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Aptiv schließt Standort: Rund 250 Mitarbeiter vor ungewisser Zukunft

lw; 03.02.2023, 18:00 Uhr
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Foto: Lars Weber.
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Aptiv schließt Standort: Rund 250 Mitarbeiter vor ungewisser Zukunft

lw; 03.02.2023, 18:00 Uhr
Engelskirchen – Automobilzulieferer möchte die Produktion von Osberghausen ins Ausland verlagern – Beschäftigte in Schockstarre – Unverständnis für den überraschenden Schritt.

Von Lars Weber

 

Die Hiobsbotschaft kam für die Angestellten des Aptiv-Standorts (ehemals Delphi, davor Megamos) in Osberghausen am 19. Januar: Das Werk des Automobilzulieferers, in dem kleine Elektronikteile, darunter Ultraschallsensoren, Funkübertragungsmodule, Zentraleinheiten und Bordnetzsteuergeräte produziert werden, soll geschlossen werden. Innerhalb der nächsten rund zwei Jahre solle die gesamte Produktion an andere Standorte von Aptiv im polnischen Danzig und Nord-Mazedonien verlegt werden. Für die rund 250 Mitarbeiter sei die Ankündigung aus dem Nichts gekommen, sie befinden sich in „Schockstarre“, wie Betriebsrat und IG Metall unisono im Gespräch mit OA sagten.

 

Vor der Belegschaftsversammlung vor rund zwei Wochen habe es keinerlei Hinweise auf den brisanten Inhalt gegeben, so Martin Feldmann, Sprecher des Betriebsrats, und selbst schon seit Jahrzehnten in dem Betrieb im Gewerbegebiet Wiehlpuhl tätig. Gegenüber OA erklärte eine Kommunikationsagentur für den Konzern die geplante Verlegung der Produktion an andere Standorte so: „Dort haben wir bereits bestehende Produktionskapazitäten und Infrastruktur, woraus sich Synergien ergeben“. Diese Konsolidierung der Kapazitäten werde es Aptiv ermöglichen, die anstehenden Herausforderungen anzugehen. „Diese ergeben sich durch eine veränderte Kundennachfrage für die in Osberghausen hergestellten Produkte und den damit verbundenen Kostendruck.“ Die Maßnahmen seien für „den langfristigen Erfolg des Unternehmens“ notwendig.

 

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Feldmann fehlt das Verständnis für die Entscheidungen des Konzerns. Selbst in der schwierigen Zeit in den vergangenen Jahren mit Corona und der Bauteilkrise sei das Werk gut herausgekommen. „Wir haben gute Umsätze gemacht, haben jetzt Vollauslastung mit regelmäßigen Samstagsschichten.“ In Osberghausen seien in den vergangenen Jahrzehnten keine roten Zahlen geschrieben worden. „Wir sind wirtschaftlich gesund“, sagt Feldmann. Auf der anderen Seite müssten die Standorte in Polen und Mazedonien teils ausgebaut und der Technologietransfer geleistet werden. „Dafür werden hohe Investitionen nötig sein, das macht eigentlich wenig Sinn.“

 

Plötzlich stehen die Angestellten vor einer unsicheren Zukunft. Es gebe viele Mitarbeiter, die seit Megamos-Zeiten in den 1980er-Jahren schon in Osberghausen arbeiten. Diese seien jetzt zwischen 50 und 60 Jahre alt. Werner Kusel, geschäftsführender Bevollmächtigter der IG Metall Oberberg, weiß: „Die Perspektive für sie ist schwierig. Solche Arbeitsplätze an einem Montagestandort sind in Oberberg inzwischen schwer zu finden, es gibt sie kaum noch.“ Feldmann ergänzt: „Die Menschen fühlen sich vor den Kopf gestoßen“. Man sei als Familie mit dieser Firma groß geworden. „Nun wird uns die Familie genommen.“ Man könne an diesem Beispiel erkennen, dass nach dem Übergang eines Familienunternehmens in einen Konzern ein Standort schnell in Gefahr gerät, so Kusel weiter.

 

Der Betriebsrat spreche im Moment mit Anwälten und auch der IG Metall. Es soll eine Strategie gefunden werden für die Gespräche mit dem Konzern. Kusel glaubt, in etwa zwei Wochen den Beschäftigten diese Strategie vorstellen zu können. Klar ist, dass sie von Aptiv fordern werden, die Entscheidung auch wirtschaftlich zu begründen, sagt Kusel. Außerdem wird es um einen ordentlichen Sozialplan gehen, zum Beispiel mittels Transfergesellschaft.

 

Die IG Metall möchte zudem über den anderen Aptiv-Standort im Oberbergischen Kreis sprechen, der zunächst von den Konsolidierungsmaßnahmen nicht betroffen ist. Im „Technical Center“ in Wiehl-Bomig arbeiten laut Aptiv-Homepage rund 300 Mitarbeiter an Produkten und Lösungen für die aktive Fahrzeugsicherheit und autonomes Fahren. Der unterschiedliche Schwerpunkt im Vergleich zum Werk in Osberghausen mache es laut Feldmann unwahrscheinlich, dass einige Mitarbeiter in Bomig direkt einen neuen Arbeitsplatz finden könnten. „Eine Fertigung gibt es dort eben nicht.“

 

Teil der Gespräche soll auch ein genauer Zeitplan sein. Feldmann geht von einer schrittweisen Produktionsverlagerung aus. Der Abbau der Arbeitsplätze wird also in Phasen erfolgen. Auch wenn die Verlagerung im Sommer starten soll:  Wann die ersten Menschen ihren Job im Aptiv-Werk in Osberghausen los sein werden, ist noch nicht raus.

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