LOKALMIX

22-Hektar-Solaranlage: AggerEnergie wirbt bei Anwohnern um Dialog

lw; 11.06.2025, 15:59 Uhr
Fotos: Lars Weber --- AggerEnergie-Geschäftsführer Uwe Töpfer in der Diskussion mit den Bürgern.
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22-Hektar-Solaranlage: AggerEnergie wirbt bei Anwohnern um Dialog

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lw; 11.06.2025, 15:59 Uhr
Gummersbach – Das regionale Energieunternehmen plant mit der RheinEnergie eine Freiflächen-PV-Anlage nahe Lützinghausen – Zur Infoveranstaltung in der Hülsenbuscher Schützenhalle kommen rund 80 Bürger, die auch kritische Fragen mitgebracht hatten.

Von Lars Weber

 

Das Ziel ist klar und bekanntlich sogar gesetzlich vorgeschrieben: Bis 2030 soll der Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch bundesweit bei 80 Prozent liegen. Das Land NRW möchte bis 2045 klimaneutral sein. Um diese Ziele zu erreichen, werden in jedem Kreis und in jeder Kommune die nächsten Jahre über PV-Freiflächenanlagen und Windkraftanlagen gebaut werden. Aufgrund des Planungsrechts sind die Kommunen bei letzterem nicht mehr am Ruder – Windkraftbereiche werden im Regionalplan festgeschrieben, die Anfragen dafür landen beim Kreis als Bauaufsichtsbehörde. Umso mehr versucht man in den Kommunen, auch gemeinsam mit dem Oberbergischen Kreis, die großen PV-Freiflächenprojekte zu steuern. Berechnungen zufolge müssen bis 2030 beispielsweise pro Kommune 15 Hektar PV-Anlagen entstehen. Ein gemeinsamer Leitfaden für die Kommunen wurde erstellt. Zur rechten Zeit. Denn die Großprojekte mehren sich. Nun sind Pläne für eine Freiflächen-PV-Anlage südlich der Gummersbacher Ortschaft Lützinghausen vorgestellt worden.

 

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Eingeladen zu der Informationsveranstaltung in die Hülsenbuscher Schützenhalle hatten die RheinEnergie und die AggerEnergie, die wie auch bei den Projekten beispielsweise in Morsbach oder in der Gemeinde Reichshof als regional ansässige Partner auftreten – explizit auch, um Investoren von außerhalb die Stirn zu bieten, wie zum Beispiel AggerEnergie-Geschäftsführer Uwe Töpfer am Dienstagabend sagte, als er die rund 80 Besucher begrüßte. Die meisten von ihnen kamen aus Lützinghausen oder den umliegenden Ortschaften. Außerdem anwesend war die RheinEnergie, unter anderem mit Projektentwickler Niklas Kaulmann und Marvin Mikolajczak, sowie die Stadt Gummersbach mit dem Technischen Beigeordneten Jürgen Hefner und Ressortleiter Francis Jovan. Auch lokale Politik war Ort, wo das Projekt bereits einmal Thema gewesen ist (OA berichtete).

 

Bis zu 22 Hektar ist die Fläche groß, für die es auch nur einen Eigentümer gibt, der die Fläche auch verpachten möchte. Voraussetzungen, wie sie im zersiedelten Oberbergischen nicht so häufig seien, wie Kaulmann erklärte. Das Areal entspreche auch dem Leitfaden des Kreises, zum Beispiel gilt sie als „benachteiligtes Gebiet für die Landwirtschaft“, das heißt, dass die Bodenwerte dort schlechter seien als woanders. Ebenso Teil des Leitfadens ist die Bewertung durch die Biologische Station Oberberg, die sich das Areal vor einer Woche angeschaut habe. Die finalen Ergebnisse stehen noch aus.

 

[Grafik: RheinEnergie --- Oben ist Lützinghausen zu sehen, in Grün die Fläche, die aktuell für den Solarpark vorgesehen ist.]

 

Noch befinden sich die Planungen in der Frühphase. Beabsichtigt sei aber eine Biodiversitäts-PV-Anlage. Bedeutet: Es soll größere Reihenabstände (zwei bis drei Meter) geben für breite besonnte Grünstreifen, außerdem Blühstreifen für heimisches Saatgut. Die Module sollen rund 80 Zentimeter über dem Boden sein, ähnlich wie Weidenzäune in den Boden gesteckt, ohne ein Fundament. So sei ein einfacher Rückbau nach der Nutzungsdauer garantiert. Auch die durchgängige Umzäunung (etwa zwei Meter hoch), die von hohen Hecken kaschiert werden soll, biete im unteren Bereich etwas Freiraum, damit Kleintiere durchschlüpfen können. Kaulmann geht momentan von einer Leistung von 20 MW aus, mit denen rechnerisch etwa 6.600 Haushalte versorgt und 10.000 Tonnen CO2 eingespart werden könnten.

