POLITIK

Klimawandel: Maßnahmenpakete geschnürt - auch Bürger in der Pflicht

lw; 09.05.2025, 15:21 Uhr
Archivfotos: OA --- Waldbrände, Hochwasser oder Schäden durch Trockenheit: Der Klimawandel verschont auch das Oberbergische nicht.
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Klimawandel: Maßnahmenpakete geschnürt - auch Bürger in der Pflicht

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lw; 09.05.2025, 15:21 Uhr
Oberberg – Im Umweltausschuss wurde das interkommunale Klimawandelanpassungskonzept vorgestellt – Pläne für Kreis und Kommunen – Oberberger sollen stärker sensibilisiert werden.

Von Lars Weber

 

Der Blick in die oberbergischen Wälder zeigt es ebenso wie die noch bildhaften Erinnerungen an vergangene Hochwasser- oder Sturmereignisse: Der Klimawandel macht auch vor dem Oberbergischen Kreis nicht halt. Seit 1881 ist es hier laut Kreis schon zwei Grad wärmer geworden. Und der Kreis und seine Kommunen möchten sich vorbereiten, um mit den Veränderungen, die der Klimawandel mit sich bringt, besser umgehen zu können. Nachdem bereits 2020 ein kreisweites Starkregenrisikomanagement auf den Weg gebracht wurde, das nun fertig geworden ist (siehe Kasten), schob der Kreis in Abstimmung mit dem Kommunen noch nach. Seit Ende 2022 wurde an dem interkommunalen Klimawandelanpassungskonzept (kurz: KWAK) gemeinsam und mit Fachbüros gearbeitet. Nun ist das Ergebnis im Umweltausschuss vorgestellt worden – mit Handlungsempfehlungen für alle Beteiligten. Klarer denn je wurde bei den Präsentationen: Die Bürger müssen sich auch selbst aktiv mit den Themen auseinandersetzen.

 

Bei seiner Einführung ins Thema hob Umweltdezernent Frank Herhaus hervor, dass die Extremwetterereignisse im Kreis zunehmen werden, von Gefahren durch Hochwasser bis zu Waldbränden. Nicht zu vergessen seien auch gesundheitliche Aspekte, bedrohte Biodiversität oder die Risiken für Forst- und Landwirtschaft. Die Veränderungen, die nötig seien, könnten aber auch Chancen für positive Entwicklungen sein, in Bereichen wie Tourismus oder nachhaltigeres Wirtschaften. Das Konzept ausgearbeitet haben die Fachbüros GreenAdapt und B.A.U.M. Consult, beide aus Berlin, gemeinsam mit dem Kreis und den Kommunen. Für diese gibt es jeweils extra Maßnahmenkataloge, wie Carsten Walther (GreenAdapt) und Saskia Petersen (B.A.U.M.) bei der Präsentation herausarbeiteten.

 

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Verteilt sind die insgesamt 17 Maßnahmen auf sieben Bereiche (sogenannte Cluster) mit insgesamt 14 Handlungsfeldern. Walther und Petersen stellten einige von ihnen vor. So möchte man sich im Katastrophenschutz auf neue Herausforderungen einstellen. Qualifikation, Material und auch Organisation von Feuerwehren und anderen Organisationen stehen hier im Vordergrund, um gewappnet zu sein. Aber auch Kampagnen für das Ehrenamt gehören dazu. „Auch die Bevölkerung soll angesprochen werden.“ Sie solle sich informieren über mögliche Gefahren, aber auch mögliche Selbsthilfe, zum Beispiel bei vollgelaufenen Kellern oder einem Baum auf der Auffahrt. In Notsituationen, wo die Feuerwehr viele Einsatzorte hat, könnten die Ehrenamtler entlastet werden.

 

Sensibilisierung der Bürger steht auch bei der Maßnahme zur Waldbrandprävention, - erkennung und Erstbekämpfung im Fokus – schließlich seien „praktisch alle Brände“ auf menschliches Verhalten zurückzuführen. Warn- und Hinweisschilder sollen helfen, aber auch entsprechende Geräte für die Erstbekämpfung oder die Teilnahme an Forschungsprojekten.

