LOKALMIX
Kirchenkreis mit klarer Entscheidung für die Diakonie
Oberberg – Bei der Synode in Bergneustadt ringt der evangelische Kirchenkreis An der Agger emotional mit den Beschlüssen für nötige Einsparungen, kommt aber zu einem eindeutigen Ergebnis.
Von Lars Weber
Es war für niemanden im Raum eine leichte Diskussion. Das war jedem Beteiligten der Synode des evangelischen Kirchenkreises An der Agger anzumerken, der sich an der Diskussion im GemeindeCentrum in Hackenberg am Freitag zu Wort meldete. Doch: Um in den kommenden Jahren den kirchlichen Haushalt ausgeglichen zu gestalten, mussten notgedrungen Einsparungen her (OA berichtete). Auch wenn im Verwaltungsbereich schon 482.000 Euro zusammenkamen, reichte dies noch lange nicht aus. Die Angebote der Diakonie standen auf der Kippe. Letztlich aber hat die Kreissynode nach intensiver Beratung und einstimmig bei zwei Enthaltungen entschieden, auch künftig die großen diakonischen Einrichtungen zu halten: die Beratungsstelle Haus für Alle, die Notfallseelsorge, die Schuldnerberatung, die Flüchtlingsberatungsstelle, die TelefonSeelsorge, die Gehörlosenseelsorge und die Fachberatung Wohnungsnot. Wegfallen werden die Kurberatung und die Krankenhausseelsorge in Waldbröl.
Es war zugleich das Votum für das Sparszenario mit den geringsten Einsparungen im Bereich der Diakonie, das aber im Gegenzug eine Umlageerhöhung für die Gemeinden von 21 auf 23,7 Prozent bedeutete. In Verhandlungen war es dem Kirchenkreis An der Agger gelungen mit den Kooperationspartnern die aus Kirchensteuern gezahlten Eigenanteile in verschiedenen Bereichen anzupassen. Dies führt zu Einsparungen in Höhe von 450.000 Euro, die nun der Kirchenkreis für den Erhalt der diakonischen Einrichtungen einbringen kann.
Bei anderen Szenarien wäre die Umlage unverändert geblieben, wichtige diakonische Angebote weggefallen und dafür diese Einsparungen den einzelnen Kirchengemeinden zugutegekommen. Ein Abwägungsprozess, mit dem sich die anwesenden Synodalen intensiv auseinandersetzen mussten. Schließlich müssen auch die Gemeinden selbst jeden Cent mehrfach umdrehen. Da wäre jede Finanzspritze willkommen. Aber um welchen Preis? Genau darum drehte sich die Diskussion. Die Meinung, dass lieber die Arbeit vor Ort unterstützt werden sollte, als die diakonischen Angebote fortzuführen – immerhin hängen dort diverse Arbeitsstellen und noch mehr gut ausgebildetes ehrenamtliches Engagement dran – wurde nicht von der Mehrheit vertreten.
[Der Kreissynodalvorstand um Superintendent Michael Braun (Mitte) gab vor Beginn der Diskussion die Richtung vor.]
Thomas Seibel , Pfarrer in Waldbröl, sagte über die diakonischen Angebote: „Das sind alles unsere Einrichtungen, die haben wir zusammen ins Leben gerufen.“ Man solle in den Gemeinden auf die wenigen Euro mehr verzichten, die Allgemeinheit im gesamten Kreis, auch über die Glaubensgemeinschaft hinaus, profitiere von der diakonischen Arbeit. Dafür gab es viel Applaus.
Es war die Marschrichtung, auf die sich letztlich alle einigen konnten. Ein klares Argument dafür: Die Angebote binden jede Menge Fördermittel. Mit dem finanziellen Aufwand der Kirche und der Tatsache, dass diese Angebote überhaupt existieren, werden Zuschüsse in Höhe von insgesamt 1,27 Millionen Euro generiert, unter anderem kommt das Geld vom Oberbergischen Kreis. Das Haus für Alle wird allein mit 705.000 Euro bezuschusst, die Schuldnerberatung mit 308.000 Euro, die Flüchtlingsberatungsstelle mit rund 110.000 Euro.
Superintendent Michael Braun: „Sie als Synode haben ein klares Signal für die diakonische Arbeit gesetzt. Die diakonische Arbeit ist insgesamt ein bedeutender Teil unserer kirchlichen Identität.“ Dass sich der Kirchenkreis nach sorgfältiger Abwägung von der Kurberatung für Mutter/Vater/Kind und Pflegende und die Krankenhausseelsorge Waldbröl habe trennen müssen, sei nicht leichtgefallen. Es sei jedoch nicht möglich, alle bisherigen Angebote in gewohnter Form fortzuführen.
[Thomas Hildner, Verwaltungsamtsleiter und Geschäftsführer der Diakonie, erläuterte der Synode die möglichen Szenarien und ihre Auswirkungen.]
Die Evangelische Kirche in Deutschland steht insgesamt vor tiefgreifenden Veränderungen, und das betrifft nun auch den Evangelischen Kirchenkreis An der Agger. Sinkende Mitgliederzahlen und damit einhergehende geringere finanzielle Mittel zwingen den Kirchenkreis und seine 21 Gemeinden dazu, die Strukturen zu überprüfen und die Arbeit neu auszurichten. Der aktuelle Fehlbetrag von 860.000 Euro wird voraussichtlich bis zum Jahr 2028 auf rund 1,1 Millionen Euro steigen. Gründe für diese Entwicklung sind der Rückgang der Kirchensteuer um sieben Prozent im Jahr 2023, die Erhöhung der Rückstellungen für Pensionen um fünf Prozent ab 2026 sowie die inflationsbedingten Kostensteigerungen vor allem im Bereich Personal.
Der Kreissynodalvorstand und der Diakonierat als Fachausschuss der Synode sowie die Verwaltung hatten Einsparungen in der Verwaltung und in den Fachbereichen in Höhe von 500.000 Euro vorgeschlagen, die angenommen wurden. Dazu kamen sechs Sparszenarien im Bereich der Diakonie und Seelsorge.
KOMMENTARE
Jeder Nutzer dieser Kommentar-Funktion darf seine Meinung frei äußern, solange er niemanden beleidigt oder beschimpft. Sachlichkeit ist das Gebot. Wenn Sie auf Meinungen treffen, die Ihren Ansichten nicht entsprechen, sehen Sie von persönlichen Angriffen ab. Die Einstellung folgender Inhalte ist nicht zulässig: Inhalte, die vorsätzlich unsachlich oder unwahr sind, Urheberrechte oder sonstige Rechte Dritter verletzen oder verletzen könnten, pornographische, sittenwidrige oder sonstige anstößige Elemente sowie Beschimpfungen, Beleidigungen, die illegale und ethisch-moralisch problematische Inhalte enthalten, Jugendliche gefährden, beeinträchtigen oder nachhaltig schädigen könnten, strafbarer oder verleumderischer Art sind, verfassungsfeindlich oder extremistisch sind oder von verbotenen Gruppierungen stammen.Links zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
ARTIKEL TEILEN