POLITIK

„Das demokratische System muss verteidigt werden“

lw; 12.02.2020, 13:58 Uhr
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Fotos: Leif Schmittgen --- Landrat Jochen Hagt stellte sich den Fragen der OA-Redaktion.
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„Das demokratische System muss verteidigt werden“

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lw; 12.02.2020, 13:58 Uhr
Gummersbach – Landrat Jochen Hagt stattete heute der Redaktion von OA einen Besuch ab – Unter anderem sprach er über seine erneute Kandidatur, die angestrebte S-Bahnverbindung nach Köln und die Stärkung des Ehrenamts.

Von Lars Weber

 

Es ist ein entscheidendes Jahr für Jochen Hagt. Bei den Wahlen am 13. September wird sich entscheiden, ob der amtierende Landrat sein Amt weiter bekleiden kann. Aber auch darüber hinaus gibt es für Hagt eine Vielzahl drängender Themen, über die er heute bei einem Redaktionsgespräch bei Oberberg-Aktuell gesprochen hat. Ein Überblick:

 

Kandidatur

 

Der 62-Jährige fühlt sich noch nicht nach Pension, deshalb möchte er sich im September erneut zum Landrat wählen lassen. „Die Kreisverwaltung hat viele Dinge angestoßen, die erledigt werden müssen.“ Dazu zähle die Modernisierung der Verwaltung selbst, die Gesundheitswirtschaft müsse nach vorne gebracht, die Wirtschaft unterstützt werden. Aber auch die Regionale 2025 stehe im Fokus. „Sie ist ein Glücksfall für den gesamten Kreis und wird zukunftsweisende Projekte ermöglichen, die ohne ein solches Programm nicht möglich sind.“ Ob es mit oder ohne Gegenkandidaten in den Wahlkampf gehe, sei für ihn nicht so wichtig. „Ich habe meine eigenen Ziele und Vorstellungen, die ich umsetzen möchte. Ich bin überzeugt, dass ich gute Arbeit geleistet habe. Die Wähler werden entscheiden, ob sie das auch so sehen.“

 

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Ehrenamt

 

Auch hinsichtlich des demografischen Wandels, „einer der größten Herausforderungen für den Kreis“, steht das Thema Ehrenamt weit oben auf Hagts Agenda. „Das Ehrenamt ist der Kit der Gesellschaft.“ Noch dazu sei es ein Standortfaktor. Laut Prognosen sollen im Kreis bis 2030 mehr als 70.000 Menschen über 65 Jahre alt sein, während die Zahl der 16- bis 25-Jährigen bei 21.000 liegen soll. Da sei es wichtig, dass das freiwillige Engagement stärker gefördert und auch erleichtert wird, nicht nur in Vereinen. Mit der Ehrenamtsinitiative Weitblick gebe es bereits eine Alternative zur Vereinsstruktur. Zudem wurde von Kreis und Bildungseinrichtungen die Ehrenamtsakademie gegründet, die unter anderem gebührenfreie Fortbildungen ermöglicht. Weiter möchte Hagt ähnlich dem Gütezeichen „Mittelstandsorientierte Verwaltung“ eine Ehrenamtsorientierte Verwaltung aufziehen. „Wer sich ehrenamtlich engagiert, möchte sich nicht mit Bürokratie aufhalten.“ Das Projekt stehe noch am Anfang, in einem Jahr möchte er schon weiter sein. Dazu suche er auch externe Partner.

 

Politische Stimmung im Land und Kreis

 

Hagt stellt klar, dass er als Landrat für die freiheitliche demokratische Grundordnung eintritt und dies künftig noch wichtiger werden könnte. „Das System muss verteidigt werden.“ Auch in Verbindung zu den Ereignissen in Thüringen müssten die Parteien deutlich machen, wofür sie stehen, sagt das CDU-Mitglied. Die Bürger müssten mit teils abrupten Veränderungen zurechtkommen. Sie machten sich Gedanken über das Klima oder auch darüber, wie sicher ihr Erspartes in einer Welt ohne Zinsen sei. Diese Entwicklung trage viel zur aktuellen Stimmung bei. Dabei habe sich die Diskussionskultur gerade über die sozialen Medien verändert. Die Geschwindigkeit, mit der sich Themen veränderten, habe zugenommen. „Damit müssen auch alle Parteien klarkommen. Es sei nicht gut, den Themen nur hinterher zu laufen.“ Darum sei es wichtig, klare Ziele zu formulieren, um damit in einen Diskurs treten zu können. „Nur dann funktioniert Demokratie.“ Hagt spricht sich dabei gegen jede Form von Extremismus, egal von links oder von rechts, aus. Mit der AfD sieht er keine Schnittmengen.

 

Klima und Mobilität

 

Fridays for Future hätten das Thema Klimawandel in der Gesamtgesellschaft platziert. „Das war ein riesiger Erfolg der Bewegung.“ Die Kreisverwaltung sei aber auch schon davor nicht untätig gewesen, dies zeige das kürzlich vorgestellte Programm „Klima – Umwelt – Natur Oberberg“. Dieses beinhalte nicht nur alle bislang begonnenen Projekte im Rahmen des Klimaschutzes, sondern auch viele neue Ansätze. Beim Thema Mobilität sollte man sich aber „nicht in die Tasche lügen“. Im ländlichen Raum werde auch zukünftig weiter viel Auto gefahren werden – egal mit welchem Antrieb. Deshalb müssten zum einen die Straßen in einem guten Zustand sein sowie auf lange Sicht bessere Verbindungen zwischen dem Norden und Süden des Kreises geschaffen werden. Auch der dreispurige Ausbau der A4 sei entscheidend, um eine attraktive und zukunftssichere Infrastruktur zu schaffen. Zum anderen seien die Veränderungen im Zugverkehr, von der RB25 zur S15, ein weiteres wichtiges Puzzleteil. Das Projekt S-Bahn sei „ein Meilenstein beim Schienenverkehr“ für den Kreis.

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