LOKALMIX

Sommer-Recap: Die RB25 wird noch unzuverlässiger

ks; 23.08.2024, 14:15 Uhr
Archivfoto: Michael Gauger --- Die Deutsche Bahn hat zuletzt einige Brücken auf der Strecke der RB25 erneuert, so auch die Brücke in Engelskirchen-Loope.
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Sommer-Recap: Die RB25 wird noch unzuverlässiger

ks; 23.08.2024, 14:15 Uhr
Oberberg – Eigentlich soll die Bahn eine attraktive Alternative zum Auto sein, doch bei der RB25 gibt es immer wieder Störungen und Ausfälle – OA hat sich mit einem Sprecher der DB über die aktuelle Situation unterhalten und dabei auch erfahren, dass die Strecke 2026 wieder für Bauarbeiten gesperrt werden soll.

Von der Reparatur an einer Weiche nahe des Dieringhausener Bahnhofs über einige Personalausfälle und defekte Züge bis hin zu Arbeiten an der Strecke im Raum Ründeroth: das Team der „Zuginfo NRW“ hat zuletzt wieder zahlreiche Störungen bei der RB25 gemeldet. Allein im Juli hat OA über 60 Meldungen erhalten. Zugegeben gehören dazu auch Benachrichtigungen, die über das Ende einer Störung informierten. Trotzdem: im vergangenen Monat verging kaum ein Tag ohne Meldung, nur an sieben Tagen scheint es auf der Strecke keine Probleme gegeben zu haben. OA hat bei der Deutschen Bahn und dem Besteller „go.Rheinland“ nachgefragt, woran das liegt und vor allem, wie die RB25 endlich wieder zuverlässiger werden kann.

 

Ob eine Reparatur an der Strecke, einem Bahnübergang, einer Weiche oder auch einem Signal: schaut man sich die Meldungen der „Zuginfo NRW“ genauer, waren Schäden an der Infrastruktur im Juli die häufigste Ursache für Störungen. Insgesamt waren es elf an der Zahl. Technische Defekte an einem Zug wie zum Beispiel eine Türstörung oder Probleme mit dem Triebfahrzeug scheinen neunmal die Ursache gewesen zu sein. Sechsmal wurde ein „kurzfristiger Personalausfall“ gemeldet. Behördliche Einsätze oder dass sich unbefugte Personen auf der Strecke aufgehalten haben, kamen hingegen seltener vor.

 

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Häufiger Ausfälle und Teilausfälle bei der RB25

 

Und tatsächlich: wie „go.Rheinland“ in dieser Woche auf Nachfrage von OA bestätigt, kommt es zuletzt häufiger zu Ausfällen. Zwischen Mai und August (Stand: 20. August) sollen monatlich im Schnitt fünf bis sechs Prozent der bestellten Leistungen aufgrund von Betriebsstörungen (nicht geplante Ausfälle und Teilausfälle) ausgefallen sein. „Dies ist mehr, als in normalen Monaten ausfällt, zumeist liegt dieser Wert um ein Prozent“, teilte ein Sprecher von „go.Rheinland“ mit. Als Hauptursache machte auch er Probleme mit der Bahninfrastruktur aus. Insgesamt sollen sich die Betriebsstörungen für 2024, verglichen mit den Werten der vergangenen Jahre, aber auf einem konstanten Niveau bewegen.

 

Auch bei der Deutschen Bahn befasst man sich mit den Ursachen für die Störungen. „Die Strecke ist zu einem Großteil eingleisig, das ist einer der entscheidenden Aspekte“, sagte ein Sprecher. Zu je einem Drittel sollen „von außen wirkende Ereignisse“ sowie Defekte an Anlagen und an Fahrzeugen die Ursache für Störungen sein. Auch Baustellen und der Knotenpunkt Köln würden eine gravierende Rolle spielen. Trotzdem seien die Dieselfahrzeuge, die durchs Oberbergische fahren, recht zuverlässig. „Sie sind nicht besonders anfällig, auch bei heißen Temperaturen nicht“, sagte der DB-Sprecher. Insgesamt sei die Strecke in einem „ordentlichen Zustand“, auch wenn Gleise, Weichen oder auch Brücken schon etwas älter sind.