 

Beteiligungsmöglichkeiten

 

Bürger sollen mehrere Optionen haben, sich an dem Projekt zu beteiligen. Eine Möglichkeit soll die Energiegenossenschaft Bergisches Land bieten, wo man sich ab 500 Euro beteiligen kann. Da die Genossenschaft auch Teile an anderen Solarparks hält, ist das Risiko gestreut. Weiter soll es eine Kooperation mit der Sparkasse Gummersbach für eine Sparkassenbrief geben, wo Interessenten eine Summe festverzinst anlegen können. Darüber hinaus soll die Stadt Gummersbach profitieren aus dem Stromverkauf durch den Betreiber, jährlich sind da 40.000 Euro möglich bei 20 MW.

 

Zwar befindet sich die Fläche im Landschaftsschutzgebiet. Die RheinEnergie ist aber zuversichtlich, mit einem Antrag auf Befreiung bei der Unteren Naturschutzbehörde erfolgreich zu sein. Dieser Umstand erzeugte ein Raunen im Publikum und auch kritische Nachfragen. Jürgen Hefner versicherte zum einen, dass eine Befreiung „nicht mit einem Fingerschnippen“ geschehe. Der Naturschutz werde beachtet – zumal zum anderen eine minderwertige Wiese biodivers aufgewertet werde. Um den Anschluss des Solarparks ans Stromnetz zu sichern, läuft eine Voranfrage beim Netzbetreiber, eine Antwort steht aber noch aus.

 

[Visualisierungen: RheinEnergie --- So soll die Anlage von verschiedenen Standorten zu sehen sein. Oben ist die Sicht von Lützinghausen, unten von einem Wanderweg am Lambach.]

 

Die Sichtbarkeit der Anlage sei aufgrund der günstigen Topografie ohnehin eingeschränkt. In Kombination mit zu pflanzenden Büschen und Hecken würde dies noch verbessert. Aber: „Wer dort wandert, für den ist die Anlage natürlich sichtbar“. Genau an diesem Umstand, den Eingriff ins Landschaftsbild und in die sonst noch weitestgehend unberührte Natur störten sich auch die meisten der Bürger, die sich zu Wort meldeten und die sich nach Möglichkeiten erkundigten, das Projekt zu verhindern. „Einwendungen müssen begründet sein“, sagte Hefner. „Nur dagegen zu sein reicht nicht.“

 

Die Debatte entwickelte sich auch zu einer Grundsatzdiskussion über die Energie-Strategie des Bundes, wie die angestrebten Ziele überhaupt erreicht werden können oder das Wind- und Sonnenpotenzial im Oberbergischen. Bei allem Verständnis für manche Bürgermeinung und teils Unverständnis für die Bundesstrategie machte Hefner zum Beispiel klar: PV-Anlagen nur auf Dächer – auch auf Produktionshallen (ältere Hallen sind teils auch statisch nicht dafür geeignet) – zu packen, werde nicht ausreichen.

 

[RheinEnergie-Projektentwickler Niklas Kaulmann stellte den aktuellen Planungsstand vor.]

 

Töpfer warb deshalb um ein Miteinander und einen konstruktiven Dialog. Dies habe auch bei anderen Projekten schon zu Änderungen im Verlauf der Planung geführt und dazu, Fragen zu beantworten, die aufgrund der frühen Plaungsphase jetzt noch ohne Antwort blieben. Und auch für den Solarpark in Lützinghausen sei noch viel Zeit. Änderungen des Flächennutzungsplan und die Aufstellung eines Bebauungsplan seien nötig, vor einer Baugenehmigung würden noch bis zu anderthalb Jahre vergehen.

KOMMENTARE

1

Einerseits wird durch das beschlossene Solarspitzengesetz den privaten PV Besitzern die Vergütung an Sonnenreichen Tagen (stundenweise) gestrichen und auf der anderen Seite entstehen weitere Kapazitäten in massivem Umfang. Wie soll man das als Bürger noch verstehen?

Tobias Schneider, 11.06.2025, 21:03 Uhr
2

Wer ist denn der wirkliche Nutzer dieses Projektes?
Nur die Agger Energie, oder irre ich mich?
Und wird dieses Vorhaben die freilebenden Mufflons vertreiben, die sich zur Zeit mit ihren Lämmern in der Region dort aufhalten?

Ich, 12.06.2025, 07:21 Uhr
3

Ich verstehe nicht, weshalb sich die Betreiber auf PV konzentrieren. Allein im Mai hatten wir bereits an 20 Tagen mit insgesamt 112 Stunden negative Strompreise, die auf eine Überproduktion an Solarstrom zurückzuführen sind. Abends hingegen kaufen wir teuer Strom aus dem Ausland hinzu, nachdem wir die Atomkraftwerke abgeschaltet haben.

Solange wir Erzeugung und Verbrauch nicht besser synchronisiert bekommen, machen Windräder tatsächlich mehr Sinn. Die erzeugen immerhin auch nachts bzw. an (stark) bewölkten Tagen Strom.

