WIRTSCHAFT
Das Gemeinwohl als Erfolgsfaktor
Wiehl – Informationsabend in der Volksbank Oberberg widmet sich unter anderem der nachhaltigen Transformation von Unternehmen.
Von Lars Weber
Mehr als 30 Vertreter von Mittelständlern, Gemeindevertretern und aus der Wirtschaftsförderung haben sich am Mittwoch über nachhaltige Unternehmenstransformation informiert. Dazu hatte die Regionalgruppe des Vereins Gemeinwohlökonomie Rheinland (GWÖ) zum Kooperationspartner in die Hauptfiliale der Volksbank Oberberg in Wiehl eingeladen. Im Fokus des Abends stand neben dem Netzwerken das vom NRW-Arbeitsministerium geförderte Projekt „AGIL – Akademie für Gemeinwohl im ländlichen Raum“, in dessen Rahmen ein Leitfaden zur Weiterbildung von Mitarbeitern entwickelt worden ist.
Oliver Dreber und Paul Teschke, letzterer ist Koordinator der Regionalgruppe, die sich 2020 gegründet hatte, stellten zunächst die GWÖ vor. Die Gemeinwohlökonomie ist vereinfacht gesagt ein ethisches Wirtschaftsmodell. „Wir stellen die Frage, ob Wachstum der einzige Motor sein sollte“, so Dreber. Die Mitglieder sehen stattdessen das Gemeinwohl als zentralen Treiber. Nicht nur die Zahlen zeugen also von Erfolg oder Misserfolg eines Unternehmens, sondern auch diverse andere Faktoren. Als Kernwerte stehen für die GWO die Menschenwürde, Solidarität und Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit sowie Transparenz und Mitentscheidung im Mittelpunkt, anhand derer im Zusammenspiel mit Themen wie Lieferketten, Kunden oder dem gesellschaftlichen Umfeld eine Unternehmensanalyse möglich ist.
[Oliver Dreber und Paul Teschke, Koordinator der Regionalgruppe Oberberg der GWÖ.]
Die sogenannte Gemeinwohlbilanz sei im Raum Deutschland, Österreich und Schweiz inzwischen von mehr als 1.100 Unternehmen erstellt worden, wie Dr. Christoph Harrach von der Stiftung Gemeinwohl-Ökonomie NRW bilanzierte. Er stellte den Transformationsleitfaden für Mitarbeiter vor. Dieser wurde in den vergangenen Jahren erstellt und steht nun zum Download bereit. „Jedes Unternehmen ist anders, bei jedem ist der Weg zur Nachhaltigkeit verschieden“, so Dr. Harrach. Es sei nötig, zu probieren. „Einfach nur überstülpen geht nicht.“ Für Veränderung müssten die Mitarbeiter Spaß daran haben, die Notwendigkeit verstehen und es selbst wollen.
Als Ziel nannte Dr. Harrach, dass man das Wissen zur betrieblichen Nachhaltigkeit aufbauen möchte. Dazu gehöre es vor allem, Fragen zu stellen: Wo kommt der Kaffee in der Kantine her? Was für Papier nutzt man für das Drucken? Wer sind die Lieferanten des Unternehmens? Wo kommen deren Produkte her? Ansätze gibt es viele, Antworten ebenso. Dr. Harrach und die GWÖ-Mitstreiter sind überzeugt davon, dass die Sensibilisierung zur Gemeinwohlökonomie Unternehmen zukunftssicherer macht. Im Vergleich zu einer umfassenden Analyse ist es mithilfe des Leitfadens und den enthaltenen Videos und Quizfragen möglich, das eigene Unternehmen zu hinterfragen. „Wo stehen wir mit unserem Unternehmen?“ Von der Beantwortung dieser Frage könne weiter überlegt werden, wohin der Betrieb möchte. Ziel der GWÖ sei es, das Zertifikat Transformationsmanager ins Leben zu rufen. „Das ist in der Pipeline“, so Dr. Harrach.
Mit dem Thema Transformation kenne man sich bei der Volksbank Oberberg bestens aus, sagte Sascha Müller in seinem Grußwort zu Beginn des Abends. Und damit meinte Müller nicht nur den momentanen Umbau der Wiehler Hauptfiliale der Genossenschaftsbank. Müller ist dort für Innovation und Geschäftsfeldentwicklung zuständig. „Veränderungen werden jeden Tag herbeigeführt“, so Müller. Agieren statt nur zu reagieren, dies sei dabei wichtig. Für die GWÖ möchte die Volksbank Oberberg Netzwerkpartner sein und eine Plattform zum Austausch anbieten. Dazu war der Mittwochabend ein erster Start.
Weitere Informationen gibt es hier und hier. Die Regionalgruppe Oberberg sucht noch weitere Mitglieder. Getroffen wird sich einmal im Monat. Interessierte können sich bei Paul Teschke per E-Mail melden.
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