abprallte.
Magnus Persson erzielte mit einem schönen Unterhandwurf das 28:26, der am Ende starke Florian von Gruchalla und Joakim Larsson machten den Deckel drauf. Der Schlusspfiff beendete ein bemerkenswertes Derby mit einem gerechten Sieger, der sich durchgebissen hatte. Die VfL-Spieler freuten sich jedenfalls überschwänglich, hatten sie doch nach den schwachen Leistungen in Bietigheim und im Pokal gegen Flensburg "den Bock umgestoßen". Allerdings darf nicht verschwiegen werden, dass außer Julius Kühn und dem kampfstarken Christoph Schindler der Rückraum wenig Zugriff auf das Spiel besaß. Zwar sprach VfL-Coach Emir Kurtagic nach der Partie von mannschaftsdienlichem Spiel einiger Akteure, doch hatten Andreas Schröder und Mark Bult kaum gute Szenen und kamen gegen die offensive Gästedeckung kaum zur Geltung.
Auf den VfL warten jetzt zwei schwere Auswärtspartien in Balingen und Göppingen.
Stimmen:
Emir Kurtagic (Trainer VfL Gummersbach): Das war ein richtiges Derby mit einer ausverkauften Halle und einer tollen Stimmung. Beide Mannschaften wollten unbedingt gewinnen und so entwickelte sich ein Kampf auf Augenhöhe. Wir haben endlich einmal mehr als 30 Tore geworfen, das war entscheidend. Nach zwei empfindlichen Niederlagen muss ich meiner Mannschaft heute ein Riesenkompliment machen. Meine Spieler haben gezeigt, dass sie nie aufgeben."
Frank Flatten (Manager VfL Gummersbach): Ein phantastischer Handballabend und ein tolles Derby. Wir sind absolut zufrieden.
Sebastian Hinze (Trainer Bergischer HC): "Natürlich bin ich enttäuscht, weil wir uns viel vorgenommen hatten und hier etwas mitnehmen wollten. Aber ich bin nicht von meiner Mannschaft enttäuscht. Sie hat alles gegeben, nur in der entscheidenden Phase zu viele Fehler gemacht. Heute haben Kleinigkeiten über den Sieger entschieden."

[Nach 46 Minuten sah Andreas Schröder beim VfL die Rote Karte und musste sich den Rest des Spiels von der Tribüne anschauen.]
VfL Gummersbach
Carsten Lichtlein (1. - 38.)
Matthias Puhle (39. - 60.)
Julius Kühn (5)
Raul Santos (7/4)
Florian von Gruchalla (6)
Julius Kühn (5)
Tobias Schröter (4)
Christoph Schindler (3)
Gunnar Stein Jonsson (2)
Joakim Larsson (2)
Simon Ernst (1)
Magnus Persson (1)
Alexander Becker
Mark Bult
Andreas Schröder
Bergischer HC
Börgvin Gustavsson (1. - 30.)
Mario Huhnstock (31. - 60.)
Viktor Szilagyi (7)
Kristian Nippes (5)
Arnor Gunnarsson (5/3)
Maximilian Weiß (3)
Fabian Gutbrod (3)
Milos Dragas (2)
Christian Hoße (2)
Benjamin Meschke (1)
Zuschauer: 4.141 (ausverkauft)
Schiedsrichter: Andreas Pritschow/Marcus Pritschow
Siebenmeter: 5/3 4/3 (Santos schießt einen Ball am Tor vorbei)
Zeitstrafen: 20:10 Minuten (Santos, Ernst, Schindler (je 2), Kühn, Larsson, Jonsson, Schröder Hoße, Gunnarsson, Nippes, Weiß, Preuss)
Rote Karten: Moritz Preuss (BHC/20. Minute); Andreas Schröder (VfL/46. Minute)
Beste Spieler: Matthias Puhle, Florian von Gruchalla, Tobias Schröter, Julius Kühn Viktor Szilagyi, Mario Huhnstock, Kristian Nippes
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