LOKALMIX

Ein Schmerzexperte löst medizinische Rätsel

ks; 01.10.2022, 10:00 Uhr
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Foto: Klinikum Oberberg --- Dr. Horst Elvermann ist seit 1993 am Kreiskrankenhaus Waldbröl tätig, am 1. Oktober 1997 gründete er die Schmerzambulanz.
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Ein Schmerzexperte löst medizinische Rätsel

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ks; 01.10.2022, 10:00 Uhr
Waldbröl – Heute vor 25 Jahren hat Dr. Horst Elvermann am Kreiskrankenhaus die Schmerzambulanz gegründet.

Wenn andere Ärzte nicht weiterwissen, begibt sich Dr. Horst Elvermann auf „Spurensuche“. Mit Gründung der Schmerzambulanz am Kreiskrankenhaus Waldbröl widmete sich der Mediziner einer Nische, die es so nicht nur im Oberbergischen gibt. 25 Jahre ist das mittlerweile her. Elvermann betrachtet seine Patienten ganzheitlich, nimmt sich Zeit. Menschen, die ihn aufsuchen, haben oftmals eine Odyssee, einen regelrechten Ärztemarathon hinter sich, sind von Schmerzen geplagt, ihr Alltag ist beeinträchtigt. Der Besuch in der Waldbröler Schmerzambulanz ist für die Betroffenen damit vor allem mit einem verbunden: Hoffnung.

 

Über einen mangelnden Zulauf kann sich der Mediziner nicht beschweren. Das Einzugsgebiet der Schmerzambulanz sei laut Elvermann nicht nur auf das Oberbergische begrenzt: „Überall werden Schmerztherapeuten gesucht. Es gibt einfach zu wenige.“ Auch aus dem Sauerland, dem Westerwald und – auf Empfehlung – sogar aus Köln und Bonn finden Betroffene ihren Weg zu dem Waldbröler Spezialisten. Seit Jahren werde die Schmerzambulanz im Quartal von bis zu 300 Patienten aufgesucht. „Außer im ersten Quartal 1997 – da waren es 50 Patienten“, erinnert sich der Anästhesist schmunzelnd an die Anfänge.

 

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Rückenschmerzen sowie neuropatische Schmerzen seien die häufigsten Leiden von Elvermanns Patienten. Oftmals kämen auch Menschen mit Migräne, Kopfschmerzen oder nach einem Schlaganfall in die Schmerzambulanz. Viele seien chronisch krank und würden noch weitere Probleme mitbringen. „Ich muss verstehen, wie es dem Patienten geht“, sagt Elvermann. Betroffene bekommen einen mehrseitigen Fragebogen zugeschickt, dessen Auswertung dauere eine Stunde. Dabei würden auch psychosoziale Themen wie Mobbing am Arbeitsplatz oder Schwierigkeiten in der Familie erfragt werden.

 

Mit den Jahren sei auch das Team der Schmerzambulanz gewachsen. War der Spezialist zu Beginn noch allein tätig, wird er seit 2000 von der Sekretärin Anke Babel unterstützt. Weitere helfende Hände benötigt Elvermann bei der Behandlung – vor Ort wie bei der Durchführung invasiver Maßnahmen, aber auch darüber hinaus. Der Mediziner baut auf die sogenannte multimodale Therapie. Je nach Bedarf würden so beispielsweise auch Physio- sowie Psychotherapeuten mit einbezogen.

 

Welchen Wert Schmerzambulanzen für Betroffene haben, zeigt ein Fall, der dem Mediziner in besonderer Erinnerung geblieben ist. 1997 wurde Elvermann von einer Frau aufgesucht, die seit 30 Jahren unter Schmerzen litt. Dem Spezialisten fiel auf, dass dabei lediglich ihre rechte Körperhälfte betroffen war. Im Verlauf der Anamnese habe sich herausgestellt, dass die Frau die Schmerzen eine Woche nach der Geburt ihrer Tochter bekommen habe. Elvermann schloss auf das äußerst selten auftretende Thalamussyndrom. Zurückzuführen sei dies auf einen Schlaganfall und eine kleine Hirnblutung nach der Geburt. Für die Frau endete damit ein Martyrium. „Die Dame war glücklich, endlich eine Diagnose zu haben. Sie fühlte sich bestätigt.“ Das Gefühl – oder gar die Vermutung, sich anzustellen, als Simulantin oder Hypochonderin zu gelten, war damit aus der Welt.

 

Eigentlich hätte Elvermann schon in den Ruhestand gehen können, doch das kommt für den 66-Jährigen noch nicht in Frage. Der Experte hängt an seiner Schmerzambulanz: „Das ist mein Baby. Mir macht es Spaß und es freut mich, wenn ich den Menschen helfen kann.“ Eines sei dabei klar: Das Ziel sei nicht, dass seine Patienten keine Schmerzen mehr hätten. „Das Ziel ist ein einigermaßen erträgliches Leben. Und das ist meine Triebfeder.“ Zwei Jahre hat der Mediziner noch verlängert, 2024 möchte er die Schmerzambulanz in „gute Hände“ übergeben. Elvermann ist zuversichtlich, dass ihm das auch gelingt. Mit dem Umzug einiger Abteilungen nach Gummersbach gibt es im Waldbröler Krankenhaus nun mehr Platz – auch für die Schmerzambulanz: „Sie wird weiterhin wachsen.“

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