JUNGE LEUTE

Gesundheitscheck: Spielerisch zum Monsterdiplom

lw; 24.06.2024, 16:48 Uhr
Fotos: Lars Weber --- Jona (li.) und Mattheo bekommen einen Stempel von Sieglinde Lemmer: Im Händewaschen sind die beiden Jungs schon echt spitze.
JUNGE LEUTE

Gesundheitscheck: Spielerisch zum Monsterdiplom

lw; 24.06.2024, 16:48 Uhr
Oberberg – Aktionstage im Rahmen des Projekts zum Infektionsschutz in Kitas im Oberbergischen Kreis – Kindern zentrale Kompetenzen beibringen.

Von Lars Weber

 

Schon früh wichtige gesundheitliche Kompetenzen wie das richtige Händewaschen lernen. Spielerisch die motorischen und sprachlichen Fähigkeiten auf die Probe stellen und entwickeln. Dies hat heute bei einem Aktionstag in der evangelischen Kita Sonnenstrahl in Waldbröl auf dem Programm für die vierjährigen Kinder gestanden. Und wenn es dann noch bei einem Flur-Parkour ein Monsterdiplom samt Tasche und T-Shirt zu verdienen gibt, macht so ein Gesundheitsscheck natürlich erst recht Spaß. Dieser gehörte zum Projekt „Infektionsschutz mit Peer to Peer im Oberbergischen Kreis“, das im vergangenen Jahr gestartet war (OA berichtete).

 

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Neun Kitas nehmen daran teil aus Sozialräumen, die bei einer Analyse aufgefallen waren. Angestoßen wurde diese von dem Masernausbruch ein Jahr vor der Pandemie und den hohen Inzidenzen währenddessen. Dabei hatte sich gezeigt, dass in Teilen von Bergneustadt, Gummersbach, Radevormwald und Waldbröl gesundheitliche Kompetenzen, hygienisches Wissen und die Impfbereitschaft aufgrund verschiedener Faktoren – sei es Herkunft, Religion, Bildung oder Einstellung – gering sind und das Ausbruchsgeschehen beeinflussten. Auch bei der abgeschlossenen Grundimmunisierung finden sich die Oberberger im NRW-Vergleich unten in der Tabelle wieder. Nicht zuletzt wiesen auch die aktuellen Schuleingangsuntersuchungen wieder Missverhältnisse in der Kinderentwicklungen auf (OA berichtete).

 

[Projektkoordinatorin Kübra Bidil (oben) und Natalia Jörg, Leiterin des Kinder- und Jugendärztlichen Dienstes, erklären den Kindern ihre Aufgaben.]

 

Innerhalb des Projekts, das durch das Ministerium des Landes NRW für Arbeit, Gesundheit und Soziales gefördert und vom Landeszentrum Gesundheit NRW fachlich begleitet wird, sollen zum einen extra geschulte Erzieherinnen und Erzieher sowie die Kitaleitungen die Themen Gesundheit und Hygiene in den Einrichtungen aufbereiten. Vor allem sollen aber auch die Eltern auf Augenhöhe angesprochen werden, um das Bewusstsein für die Themen auch dort zu schaffen, wie Kreisgesundheitsamtsleiterin Kaija Elvermann in der Kita Sonnenstrahl sagte. „Prävention ist eine neverending story, ein Dauerthema, wo wir dranbleiben müssen.“

 

Viele der Vierjährigen waren bei ihrem Flur-Parkour mit Eifer bei der Sache. Anfangs wurde ihr Impfpass und ihr U-Heft überprüft. Im Tausch gab es das Monsterdiplom und den ersten Stempel, um dieses zu bestehen. Weitere fünf konnten an den folgenden Stationen gesammelt werden. Ähnlich wie bei den vorgeschriebenen Kinderuntersuchungen oder später auch bei den Schuleingangsuntersuchungen durften die Vierjährigen malen, hüpfen oder auch Fantasieworte nachsprechen, womit Fein- und Grobmotorik, Sprachfähigkeiten sowie die allgemeine Entwicklung getestet wurden. Begleitet wurden sie dabei von Kinderärztin Tatjana Schäfer, Projektkoordinatorin Kübra Bidil und Fachpersonal des Gesundheitsamts.

 

[Noch weisen Mattheos Hände eine weiße Färbung vom "Zauberdreck" auf - nach dem Händewaschen wird die Färbung unter dem UV-Licht verschwunden sein.]

 

Besonders viel Spaß hatten sie aber bei der Station von Sieglinde Lemmer. Bei ihr durften sich die Kinder „Zauberdreck“ an die Hände reiben. Unter UV-Licht war der „Dreck“ klar zu erkennen. Anschließend wurden sie zum Händewaschen geschickt – und durften danach selbst unter dem UV-Licht überprüfen, wie gründlich sie dabei waren.

 

Wenn auch der letzte Stempel verdient wurde, bekamen die Kinder neben einem T-Shirt eine Tasche mit Pixiebuch, Stiften und Ausmalbild – aber eben auch Material für die Eltern in mehreren Sprachen, einen Impfkalender und einem ärztlichen Empfehlungsschreiben an die Erziehungsberechtigten.

 

[Kinderärztin Tatjana Schäfer kann die Fähigkeiten der Vierjährigen gut einschätzen.]

 

Seit September läuft das Projekt. Nach einem analytischen Teil zu Beginn und der Schulung der Kita-Kräfte ist inzwischen der praktische Teil angebrochen. Die Peers in den neun Kitas führten Kinder und Eltern individuell an das Thema heran. Die Aktionstage jetzt kurz vor den Sommerferien seien der nächste Baustein. Elvermann ist zufrieden mit dem Projektverlauf. Gerade die geschulten Fachkräfte als Brücke zwischen ihren Einrichtungen und dem Gesundheitsamt erleichterten vieles. Die Beantwortung kleiner Fragen gehe schnell vonstatten, wo zuvor vielleicht ein längerer Prozess angestoßen wurde.

 

Noch bis Ende März 2025 läuft das Projekt, wobei die Analyse und Evaluation der anonymisierten Daten (mit Einverständnis der Eltern) darüber hinaus laufen wird. Die Entwicklung soll überprüfbar sein anhand der Ergebnisse in den Schuleingangsuntersuchungen der Kinder. „Sind meldepflichtige Krankheiten zurückgegangen über die Jahre? Steigt die Impfquote?“ Dies seien Faktoren, die im Blickpunkt stehen werden. Gerne würde Elvermann das Programm auch auf weitere Kitas ausrollen. Ob es soweit kommen wird, komme aber auf die Fördersituation an.

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