LOKALMIX
Krankenstand ist deutlich gestiegen
Oberberg – Die DAK hat den aktuellen Gesundheitsreport präsentiert – Erstmals auch Mediensucht unter die Lupe genommen.
Von Lars Weber
In diesem Jahr ist der Report im Zentrum für seelische Gesundheit in Marienheide vorgestellt worden. Nicht ohne Grund: Im Unterschied zur Landesstatistik sind psychische Erkrankungen der zweithäufigste Grund (17,2 Prozent), weshalb Berufstätige im Bergischen nicht arbeiten können. Im Land liegen die psychischen Erkrankungen auf Rang drei. Auf Platz eins liegen weiterhin Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems, zum Beispiel Rücken- oder Knieprobleme (21 Prozent). Dort gab es auch den größten Anstieg. Auf Rang drei liegen Erkrankungen des Atmungssystems.
Der Report wurde von Wolfgang Brelöhr, Chef der DAK in Gummersbach, vorgestellt. Bei der Präsentation dabei waren auch Dr. Bodo Unkelbach, Chefarzt des Zentrums für seelische Gesundheit in Marienheide, Sascha Klein, Geschäftsführer Klinikum Oberberg, Marienheides Bürgermeister Stefan Meisenberg und der stellvertretende Landrat Prof. Dr. Friedrich Wilke. Gerade Meisenberg unterstrich den Eindruck, dass psychische Erkrankungen auf dem Vormarsch sind. Dort gab es einen Zuwachs von fünf Prozent. Auch in diesem Zusammenhang stand das Schwerpunktthema in diesem Jahr: „Sucht 4.0 – Trinken, Dampfen, Gamen in der Arbeitswelt“. Die Süchte hätten einen großen Einfluss auf die Psyche. Erwerbstätige in NRW mit Hinweisen auf eine mögliche Suchtproblematik haben laut DAK-Report einen mehr als doppelt so hohen Krankenstand wie ihre Kollegen ohne Hinweise.
Der Krankenstand im Bergischen Land sei 2018 insgesamt deutlich gestiegen, so Brelöhr. Die Ausfalltage aufgrund von Erkrankungen lagen 0,5 Prozentpunkte über dem Vorjahresergebnis. Trotzdem liegt das Bergische mit einem Schnitt von 4,2 Prozent noch knapp unter dem Landesdurchschnitt (4,3). Damit seien an jedem Tag des Jahres von 1.000 Arbeitnehmern 42 krankgeschrieben gewesen.
[Grafiken: DAK Gesundheitsreport für NRW 2019]
Für das Schwerpunktthema „Sucht 4.0“ wertete das IGES-Institut die Fehlzeiten aller erwerbstätigen DAK-Mitglieder in NRW aus, hinzu kamen Analysen der ambulanten und stationären Versorgung. Zusätzlich wurden 5.000 Beschäftigte befragt. Das Ergebnis für NRW: Fast 1,2 Millionen Arbeitnehmer zeigen einen riskanten Alkoholkonsum. Bei Männern beginnt das zum Beispiel bei täglich mehr als zwei 0,3-Liter-Gläsern Bier, bei Frauen reicht schon ein 0,3-Liter-Glas Bier am Tag. „Keine Droge verursacht so umfangreiche soziale und gesundheitliche Schäden in der Gesellschaft wie Alkohol“, sagte Brelöhr. „Wir müssen hinsehen, hinhören und handeln, um Betroffene nicht allein zu lassen.“ Die DAK bietet zur Prävention ein kostenloses Selbsthilfeprogramm bei Alkoholproblemen an. Eine Anmeldung ist unter www.dak.de/vorvida möglich.
Zigarettenabhängig sind 19,3 Prozent der Arbeitnehmer. Im Bergischen sind es rund 217.000. Aber: Bei den jungen Erwerbstätigen zwischen 18 und 29 Jahren gibt es mit 16,3 Prozent den geringsten Anteil. Dr. Unkelbach führt das auch darauf zurück, dass Präventionsmaßnahmen wie das Rauchverbot in Kneipen und öffentlichen Gebäuden sowie die Warnhinweise auf den Verpackungen Wirkung zeigten. Im Vergleich: Bei den 60- bis 65-jährigen Arbeitnehmern raucht fast jeder Vierte (23,7 Prozent). Zur E-Zigarette greifen laut DAK-Report 5,6 Prozent der Erwerbstätigen.
Beim Thema Mediensucht (Spiele, soziale Medien) zeigten 581.000 Erwerbstätige ein riskantes Nutzungsverhalten. Dabei seien es vor allem die jüngeren Arbeitnehmer zwischen 18 und 19 Jahren, die aufpassen müssten. Jeder elfte Mitarbeiter gab bei der Analyse an, in den vergangenen drei Monaten wegen des Spielens abgelenkt oder unkonzentriert bei der Arbeit gewesen zu sein.
Seit das Smartphone zum Lebensalltag gehört, habe das Thema Mediensucht Fahrt aufgenommen, so Dr. Unkelbach. Häufig tritt Mediensucht in Begleitung von Depressionen oder auch Persönlichkeitsstörungen auf. Auch gerade bei jungen Menschen, beispielsweise in der Pubertät, böten das Internet und immer umfassendere Spielewelten die Möglichkeit, Problemen im Alltag zu entfliehen und sich abzukapseln. Beziehungen zu Freunden und zur Familie gingen schnell in die Brüche. „Ein gutes soziales Fundament ist wichtig, um den eigenen Gemütszustand zu regulieren.“ Für Eltern sei nun auch wichtig, Vorbilder zu sein für die Handynutzung. Die neue Technik gehöre zwar inzwischen dazu, darüber sollten aber grundlegende Werte, das gute Miteinander, nicht vergessen werden, so der Chefarzt. Die DAK-Gesundheit bietet zu dem Thema das Spiel „Die Retter der Zukunft“ an, in dem subtil auf die Gefahren der übermäßigen Nutzung von neuen Medien und Spielen hingewiesen wird.
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