ARCHIV
23:25-Niederlage: Nordhorns Keeper Jesper Larsson entnervte kraftlose VfL-Stars
(pl/17.2.2001-20:05 Aktualisiert: 18.2.2001-21:50) Von Peter Lenz
Gummersbach - Die Bundesliga-Handballer des VfL Gummersbach unterlagen dem Star-Ensemble der HSG Nordhorn verdient mit 23:25.

Die SG Flensburg-Handewitt bleibt weiter auf Meisterschaftskurs: Das Team von Trainer Erik Veje Rasmussen kam zu einem standesgemäßen 30:21 über den Abstiegskandidaten HC Wuppertal und festigte damit seine Tabellenführung. Meister THW Kiel musste dagegen bereits die dritte Heimniederlage der Saison hinnehmen (24:26 gegen Lemgo) und rutscht damit in der Tabelle weiter ab. Härtester Verfolger der Flensburger bleibt die SG Wallau/Massenheim, die 27:24 gegen Bayer Dormagen gewann. Auch der SC Magdeburg (32:18-Sieg in Solingen) bleibt weiter auch Tuchfühlung.
Durch die Gummersbacher Niederlage verpasste es die Mannschaft von Trainer Thomas Happe, ihr Punktekonto (20:24) auszugleichen. Die Gäste aus dem Norden dagegen verbesserten nach dem Erfolg ihre Auswärtsbilanz auf vier Siege und haben nun 23:19 Zähler zu Buche stehen.

VfL Gummersbach - HSG Nordhorn 23:25 (11:12).
"Die Punkte, die wir heute verloren haben, müssen wir uns nun in Essen am Karnevalssonntag wiederholen", so VfL-Trainer Thomas Happe nach der Niederlage. Allerdings dürfte dies nach der heutigen Vorstellung der Blau-Weißen keine leichte Aufgabe werden. Müde, abgekämpft und zudem noch ideenlos wirkten die Gummersbacher über weite Strecken gegen die engagiert zu Werke gehenden Nordhorner.

Zu Beginn der Partie ging es noch ganz gut an für die Hausherren, doch mit zunehmender Spieldauer ließ einfach die Konzentration nach, was die "Skandinavier-Auswahl" meist per Tempogegenstoß bestrafte. Knackpunkt war sicherlich die Phase zwischen der 50. und 54. Minute: Nachdem Oleg Kohodkov mit seinem ersten Treffer nach der Pause (und seinem dritten überhaupt) auf 19:20 verkürzen konnte, hatte der VfL gleich dreimal die Chance zum Ausgleich, aber Khodkov hatte das Pech an den Fingen kleben. Zunächst machte er ein missglücktes Anspiel auf Kapitän Ian Marco Fog, dann scheiterte der Russe gleich zweimal am starken HSG-Keeper Jesper Larsson. Im Gegenzug sorgte Nordhorns Jan Filip mit zwei Treffern zum 22:19 (54.) für eine Vorentscheidung.
Nach Khodkovs Anschlusstor zum 20:22 zogen die Gäste bis zwei Minuten vor Ultimo auf 24:20 davon, die Sache war gelaufen.