Dirk Pöhler, 12.06.2025, 07:25 Uhr
4

Allein das Dach des neuen Werksgeländes von Montaplast hat laut Google Maps eine Fläche von 6 Hektar und beherbergt aktuell nicht eine Zelle.

Die Aussage, die 15 Hektar je Kommune bis 2030 wären nicht durch Dachbelegungen allein zu erreichen, sind daher Quatsch.

Susanne Netteln, 12.06.2025, 07:54 Uhr
5

Ich finde das Projekt sehr gut, was stört jemand eine Pv Anlage auf einer Freifläche.
Strom braucht jeder, aber bitte kein Atom keine Braunkohle und kein Windrad und keine PV Freiflächenanlage wo ist der Fehler?
Wohn auch in der nähe mich stört das überhaupt nicht.
Immer das gleiche nur nicht bei mir woanders gerne , wo soll der Strom herkommen? Ach ja der kommt aus der Steckdose und so soll es bleiben.

uwe, 12.06.2025, 10:46 Uhr
6

Es ist eine Schande. Das Gebiet ist Landschaftsschutz. Eine derartige Zerstörung von Natur ist eine Katastrophe. Auch muss diese Anlage Zuleitungen bekommen, die weitere Zerstörung mit sich bringen wird.

Hoffmann , 12.06.2025, 11:10 Uhr
7

Erstmal ist es eine Frechheit die Dorfbewohner als dumm darzustellen.

Jetzt kommen wir Mal zur konstruktiven Kritik die gewollt wurde:
1. Umweltschutz Zonen zu zerstören um umweltfreundlich Energie zu erzeugen ist ein Paradoxon in sich
2. JETZT noch PV Anlagen zu planen ohne dazugehörigen Speicher ist einfach nur noch peinlich.
3. Grundstückspreise und Immobilien so zu Entwerten ist an schamlosigkeit nicht zu überbieten.
4. Da nicht geplant ist das diese PV Anlage auf 100% läuft (wie jede) ist es Schwachsinn.
5. "Keine Bäume werden gefällt" diese Aussage spricht dafür das der Herr der agger keinen Plan von den Örtlichkeiten hat, somal auch gegen Baurecht verstoßen wird mit dem Zaun von über 2m.
7. Statt bestehende versiegelte Flächen zu nutzen( Rathausdach, forum, Parkhäuser, seven usw)

Patrick Hoffmann, 12.06.2025, 11:19 Uhr
8

Ich finde das Projekt sehr gut, alle reden übers Klima. Aber wenn es ernst wird gilt es wasch mir den Buckel, aber mach nicht nass. Von der Sonne, bekommt man keine Rechnung. Die leute müssen den Ball mal ganz flach halten.

Uwe Märtens, 12.06.2025, 12:14 Uhr
9

1.Sind die Solarzellen mit PFAS Ewigkeitscheniaklien beschichtet?
2.Wenn es den S.Besitzenr wirklich um zuverlässigen(ok,gibts bei S und W: eh nicht)Strom gehen würde würde man dieSolarzellen nicht nur nach Süden ausrichten sondern auch nach Norden,da verdient man aber natürlich weniger...

Peter Meier, 12.06.2025, 22:08 Uhr
10

@Patrick Hoffmann Von deinen 7 Punkten ist nur einer wirklich konstruktive Kritik, denn du nennst zwar Punkte, die deiner Meinung nach zu kritisieren sind, kannst aber nur in deinem 7. Punkt wirklich eine gute Alternative vorschlagen. Nenn doch bitte weitere Vorschläge und sag nicht einfach nur "ist es Schwachsinn" etc. Damit ist niemanden geholfen. Grundsätzlich sind wir uns doch alle einig, dass wir den gestiegenen Strombedarf decken müssen. Dass dies nur in Einklang mit der Umwelt geht werden uns spätestens unsere Enkel danken. Mit der heutigen Technik kommen daher bei uns hauptsächlich Wind- und Sonnenenergie in Frage. Ersteres wollen aber viele Mitbürger nicht in Ihrer unmittelbaren Nähe haben, sodass Solar eben die einzige alternative zum jetzigen Zeitpunkt ist.

Tim, 13.06.2025, 11:08 Uhr
11

Der Kritiker muss es nicht (besser machen). Lessing

Dirk, 13.06.2025, 23:34 Uhr
12

Mich würde das Durchschnittsalter der Kritiker interessieren....

Mal im Ernst. ES MUSS ETWAS GETAN WERDEN! Es geht um Klimaschutz. Wollen wir wirklich noch weiter fossile Energien und endliche Rohstoffe nutzen? Wenn ich dann lese "Zerstörung der Natur". Schon mal was von Biodiversität gehört? Die Flächen unter den Modulen können als Blühwiesen angelegt werden. Hier gibt es etliche positive Beispiele. Natürlich wäre eine Speicherlösung das i-Tüpfelchen, aber lasst uns doch endlich mal anfangen mit Klimaschutz!

Ne bergische Bock, 14.06.2025, 07:30 Uhr
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