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Viele Sieger, aber auch bedröppelte Mienen nach der Wahl
(bv/18.9.2005-21:15) Oberberg Klaus-Peter Flosbach hat seinen Wahlkreis bei der Bundestagswahl sicher verteidigt. Michaela Engelmeier-Heite errang einen Achtungserfolg. Bei den Zweitstimmen kann die CDU dagegen nicht zufrieden sein.

Klaus-Peter Flosbach fiel ein Stein vom Herzen. Ich reise mit einem sehr guten Ergebnis im Gepäck übermorgen zur Fraktionssitzung nach Berlin, erklärte der Christdemokrat im Kreishaus, in dem sich die oberbergische Polit-Prominenz die Klinke in die Hand gab. Allerdings war die Freude denn doch über das Bundesergebnis seiner Partei getrübt. Wir werden wohl einen permanenten Vermittlungsausschuss bekommen, unkte der CDU-Mann über die Möglichkeit einer großen Koalition.

Als Ursache der herben Unions-Verluste gegenüber den Vorhersagen der letzten Wochen sah Flosbach ein Zerfasern des CDU-Profils. Unser Programm war in der letzten Zeit immer undeutlicher. Alles ging durcheinander, etwa beim Steuerkonzept wussten die Menschen nicht mehr, woran sie bei der Union waren. CDU-Landtagsabgeordneter Peter Biesenbach sah schon vor Bildung eines Bündnisses von SPD und Union schwarz für diese Koalition. In inhaltlichen Fragen liegt man doch viel zu weit auseinander. Ich sehe keine große Schnittmenge.

Beim Landtagswahlkampf habe man das Wahlkonzept durchgebracht, doch nunmehr müsse man sich auch in NRW Vorwürfe gefallen lassen. Während bei der Oberberg-CDU das Stirnrunzeln groß war, herrschte bei der SPD eitel Freude. Kreis-Chef Friedhelm-Julius Beucher war völlig überrascht von dem guten Ergebnis der SPD im Bund, vor allem aber im Land. Seit Monaten versucht man uns weis zu machen, dass die SPD im Keller steht, und jetzt haben wir es doch allen gezeigt. Man stehe mit der Union auf Augenhöhe.

Ähnlich argumentierte auch die rundum mit ihrem Ergebnis zufriedene Michaela Engelmeier-Heite. Wir werden in welcher Koalition auch immer keine soziale Kälte in Deutschland akzeptieren. Sie persönlich werde in Oberberg weiter hart arbeiten, sich an entscheidender Stelle für die SPD einsetzen, um es in vier Jahren erneut zu versuchen. Das Ergebnis ist ein Anreiz weiter zu machen.

Zufriedenheit auch bei FDP-Kandidatin Sylvia Bruns. Wenn mich die Partei weiter will, werde ich auch in vier Jahren zur Verfügung stehen. Ihr habe der Wahlkampf Spaß bereitet, und sie sei von allen Ortsvereinen hervorragend unterstützt worden. Ein freudiges Gesicht machte auch der grüne Kreistags-Fraktionschef Helmut Schäfer, der auf positive Reaktionen des Ergebnisses im Oberberg-Parlament hoffte. Jetzt kann die CDU wenigstens nicht mehr so überheblich agieren. Seiner Meinung nach habe Kanzler Schröder zu früh die Nerven verloren und Neuwahlen angesetzt.

Derweil standen anderenorts bereits die Großkoalitionäre zusammen und berieten die Zukunft. Man muss sich zusammenraufen, meinte Landrat Hagen Jobi und nahm kollegial Gummersbachs Beigeordneten Peter Thome in den Arm. Der lächelte zwar etwas gequält und presste sich ein Es geht wohl nichts anders über die Lippen.
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