POLITIK
Bürgerbegehren soll Ratsbeschluss zur Alten Bücherfabrik kippen
Engelskirchen - 1.500 Unterschriften müssten bis Mitte Dezember zusammenkommen, um einen Bürgerentscheid zu erwirken.
Von Leif Schmittgen
Mittels eines Bürgerbegehrens zum Umbau der Alten Bücherfabrik in Ründeroth soll den Ratsbeschluss vom 28. September (OA berichtete) rückgängig machen, um das geplante Bürger- und Gesundheitszentrum an der Ründerother Oststraße durch Fördermittel gegebenenfalls doch noch zu realisieren. Der Vorsitzende des Heimat- und Verschönerungsvereins, Christoph Gissinger, hat das Vorhaben gemeinsam mit Klaus Noß (Ehrenvorsitzender des Vereins DöStieBu) und dem ehemaligen Ratsmitglied Annemarie Nusch-Schneider (ehemals Bündnis 90/Die Grünen) auf die Beine gestellt.
„Etliche Nachfragen haben uns erreicht, vielerorts hat es nur Unverständnis für die Kehrtwende gegeben“, berichtet Gissinger. Selbst aus den Reihen von Grünen- und CDU-Wählern (die Christdemokraten hatten geschlossen gegen die Beantragung der Mittel gestimmt, von den Grünen gab es ebenfalls Gegenstimmen) - habe er viele negative Reaktionen erhalten. „Wir möchten eine auf Jahre bestehende Industriebrache verhindern“, meint der Initiator. 1.500 Unterschriften werden bis Januar benötigt, damit sich der Rat erneut mit dem Thema befassen muss. Dieses Ziel möchte man bereits Mitte Dezember erreicht haben, damit die Liste noch vor Weihnachten an Engelskirchens Bürgermeister Dr. Gero Karthaus überreicht werden kann.
Das Gemeindeoberhaupt begrüßt das Projekt, stecke doch bereits viel Arbeit und damit auch Geld in der Planung für die Alte Bücherfabrik. „Sollte die Entscheidung vom September bestätigt werden, würde automatisch ein Bürgerentscheid folgen“, skizziert Karthaus das weitere Verfahren. Die Frist zur Beantragung von Fördergeldern endet am 30. September 2023. Vorher würden dann die Bürger zur Wahlurne gebeten. Eine einfache Mehrheit genügt, um dann den A-Stempel der Regionale 2025 zu beantragen. Finanzierbar wäre das Projekt laut Karthaus allemal, der Mehrwert für die Vereine und Bürger sei jeden Cent wert.
Etliche Unterschriften sind laut Gissinger bereits eingetroffen, weshalb er optimistisch ist, das Ziel zeitnah zu erreichen. Für die damalige Entscheidung hat er kein Verständnis: „Das sind politische Spielchen." Denn die tatsächliche jährliche Belastung für den Haushalt können aus Sicht des Initiators erst nach Eingang eines Fördermittelbescheides ermittelt werden. Hinzu käme, dass die Instandhaltungskosten für die Brache sowie der Unterhalt des alten Rathauses in Ründeroth, das von der Gemeinde verkauft werden würde, noch abgezogen würden. Gissinger geht unter dem Strich von etwa 150.000 Euro pro Jahr aus. Sollten die Kosten doch aus dem Ruder laufen, könne man das Vorhaben später immer noch stoppen.
Die Listen liegen bei zahlreichen Geschäften und Dienstleistern im gesamten Gemeindegebiet aus. Jeder, der über einen Erstwohnsitz in Engelskirchen verfügt, ist unterschriftsberechtigt (Mindestalter 16 Jahre). Außerdem können die Unterlagen per Mail unter buergerbegehren-buecherfabrik@t-online.de angefordert werden.
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KOMMENTARE
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Also ein Petition gegen das Baugebiet in Buschhausen wird wegen einem "Formulierungsfehler" abgelehnt, hier soll jetzt mal schnell ein Ratsbeschluss mittels Bürgerbegehren rückgängig gemacht werden. Geht das jetzt so in Deutschland? Es sollte doch jedem klar sein, dass unter den aktuellen Umständen - keiner weiss , wie es in den nächsten Jahren laufen wird - so ein Projekt nicht zu finanzieren ist. Das wird begonnen, dann wird es teurer und zum Schluß wird hintenrum die Bevölkerung zahlen, für die Vision und den Wunsch einiger weniger. Wandelt das Gebäude in Sozialwohnungen um, dann braucht auch kein Wald für Häuser abgeholzt werden.
B. Uschhausen, 18.11.2022, 13:40 Uhr2
Vielleicht ist ein Bürgerentscheid ja gar nicht schlecht. Die Stimmung im Gemeindegebiet, auch in Ründeroth, ist doch eher gegen das Millionenprojekt. Befürworter habe ich im Ort bislang nur vereinzelt angetroffen. Ärgerlich bleibt, dass die Initiatoren des Bürgerbegehrens für die finanziellen Folgen ihrer Entscheidung leider nicht belangt werden können.
, 19.11.2022, 02:59 Uhr3
Was bitte ist ein "innovatives Gesundheitszentrum"? Laut Planung sollen ein Fitnessstudio (haben wir genug!) , ein Sanitätsgeschäft, eine Arztpraxis sowie eine Apotheke einziehen (sofern man überhaupt solche Mieter findet). Wo ist da die Innovation? Nein, es geht um Selbstdarstellung ohne jede Vernunft. Man muss schon ziemlich naiv sein, um dafür zu unterschreiben
Ründerother mit Durchblick, 19.11.2022, 04:03 Uhr4
Sehr interessant: Die SPD Engelskirchen will um jeden Preis das Projekt Bücherfabrik durchpeitschen, notfalls auch per Bürgerentscheid. Die gleichen Vertreter im Kreistag lehnen dortige geplante Kreishauserweiterung ab und sprechen von "Gigantismus". Doppelmoral nennt man das hierzulande. Liebe Mitbürger, bitte erspart uns diesen Wahnsinn!
Dagmar L., 19.11.2022, 04:33 Uhr5
Vorschlag zur Güte: Jeder Unterstützer wird an den Baukosten finanziell beteiligt, dann ist der Spuk bestimmt bald vorbei...
, 19.11.2022, 04:47 Uhr6
Ein Ärztehaus, Reha und alles Barrierefrei ist eher interessant im Ort. Vor allen, was soll das mit der Veranstaltungshalle. Keinen interessieren die direkt anliegenden Anwohner. Das kann nur ein desaster werden!
Wichtiger wäre doch ein vernünftiger Bahnhof, vorallem barrierefrei!
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