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"Begegnung der Religionen": Türkische Familien von innen gesehen
(mkj/13.6.2006-12:00) Bergneustadt - Im Rahmen des Programms Begegnung der Religionen fand unter dem Thema Türkische Familien von innen gesehen im islamischen Zentrum in Bergneustadt ein Treffen von türkischen und deutschen Bürgern statt.

Eingeladen hatte Emine Aygün, die seit neun Jahren im öffentlichen Dienst der Stadt Bergneustadt arbeitet und tatkräftig mitwirkt um die Integration der türkischen Bevölkerung zu fördern. Aygün erzählt von den ersten türkischen Familien, die vor 40 Jahren zur Gastarbeit nach Deutschland gekommen waren. Sie stammten aus Dörfern, wo sie keine Arbeit fanden und ihren Lebensunterhalt sehr schwer beschreiten konnten. Die meisten der männlichen Gastarbeiter hatten an Bildung nur die Grundschule vorzuweisen.

Zuerst reisten die Männer alleine nach Deutschland und bauten hier ihr Zuhause auf und anschließend zogen die Ehefrauen mit den Kindern nach. Viele der eingewanderten Gastarbeiter kamen mit der Entscheidung nach Deutschland, dass sie irgendwann wieder in ihre Heimat zurückkehren würden. Von da an vergingen viele Jahre und die Entscheidung rückte immer weiter in die Ferne. Die Kinder wuchsen hier auf und es wurde immer schwieriger, in die Heimat zurückzukehren.
Da sich die Lebensweise der türkischen Bevölkerung in der Kultur und Religion sehr unterschied, gestaltete sich die Erziehung der Kinder äußerst schwierig, da die Frauen sich wenig mit der deutschen Sprache auseinandersetzten.
Aufgrund dieser Problematik hat sich in Bergneustadt seit einigen Monaten eine türkische Frauenabteilung des Islamischen Zentrums gebildet, die die türkische Frauen und Familien dahingehend wandeln und sensibilisieren will, dass sie mehr Wert auf die Bildung und Erziehung der Kinder legt.

In der Diskussionsrunde wurde allen Gästen bewusst, wie wichtig gerade das Engagement der jungen türkischen Frauen und Mütter für die Integration ist. Man spürte die Bereitschaft auf ein Miteinander deutlich. Denn viele Probleme zwischen Türken und Deutschen entstehen auf beiden Seiten durch Vorurteile oder Verallgemeinerungen.
Die lebhafte Diskussion zwischen türkischen und deutschen Müttern zeigte, dass die Probleme mit den Kindern und Jugendlichen sich ähnlich gestalten. Die Erwartung, dass viele türkische Mitbürger diese Veranstaltung besuchen, bewahrheitete sich nicht. Aygün meinte, am Anfang müsse man kleine Schritte machen, bevor man sich ans Laufen begeben könne. Die Integration beginnt mit der Sprache. Dann kommt die Kommunikation von alleine.