 

Weiter soll ein Hochwasser-Netzwerk Oberberg im Aufgabenbereich des Kreises initiiert werden. Auch hier ein Ziel: Informationen sammeln, bündeln und an die Bevölkerung weitergeben. Die wenigen Beispiele zeigen schon: Der Bürger soll sich nicht nur auf die Politik oder die ehrenamtlichen Einsazukräfte verlassen, sondern selbst tätig werden. Daher ist die Sensibilisierung und Aktivierung der oberbergischen Bevölkerung auch gleich eine eigene Maßnahme. Vor allem auch Schüler sollen früh an das Thema Folgen des Klimawandels vor der eigenen Haustür herangeführt werden.

 

Kommunal finden sich ein „klimafitter Radverkehr“, die Schaffung kühler Orte oder auch Hitzeaktionspläne auf den Listen der Maßnahmen, die die Kommunen beschließen sollen. Zugeschnitten auf die jeweilige Kommune findet sich aber auch stets eine Fokusmaßnahme. In Wipperfürth, wo der Plan bereits im Klima-Umwelt-Natur-Ausschuss vorberaten wurde, ist dies zum Beispiel die klimagerechte Umgestaltung des Engelbert-von-Berg-Gymnasiums. Dort könnten Flächen entsiegelt und mehr grüne Orte entstehen, Wasserläufe geschaffen, mehr Schattenplätze oder auch ein Schulgarten entstehen. Mehr Grün und Wasser, weniger Beton und Hitze: Diese Formel solle im ganzen Kreis verfolgt werden. Über den Wipperfürther Katalog entscheidet der Rat. In den anderen oberbergischen Kommunen wird das Thema in den kommenden Wochen behandelt.

 

Der Kreistag wird über das gesamte KWAK entscheiden – aber erst im dritten Quartal. Das Konzept liegt noch nicht in finaler Form vor. Die Fraktionen sollen genug Zeit haben, sich damit auseinanderzusetzen und zu diskutieren. Automatisch umgesetzt werden die Maßnahmen jedoch nicht, sondern die Realisierung ist natürlich gerade auch an die finanziellen Möglichkeiten gekoppelt.

 

Starkregen: Welche Orte sind gefährdet?

 

Das kreisweite Starkregenrisikomanagement soll Menschen in Oberberg einen schnellen und genauen Einblick in die Gefahrensituationen geben, die durch Starkregen entstehen können. Inhaltlich wurde das Konzept durch die Firma Weber-Ingenieure aus Wuppertal erarbeitet und von der Projekt Agentur NRW flankiert. Barbara Werth stellte ihre Arbeit bei der Sitzung vor. Neben den Starkregengefahrenkarten und einer Risikoanalyse gehört dazu auch ein Handlungskonzept, aus dem entsprechende Vorsorgemaßnahmen abgeleitet werden können. 

 

Zu wissen, wo es bei Starkregen gefährlich werden könnte, heißt zum Beispiel auch, Evakuierungspläne – und routen erarbeiten zu können. Die Erkenntnisse werden aber auch Einfluss haben auf kommunale Baumaßnahmen oder Bauleitplanungen. Weiter seien auch hier die Bürger in der Pflicht. Wer sein Haus in einem Gefährdungsgebiet hat, kann sich informieren, was er gegebenenfalls tun kann. Dazu gibt es zum Beispiel unter www.obk.de/starkregen die Kontaktdaten der zuständigen Ansprechpartner der Kommunen. Umweltdezernent Frank Herhaus ist zuversichtlich, dass das kreisweite Starkregenrisikomanagement dadurch eine wertvolle Hilfe darstellt, um Eigenvorsorge treffen zu können.


Die Starkregengefahren- sowie die Starkregenrisikokarten können über das Internetangebot des Oberbergischen Kreises unter https://rio.obk.de unter der Anwendung „Klima, Natur und Umwelt“ abgerufen werden. Über den Informationsbutton werden dort auch die Farbgebungen in den Kartenwerken erläutert.

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