POLITIK

Kommunales MVZ kurz vor der Gründung

lw; 26.06.2024, 18:35 Uhr
Foto: Lars Weber --- Momentan entsteht am Lindchenweg ein neues Medicenter. Dort soll unter anderem das KMVZ Nümbrecht einziehen. Ein Medicenter steht bereits in Wiehl und wurde ebenfalls vom Wiehler Investor Michael Pfeiffer gebaut.
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Kommunales MVZ kurz vor der Gründung

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lw; 26.06.2024, 18:35 Uhr
Nümbrecht – Zukunftsausschuss empfiehlt dem Rat die Gründung einer Gesellschaft – Gespräche mit Ärzten fortgeschritten.

Von Lars Weber

 

In Bergneustadt versucht die SPD gerade, die Pläne für ein kommunal geführtes Ärztehaus voranzubringen. Am Montag fand eine Infoveranstaltung statt, über einen Antrag wird erst im Rat gesprochen (OA berichtete). Wie es im Moment aussieht, können die Bergneustädter aus der Ferne den Nümbrechtern dabei zuschauen, welche Wirkung ein Kommunales medizinisches Versorgungszentrum (KMVZ) auf die eigene Gemeinde hat. Denn der Zukunftsausschuss hat gestern der Gründung einstimmig bei einer Enthaltung grünes Licht gegeben. Stimmt auch der Rat kommende Woche zu, kann die Verwaltung die Anträge für die neue GmbH einreichen.

 

Vor über einem Jahr hatte die Verwaltung den Prozess öffentlich angestoßen, mit dem sie dem Ärztemangel im ländlichen Raum entgegentreten möchte (OA berichtete). Seit 2015 zeige sich eine dauerhafte Unterdeckung im Bereich der Hausarztsitze im Planungsbereich Waldbröl. Vor neun Jahren gab es „nur“ vier freie Sitze in dem Bereich, zu dem neben Waldbröl und Nümbrecht auch Morsbach und Hennef gehören. Zum Ende des vergangenen Jahres waren es neun freie Sitze - mit klar negativer Tendenz. Da viele Ärzte den Gang in die Selbstständigkeit inzwischen scheuten, sowohl aufgrund des finanziellen Risikos als auch aufgrund der Arbeitszeitbelastung, möchte die Gemeinde Nümbrecht mit einem eigenen KMVZ die idealen Arbeitsbedingungen schaffen, um Haus- und Fachärzte aufs Land zu locken und anzustellen. Begleitet wurde der Prozess von Beginn an von Gabriele Dostal von der erfahrenen Managementberatungsgesellschaft dostal & partner.

 

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Weiterer Vorteil eines KMVZ: Die Kommune würde die Kontrolle über die Arztsitze behalten. Dieser Faktor war auch ein Grund dafür, dass Gespräche der Gemeinde mit dem Oberbergischen Kreis und den Kreiskliniken über eine mögliche Zusammenarbeit scheiterten.  Der Kreis habe das MVZ Nümbrecht in die bestehende MVZ Oberberg GmbH integrieren wollen, was die Einflussnahme durch die Gemeinde eingeschränkt hätte. Der Rat entschied daher bei seiner Mai-Sitzung (24 Ja-Stimmen, drei Nein-Stimmen), den bisher verfolgten Weg fortzusetzen.

 

Als Glücksfall bezeichnete Bürgermeister Hilko Redenius einmal mehr, dass die Gemeinde aufgrund des Investors Michael Pfeiffer zunächst kein Fremdkapital benötigt. Pfeiffer baut momentan direkt am Kurpark ein neues Medicenter, in dem auch das KMVZ angesiedelt werden soll. Da die Ausstattung der Praxis geleast werden soll, werde auch dafür kein Kredit nötig.

 

So ganz ohne Partnerschaften bei finanziellen Fragen geht es aber dann nicht. So muss die Gemeinde eine Rückbürgschaft in Höhe von 300.000 Euro übernehmen als Absicherung einer Bürgschaft gegenüber der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KV) und der Krankenkasse. Die eigentliche Bürgschaft übernimmt die Sparkasse Gummersbach ebenso wie Liquiditätssicherung und Anschubfinanzierung. Die Rückbürgschaft nickte der Ausschuss ebenfalls ab. Laut Redenius komme diese zum Einsatz, wenn die KV bei Abrechnungsfehlern Geld zurückverlangt, was aber kaum vorkomme, wie er sagte. Damit die Abrechnungen stimmen, soll für die Kaufmännische Leitung ein Fachbüro beauftragt werden, so Benjamin Häcke von der Wirtschaftsförderung.

 

Falls der Rat nächste Woche den Beschluss für die Gründung fasst, könnten anschließend die Gründungsformalitäten für die GmbH in die Wege geleitet werden, so Häcke weiter. Wenn die Gründung abgeschlossen ist, ermöglicht dies auch die Abschlüsse mit den zwei von der KV für ein MVZ vorgeschriebenen Gründungsärzten. Die Gespräche mit diesen liefen, im Hintergrund sei auch über die Verträge verhandelt worden. „Die Verträge stehen zu 90 Prozent.“ Weitere Ärzte sollen nach dem Gründungsprozess hinzukommen. Eine Anfrage habe es schon ganz ohne Werbung gegeben, bekräftigte Häcke seinen Optimismus, erfolgreich zu sein bei der Suche nach dem Fachpersonal. Redenius betonte, dass die medizinische Versorgung klar im Vordergrund des KMVZ stehen soll.

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