LOKALMIX
Jäger der verlassenen Orte
Oberberg - Alexander Kurtsiefer und Oliver Müller begeben sich auf spannende Entdeckungsreisen in ganz Deutschland – Zuletzt waren sie in der Uckermark.
Die Uckermark, ein Landkreis nördlich von Berlin, ist eher dafür bekannt, weil die ehemaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel dort aufgewachsen ist, weniger jedoch durch verlassene Orte, sogenannte „Lost Places“. Aber gerade hier lassen sich noch zahlreiche Gelände und Gebäude entdecken, die gerne das Ziel der Urbex-Gemeinde sind, wie die Jäger der verlassenen Orte auch genannt werden. Bereits zum siebten Mal fuhr das oberbergische Duo Alexander Kurtsiefer (Engelskirchen, 47 Jahre) und Oliver Müller (Lindlar, 53 Jahre) auf ihre mittlerweile traditionelle, jährliche Wochenend-Tour, bei der sie gleich mehrere sich selbst überlassene Gebäude fotografisch erschlossen.
„Die Planung einer solchen Tour im Vorfeld gleicht einer detektivischen Arbeit, da die genauen Standorte in der Szene meist nicht genannt werden“, weiß Müller zu berichten und Kurtsiefer fügt hinzu: „Aber trotz aller Planung kommt es dann doch ganz anders und viel ist der Intuition überlassen!“. So bereisten die zwei in der Vergangenheit neben der Ostsee und dem Saarland gleich mehrfach das Gebiet der ehemaligen DDR sowie das benachbarte Ausland. Nahezu überall könne man fündig werden, wenn man bereit sei, die Augen offen zu halten, so die Oberberger.
Kurtsiefer wurde durch sein langjähriges Hobby „Geocaching“ auf die Szene aufmerksam und Müller entdeckte die Faszination für verlassene Orte durch sein Hobby Fotografie. Gemeinsam gehen die beiden mehrfach im Jahr auf Tour.
Auf der Fahrt Richtung Osten besuchten die beiden ein verlassenes Schwimmbad und ein ehemaliges Firmengelände, welches wohl während der Abbrucharbeiten sich selbst überlassen wurde. Das Highlight war eine Kaserne, in der einst 15.000 Soldaten stationiert waren. Der ehemalige Fliegerhorst bot zahlreiche tolle Perspektiven und das riesige Gelände allein wäre eine Reise wert, meinen die Oberberger.
Tag zwei startete mit einem Besuch eines Stasi-Erholungsheims. Hier ließen es sich die Mitarbeiter der Staatssicherheit bis zum Mauerfall gut gehen. Das einem Hotel gleichende Gebäude inklusive Schwimmbad und zahlreichen Übernachtungszimmern sowie großzügigen Aufenthaltsräumen ließ den Luxus seiner Zeit erahnen.
Manchmal wird das oberbergische Duo auch von Gleichgesinnten begleitet, so auch in der Uckermark. Am zweiten Tag stießen zwei alte Bekannte aus Berlin hinzu, die Müller bei seinem Reiseabenteuer „Tschernobyl“ kennengelernt hatte. Gemeinsam entdeckte das Quartett ein „Horrorhaus“, das in der YouTube-Welt bereits auf sich aufmerksam machte. Hier soll die ehemalige Besitzerin mit mehr als 200 Hunden gelebt haben. Das komplett vermüllte Anwesen zeugt noch heute vom damaligen Chaos.
Weiter ging es dann über einen verlassenen Bauernhof zu der „Stadt im Wald“ einer ehemaligen russischen Kaserne, in der damals mehrere tausend Soldaten ihren Dienst verrichteten. Einige Wohngebäude, ein Theater, ein Speisesaal, mehrere Sporthallen und sogar ein Übungspanzer zeigen das einstige Leben auf anschauliche Weise. Alles festgehalten und archiviert in unzähligen Fotos sowie Videoaufnahmen am Boden und aus der Luft mittels Drohne. „Langsam artet das in Stress aus“, schmunzelt Müller, „aber die Ergebnisse rechtfertigen den Aufwand!“, so der Hobbyfotograf.
Die kommende Tour sei auch schon geplant. Dieses Mal geht es voraussichtlich erneut in den Osten, vermutlich nach Leipzig oder ins „Länderdreieck“ Tschechien, Bayern und Sachsen. Die Frage nach dem „Warum“ sei bei all ihren Ausflügen allgegenwärtig. Warum werden solche Firmengebäude, Krankenhäuser, Wohnhäuser oder Militäranlagen einfach sich selbst überlassen? Warum werden die Gelände nicht einem anderen Zweck zugeführt, wo doch Wohn- und Gewerbeflächen so rar sind? All das sei während der Reisen nicht zu klären, jedoch machten gerade diese Geheimnisse den besonderen Reiz der Besuche aus, so das Duo.
Weitere Fotos und Videos sind zu finden unter www.lichtritzer.de
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