Bis zur Pause (11:12) hatten die Oberberger die Partie noch ausgeglichen gestaltet. Bei ständig wechselnder Führung konnte sich keins der beiden Teams absetzten. Aber schon in den ersten 30 Minuten offenbarte sich einmal mehr Gummersbachs größtes Problem, die Flügelpositionen. Faktisch spielte der VfL über 60 Minuten ohne die Außen. Sowohl Sead Kurtagic auf Linksaußen als auch zunächst Andreas Blank, später Umberto Brajkovic auf Rechts blieben blass, das Spiel lief an ihnen völlig vorbei. Auch Kreisläufer Jörn Ilper, der zwischenzeitlich für den angeschlagenen Ian Marco Fog ins Spiel kam - der Däne musste nach einem "Abschuss" vom Kollegen Yoon zunächst eine Auszeit nehmen - erwischte einen rabenschwarzen Tag. Bezeichnend für seine Formkrise eine Situation in der 28. Minute, als er völlig freistehend vergab. Am Ende stand eine Null auf seinem Torekonto.
Doch ein weiteres Manko wurde heute wieder einmal deutlich: Wenn Yoon und Khodkov vom Gegner aus dem Spiel genommen werden, oder sie einfach nicht in Form sind, was bei bei dem Russen zuletzt leider häufiger der Fall war, ist der VfL nur noch die Hälfte wert. Da kann dann auch ein Handballer wie Francois-Xavier Houlet das Spiel nicht an sich reißen. Es stellt sich da schon die Frage, ob ein so teurer Spieler wie Khodkov, der zwar zugegebener Maßen auch Weltklasse-Qualitäten hat, ebenso aber auch oft nur mit Oberliga-Niveau spielt, überhaupt gehalten werden sollte.

Trainerstimmen nach dem Spiel:
Kent-Harry Andersson (HSG Nordhorn): "Nach den nunmehr drei Siegen in dieser Woche bin ich natürlich glücklich. Wir wussten, dass wir besonders Yoon und Khodkov in den Griff bekommen mussten, und in der zweiten Halbzeit haben wir das auch gut geschafft. Entscheidend war aber, dass Jesper Larsson trotz Verletzung einen tollen Tag erwischt hat. Stefan Hecker war zwar gut, aber Jesper besser."
Thomas Happe (VfL Gummersbach): "Ich habe schon im Vorfeld gesagt, dass Nordhorn jeden Fehler gnadenlos bestraft, und so ist es auch gekommen. Wir haben diesmal nicht über 60 Minuten die volle Konzentration halten können. Es war klar, dass unsere 80 Prozent nicht reichen würden. Knackpunkt aber war, dass wir beim 18:19 ganz nah am Ausgleich waren, aber dreimal völlig freistehend den Ball nicht untergebracht haben. Überhaut war heute unsere Chancenauswertung alles andere als optimal. Damit haben wir Nordhorn, speziell aber Jesper Larsson stark gemacht.
Nick und Oleg waren heute die Anstrengungen der letzten Wochen deutlich anzumerken. Beide sind mit den Kräften am Ende. Problem Nummer Zwei war und ist unsere Situation auf den Außenpositionen. Sead ist physisch noch nicht da, wo wir ihn haben wollen, und Andreas Blank fehlt einfach das nötige Selbstvertrauen. Dort brauchen wir noch Verstärkung."
VfL Gummersbach:
Stefan Hecker (1. bis 60.)
Jan Stankiewicz (bei einem Strafwurf)
Kyung-Shin Yoon (11/2)
Oliver Plohmann
Jörn Ilper
Marco Beers
Andreas Blank (1)
Ian Marko Fog (2)
Oleg Khodkov (4)
Sead Kurtagic (2)
Umberto Brajkovic (1)
Francois-Xavier Houlet (2)
Mirko Naber (n.e.)
HSG Nordhorn:
Gudmunddur Hrafnkelsson (1. bis 15.)
Jesper Larsson (15. bis 60.)
Glenn Solber (4)
Robert Andersson (3)
Ola Lindgren
Dragan Skbic (6/4)
Jan Filip (6)
Frode Hagen (1)
Andreas Larsson
Momolu Flemister
Marius Riise (5)
Zuschauer: 1.600.
Siebenmeter: 2:4.
Zeitstrafen: 6:6 Minuten (Fog, Yoon, Beers - Solberg, Andersson, Lindgren.
Beste Spieler: VfL: Stefan Hecker, Kyung-Shin Yoon - HSG: Jesper Larsson, Dragan Skrbic.
Spielfilm: 1:0 (2.), 4:3 (10.), 7:5 (15.), 9:7 (20.), 9:9 (24.), 11:12 - 13:13 (34.), 13:16 (38.), 16:19 (43.), 19:20 (50.), 20:24 (58.), 23:25.
Tabelle und Ergebnisse