 

Drei Minuten und 59 Sekunden zu spät – und trotzdem pünktlich

 

Im Mai wurde der „Qualitätsbericht zum Schienenpersonennahverkehr in Nordrhein-Westfalen“ herausgebracht. Auch wenn die RB-Linien mit einer Pünktlichkeitsquote von über 81 Prozent als pünktlichstes Verkehrsmittel gelten, stehen dem doch die marode Infrastruktur wie alte Stellwerkstechnik und vermehrt auftretende signaltechnische Störungen, Bauarbeiten und kurze Wendezeiten entgegen. Bei der RB25 lag die Pünktlichkeitsquote 2023 bei über 86 Prozent – und damit höher als der Durchschnitt. Doch das dürfte vor allem an den langen Streckensperrungen aufgrund von Brücken- und Bahnsteigarbeiten liegen, denn: ist die Strecke kürzer, ist die Pünktlichkeitsquote höher, erklärte der Sprecher von „go.Rheinland“.

 

Im Vergleich zu 2023 sieht die Pünktlichkeit der RB25 für 2024 aktuell schwächer, allerdings besser als für 2022 und annähernd gleich wie 2021 aus. „Sie bewegt sich, verglichen mit den Werten der letzten Jahre, auf einem konstanten Niveau“, ergänzte der Sprecher. Doch was man unter dem Begriff „pünktlich“ versteht, lässt sich ganz unterschiedlich definieren – auch bei der Pünktlichkeit von Zügen. In dem nordrhein-westfälischen SPNV-Qualitätsbericht gelten Züge mit einer Verspätung von bis zu drei Minuten und 59 Sekunden als pünktlich und erst ab vier Minuten als verspätet.

 

„Wir stellen als Bahn massiv Lokführer ein“

 

„Nach dem letzten Bauabschnitt im April haben wir versucht, die Strecke zu stabilisieren – gerade in den Morgenstunden“, sagte der Sprecher der DB. Denn die Erfahrung habe gezeigt, dass es am Knotenpunkt Köln, der als einer der meist befahrenen gilt, häufig schon morgens zu Verspätungen kommt, die sich dann durch den Tag ziehen. Deswegen seien die Fahrten, die um 7:16 Uhr und 7:46 am Kölner Hauptbahnhof angekommen sind, gestrichen worden. Außerdem sei die Deutsche Bahn massiv dabei, Lokführer einzustellen. Auch wenn der Beruf nicht gerade familienfreundlich ist, biete die Bahn verschiedene Modelle an – auch Teilzeit. „Wir sind auf einem guten Weg. Aber klar, auch die Bahn ist vom Fachkräftemangel betroffen“, sagte der Sprecher.

 

Die RB25 sei eine stark genutzte Linie, ihre Strecke eine stark belastete. Nach wie vor werde darüber gesprochen, die Strecke zu elektrifizieren. Wann es so weit sein könnte, vermochte der DB-Sprecher aber nicht zu sagen. Ein weiteres Thema sei aber auch, dass am Kölner Hauptbahnhof zusätzliche S-Bahngleise geschaffen werden sollen. Auch das dürfte sich positiv auf die RB25 auswirken. Momentan laufe dafür das sogenannte Planfestsetzungsverfahren. Bis es an dem Hauptbahnhof aber mehr als zwei S-Bahngleise geben wird, werden dem Sprecher der Deutschen Bahn zufolge aber noch einige Jahre vergehen.

 

Nächste größere Baumaßnahme für 2026 geplant

 

Etwas konkreter sieht es da auf der Strecke der Oberbergischen Bahn aus. Derzeit wird an einer Brücke zwischen Marienheide und Meinerzhagen gearbeitet. Wie vor einer Woche berichtet, wird die Bahn die Arbeiten zur Erneuerung der Brücke „EÜ Weg“ aber wohl erst im kommenden Jahr abschließen können. Eine weitere größere Baumaßnahme auf der Strecke der RB25 sei bereits für 2026 geplant. Dann möchte die Bahn wohl zwischen Köln und Overath sanieren. Für die Arbeiten soll die Strecke dort voraussichtlich mehr als vier Monate gesperrt werden. Weitere Details will die Deutsche Bahn aber erst zu einem späteren Zeitpunkt kommunizieren.

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