LOKALMIX
Nach Flut-Katastrophe: Neues Ärztehaus soll noch dieses Jahr stehen
Engelskirchen – Am Lepperhammer gab es heute den symbolischen Spatenstich – Architekt Ralf Rother hatte Worte des Dankes und der Kritik.
Von Lars Weber
Das Oberbergische hatte viel Glück, als vor fast einem Jahr am 14. Juli der Starkregen vielerorts zu Hochwasser führte. Im Kreis gab es praktisch keine Verletzten und Gebäude wurde zwar in Mitleidenschaft gezogen, wurden aber nicht weggespült – bis auf eines. Der Großteil des Ärztehauses am Lepperhammer in Engelskirchen stürzte ein, nachdem der Leppebach zum reißenden Strom geworden war. Es entstand ein Millionenschaden. Immerhin: Eigentümer Ralf Rother war versichert. Er ließ die Reste in der Folge abreißen. Heute beging er mit einigen Gästen – unter ihnen Bürgermeister Dr. Gero Karthaus und Bodo Löttgen, oberbergischer CDU-Landtagsabgeordneter und dortiger Fraktionschef - den symbolischen Spatenstich für den Neubau.
Natürlich wird sich das Bild vor Ort grundlegend ändern. Das zerstörte Ärztehaus befand sich im ehemaligen Fabrikgebäude der Firma Koch. Dieses wurde über den Bach gebaut, der also unter dem Bau herlief. Eine Situation, die in der Juli-Nacht zum Verhängnis wurde. Das neue dreigeschossige Ärztehaus wird einen gewissen Abstand zum Ufer wahren, erhöht sein und den Bach offenlassen. Auf den 1.000 Quadratmetern Nutzfläche werden die Praxen von Dr. Thomas Aßmann sowie Dr. Olaf Mensler und Dr. Jens Hunkemöller wieder einen Platz finden. Im Obergeschoss plant Rother noch Wohnungen, falls nicht doch noch eine Praxis Interesse zeigen sollte (OA berichtete).
[Grafik: Ralf Rother.]
Das Projekt sei ein „Bekenntnis für den Gesundheitscampus“, so Rother, wo unter anderem seit dem Erwerb des zwei Hektar großen Geländes vor 17 Jahren ein Altenpflegeheim, ein Pflegedienst, verschiedene Arztpraxen, eine Kita sowie Einfamilienhäuser und Wohnungen entstanden sind. Er hofft, das neue Ärztehaus, das in Fertigteilbauweise entsteht und unter anderem eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach haben wird, bis zum Ende des Jahres fertig zu haben.
Rother dankte heute, 266 Tage nach dem Einsturz, für die schnelle Hilfe, die danach erfolgt ist, von der Gemeinde oder auch von diversen Firmen. Doch längst nicht alles sei im Nachgang der Katastrophe gut gelaufen. „Ich hätte mehr Unterstützung erwartet.“ Damit sprach er unter anderem das Kreisbauamt an – anwesend war mit Reinhold Müller (FDP) der Vorsitzende des Kreisbauausschusses. „Die Bearbeitung des Bauantrags hat drei Monate gedauert, das sollte in so einer Situation schneller gehen.“ Dr. Olaf Mensler ergänzte weiter, dass in ihrer Gastroenterologie-Praxis in der Krebsvorsorge Zeit den Unterschied ausmachen könne. Da sie nach wie vor keine eigenen Praxisräume haben und die Endoskopien nur nachmittags im Krankenhaus durchführen können, gebe es einen Stau an Patienten.
Dramatische Nacht
Architekt Ralf Rother erinnerte sich im Rahmen der Veranstaltung noch einmal an die Tage im Juli. „Um 12:50 Uhr war der Regen noch nicht so extrem.“ Das änderte sich im Laufe des 14. Juli. „Um 20 Uhr hatte sich die Lage zugespitzt. Wir hatten Sandsäcke organsiert, ich hatte auch schon eine Trocknungsfirma kontaktiert für den nächsten Tag.“ Dass er diese zumindest für das Ärztehaus nicht benötigen würde, ahnte er noch nicht. „Um 22:50 Uhr wurde die Situation dramatisch. Im Gebäude zeigten sich drinnen überall Risse, es knackte links und rechts. Ich habe nur noch alle raus beordert, ich habe das Gebäude als letzter verlassen.“ Zehn Minuten später brach das Gebäude weg.
Doch auch bei der Sicherung anderer einsturzgefährdeter Gebäude, bei den Anträgen auf eine KfW-Förderung oder der Kompensation des Betriebsausfalls gab es Probleme oder man warte bis heute darauf, so Dr. Mensler und Rother. Letzterer forderte, dass Macher und Wirtschaftsförderer schneller zum Zuge kommen und nicht von der starren Bürokratie aufgehalten werden sollten.
Dr. Gero Karthaus, Bürgermeister von Engelskirchen, eilte damals noch in der Nacht zum Lepperhammer. „Das werde ich niemals vergessen.“ Er freute sich, nun wieder in die Zukunft schauen zu dürfen, ging aber auch auf die Kritik ein. „Behörden und Verwaltungen müssen aus der Katastrophe lernen, flexibler zu werden.“
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