POLITIK

Wird aus dem „Lost Place“ der „Hubertuspark“?

ls; 04.09.2024, 15:00 Uhr
Foto: Marielena Rother/Pläne: RR Baudesign --- Ralf (li.) und Tim Rother haben Großes auf dem Areal in Ründeroth vor, fordern aber freie Hand zur Umsetzung und eine breite politische Mehrheit.
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Wird aus dem „Lost Place“ der „Hubertuspark“?

ls; 04.09.2024, 15:00 Uhr
Engelskirchen – Bei der gestrigen Sitzung des Planungs- und Umweltausschusses wurden Alternativpläne zur Nutzung der Alten Bücherfabrik vorgestellt, die künftig aber nicht mehr so heißen soll.

Von Leif Schmittgen

 

Die Gemeinde Engelskirchen hatte nach etlichen Planungen und jahrelangem politischen Diskurs das öffentliche multifunktionale Vorhaben zum Umbau der Alten Bücherfabrik in Ründeroth im vergangenen Jahr zu Grabe getragen. Wegen geänderter wirtschaftlicher Rahmenbedingungen (OA berichtete). Nun galt es Plan B aus der Tasche zu ziehen. Und hier könnte ein in der Gemeinde weithin bekannter Architekt in die Bresche springen und möglicherweise einen zweistelligen Millionenbetrag mithilfe weiterer noch zu bestimmender Gewerke in das Vorhaben investieren.

 

Ralf Rother und sein Sohn Tim könnten den „Lost Place“ in eine Wohn- und Kleingewerbeanlage verwandeln, dazu gab es von vornherein aber von beiden klare Vorgaben bei der gestrigen Sitzung des Planungs- und Umweltausschusses. Als erstes würde der Architekt gerne mit der bisherigen Bezeichnung des Areals brechen. „Der Name Bücherfabrik ist negativ behaftet“, sagte Ralf Rother im Gremium. Stattdessen schlug er den Arbeitstitel „Hubertuspark“ entsprechend der dort angrenzenden Straße vor.

 

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Parkähnlich sehen die gestern vorgestellten Pläne tatsächlich aus, auch wenn die Ideenfindung noch in einem sehr frühen Stadium ist. Bäume und Pflanzen könnten im oberen Bereich für mehr Aufenthaltsqualität sorgen, wo sieben Wohngebäude mit einer Gesamtfläche von 4.200 Quadratmetern vorgesehen sind. Diese können dann als Eigentums- oder Mietobjekte genutzt werden. Eine Bestandsanalyse hatte ergeben, dass weite Teile der Industriebrache baufällig bzw. stark sanierungsbedürftig seien, weshalb einige Teile (anders als seinerzeit öffentlich geplant) dem Abrisshammer zum Opfer fallen würden.

 

 

Und auch dabei wünschen sich die Architekten freie Hand. „Politische Grabenkämpfe möchten wir nicht und lassen das Vorhaben ansonsten fallen“, betonte Rother. Neben den neu zu errichtenden Häusern sollen Teile des Altbestands aber erhalten bleiben. So sollen in bestehenden Lagerhallen eine Kindertagesstätte für drei Gruppen, weitere Apartments und betreutes Wohnen realisiert werden. Zusätzlich sollen Lagerhallen und Kleingewerbebetriebe oder Praxen dort eine neue Heimat finden.

 

 

Große Teile des Dachs müssen auch im Bestand ausgetauscht werden. In jedem Fall erhalten bleiben soll der Schornstein als Industriedenkmal. Das Bauwerk am LVR-Museum im Hauptort könnte dabei als Vorbild dienen. Mit der Gustav-Jaeger-Straße wird die Erinnerung an Vergangenes ebenfalls aufrechterhalten, diese dient als Zufahrt für das ansonsten zur Hauptstraße hin offen gestaltete und in jeder Ebene barrierefreie Areal.

 

Politisch stießen die Pläne auf breite Zustimmung, insbesondere bei den großen Fraktionen von Sozial- und Christdemokraten. „Bei solchen Investitionen ist es selbstverständlich, dass der Bauherr freie Hand hat“, meinte Marcus Dräger (CDU). Auch Monika Gudelhöfer (SPD) freute sich über eine mögliche Aufwertung des Areals - mit Strahlkraft weit über Ründeroth hinaus. Karl Lüdenbach von den Grünen zeigte sich enttäuscht von der CDU-Haltung, die beim öffentlichen Vorhaben noch strikt gegen die Pläne gewesen sei. Außerdem schlug er vor, die bereits seinerzeit von der Verwaltung beauftragten Architekturpläne mit einfließen zu lassen. Das bezeichnete Bürgermeister Dr. Gero Karthaus als unrealistisch. „Wir haben einen regionalen Investor, der Interesse zeigt und wir die Chance nutzen. Auch wenn wir dabei komplett das Heft aus der Hand geben“, so Karthaus.

 

Die beiden Architekten gaben eine breite politische Mehrheit als klare Devise fürs Weitermachen aus, diese könnte durch einen Ratsbeschluss in der Oktobersitzung fallen. Dann könnte die Industriebrache binnen der kommenden sechs Jahre zu neuem Leben erweckt werden. Zunächst gilt es aber, die baurechtlichen Voraussetzungen zu erfüllen.

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