HANDBALL
Irre Serie: Löwen holen dritte ‚Sofa-Meisterschaft‘
Oberberg - Erneuter Couch-Titel für die HBD Löwen Oberberg - Durch die Spielabsage des TuS Ehrenfeld 65 steht das Team von Dennis Hermann vorzeitig als Aufsteiger in die Oberliga fest.
Von Peter Notbohm
Dieses Kuriosum dürfte in Handball-Deutschland wahrscheinlich einmalig sein. Auf- und Abstiege werden üblicherweise auf dem Handballfeld entschieden. Dazu gehören verspritzter Meistersekt oder bittere Abstiegstränen nach dem Abpfiff des entscheidenden Spiels. Die jungen Handballerinnen der HBD Löwen Oberberg kennen dieses Gefühl dagegen überhaupt nicht. Denn: Zum dritten Mal innerhalb von zwei Jahren holte die Spielgemeinschaft aus Bergneustadt und Derschlag den Titel auf der heimischen Couch.
Begonnen hat die irre Serie im März 2024: Der ärgste Verfolger Tschft. St. Tönis sagte in der U17-Regionalliga das Gipfeltreffen ab, die Löwen waren Meister. Geschichte wiederholte sich: Vor einer Woche verzichtete Liga-Schlusslicht Poppelsdorfer HV in der U19-Regionalliga auf die Reise ins Oberbergische, wieder waren die Löwen auf dem Sofa Meister geworden. Zufall? Wahrscheinlich!
Doch nun wird es wirklich kurios: Auch in der Frauen-Verbandsliga darf die Mannschaft um die Kuxdorf-Schwestern wieder nicht auf dem Feld jubeln. Der letzte verbliebene Verfolger, der TuS Ehrenfeld 65, sagte am Sonntagabend sein Meisterschaftsspiel in Bocklemünd am kommenden Wochenende ab – vermutlich wegen Spielermangel, den genauen Grund konnte Staffelleiter Matthias Stöwer nicht nennen. Vier Spieltage vor dem Saisonende sind die Löwen erneut nicht mehr einholbar.
„Natürlich freuen wir uns trotzdem, aber das ist schon ein bisschen ärgerlich“, kann Löwen-Trainer Dennis Hermann diese Kuriosität selbst nicht ganz glauben. Für die Löwen besonders ärgerlich: Sie hatten bewusst das Ziel ausgegeben, im Heimspiel gegen Bonn am kommenden Samstag den Titel klarmachen zu können und alle Voraussetzungen dafür erfüllt. Nun bleibt es bei einer kurzen Ehrung durch den Verein, eine offizielle Meisterehrung durch den Verband wird es nicht geben. Diese Ehre bleibt dem Regionalligachampion vorbehalten.
Hermann ist trotzdem stolz auf sein Team, das damit den Durchmarsch aus der Regionsoberliga (ehemals Kreisliga) in die Oberliga perfekt gemacht hat. Mit der rasanten Entwicklung seiner jungen Spielerinnen hatte er vor der Saison nicht unbedingt gerechnet, wie er verrät: „Wir waren uns im Verein und im Trainerteam alle bewusst, auf welchem Niveau die Mädels spielen können. Das haben sie auch im Pokal gegen Nümbrecht gezeigt. Aber, dass wir so souverän und konstant durch die Verbandsliga marschieren, hätte ich im Sommer niemals erwartet.“
Denn: Viele Spielerinnen sind erst 17 Jahre alt und hatten zudem die Doppelbelastung durch die Jugend-Regionalliga. An vielen Wochenenden musste man in zwei Spielen antreten. Dazu kamen langfristige Ausfälle von absoluten Leistungsträgern wie Jessy Kuxdorf in der Hinrunde sowie Mia Schneider, die ebenfalls zehn Spiele fehlte. „Ich habe wirklich gedacht, dass wir mehr verlieren werden. Solch eine Konstanz erwartet man in dem Alter einfach noch nicht“, so Hermann.
Was ihn besonders beeindruckt: Galt das Team früher als eher defensivschwach hat das Jahr im Frauen-Handball zu einem echten Wandel geführt. Mittlerweile ist die Deckung das absolute Prunkstück der Löwen. Ihren Anteil haben daran laut Hermann auch die erfahrenen Spielerinnen, die den jungen Talenten immer wieder Tipps mitgeben konnten. „Dazu waren sie immer zuverlässig und wir sind unheimlich schnell als Team zusammengewachsen“, so der Löwen-Coach.
Spannend wird auch die kommende Saison. Die weibliche Jugend-Bundesliga wird nicht mehr in Turnierform durchgeführt, sondern bekommt einen eigenen Liga-Modus und damit mehr Spiele. Nachdem die Löwen im vergangenen Sommer in der Qualifikation gescheitert waren, will man nun mit dem älteren Jahrgang einen neuen Anlauf nehmen. Und auch in der Frauen-Oberliga will man nicht nur in der Liga ankommen. Hermann: „Natürlich müssen wir schauen, wie wir die Doppelbelastung hinbekommen, aber langfristig wollen wir auch in der Oberliga eine gute Rolle spielen.“ Dafür soll das Team auch verstärkt werden: Gespräche mit potenziellen Neuzugängen laufen.
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