JUNGE LEUTE
Mit der VR-Brille gegen den Fachkräftemangel
Wiehl - Bei der Firma Unitechnik schauten heute im Rahmen der MINT-Angebote des Kreises 13 Jugendliche vorbei und gingen dabei mit verschiedenen Ausbildungsberufen auf Tuchfühlung.
Von Leif Schmittgen
Unternehmen haben unterschiedliche Möglichkeiten, um an qualifizierte Nachwuchskräfte zu gelangen. Eine davon ist das MINT-Angebot (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) „MINTerativ“des Oberbergischen Kreises, bei der junge Menschen an einem Ferientag in Betriebe eintauchen können. Heute haben sich insgesamt 13 Schüler bei Unitechnik in Wiehl-Bomig eingefunden, um dort Schaltungen zu bauen, eine Modell-Lagerlogistikanlage zum Laufen zu bringen und um mit einer speziellen Brille einen virtuellen Arbeitsplatz zu erkunden.
[Azubi Danilo und sein Chef Wolfgang Cieplik.]
„Das ist schon cool“, befindet ein Teilnehmer, als er mithilfe von Controllern Kisten greift und sie auf Förderbänder legt. Diese scheinbare Spielerei hat allerdings einen ersten Hintergrund: „Sie wurde von uns einst für einen Kunden entwickelt, der Bewegungsabläufe seiner Mitarbeiter beim Kommissionieren von Waren optimieren wollte“, sagt Unitechnik-Inhaber Wolfgang Cieplik. Heute stieß das virtuelle Erlebnis auf Begeisterung bei allen Beteiligten und diese soll nach Ciepliks Wunsch bei den Schülern auch auf das Unternehmen überschwappen. Deshalb sorgt der Auszubildende Danilo für weitere Erfolgserlebnisse bei den potenziellen Nachwuchskräften. Auch alterstechnisch fast auf Augenhöhe, weist der junge Mann Burkhard den richtigen Weg zur Programmierung einer Förderanlage. Das Ergebnis kann sogleich am Miniaturmodell überprüft werden.
Dass die Grenzen zwischen den angebotenen Ausbildungsberufen zum Fachinformatiker und Elektroniker für Betriebstechnik fließend sind, lernen die 13- bis 16-jährigen Jugendlichen auch beim Bestücken von Schaltschränken. Dort ist noch echte Handarbeit gefragt. Anhand von ausgedruckten Plänen wird ein Schaltkreis im Kasten so gebaut, dass am Ende - die Kabel müssen die Teilnehmer selbst scheiden und einbauen - eine Lampe aufleuchtet. Das funktioniert nicht gleich bei jedem auf Anhieb. Bei Fragen gibt Marie-Jolie - sie befindet sich im zweiten Lehrjahr - gerne Tipps: „Gleich die Lösung zu verraten, wäre zu einfach. Es soll sich ja schließlich ein Lerneffekt einstellen“, meint die 20-Jährige, die ihre Technikbegeisterung bei der Jugendfeuerwehr entdeckt hat und nun auch im Beruf verwirklicht.
Im aktuellen Fall kann Cieplik keine erfolgreichen Rekrutierungen vermelden, denn Unitechnik beteiligt sich erst im dritten Jahr an dem MINT-Angebot. „Dazu ist die Altersspanne bis zum Abitur zu hoch“, hofft der Inhaber, vielleicht im kommenden Jahr Praktikanten oder gar Azubis einzustellen, gerne auch ohne Hochschulreife. Länger dabei ist sein Unternehmen, das in zweiter Generation seit 50 Jahren besteht, bei anderen Formaten wie Ausbildungsmessen oder der „Nacht der Industrie“. Bei letzterer wurde Danilo für die Arbeit beim Lagerlogistikhersteller so begeistert, dass er einen Ausbildungsvertrag unterschrieb.
Zahlreiche weitere Unternehmen und Institutionen buhlen beim Herbstferienprogramm „MINTeraktiv“ um Nachwuchkräfte.
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