BLAULICHT

Bauernopfer? Drei Männer wegen Bergneustädter Cannabisplantage vor Gericht

pn; 07.07.2025, 15:35 Uhr
Foto: Peter Notbohm ---- Drei Albaner (hier mit ihren Verteidigern und ihrem Dolmetscher) müssen sich seit heute vor dem Landgericht Köln wegen bandenmäßigen Handels mit Cannabis verantworten - Im Januar hatten Ermittler in einer Lagerhalle in Bergneustadt eine Plantage mit 850 Pflanzen gefunden.
BLAULICHT

Bauernopfer? Drei Männer wegen Bergneustädter Cannabisplantage vor Gericht

pn; 07.07.2025, 15:35 Uhr
Bergneustadt/Köln – Seit Montag müssen sich drei Albaner wegen Handels mit Cannabis in nicht geringer Menge vor dem Landgericht Köln verantworten – Fast 85 Kilogramm Marihuana wurden im Januar in einer Lagehalle gefunden.

Von Peter Notbohm

 

Nicht wenige Bergneustädter hatten sich schon länger gewundert, woher im Industriegebiet an der Dörspestraße der leicht süßliche Geruch in der Luft stammte und warum an einer Lagerhalle über Monate sämtliche Fenster abgehangen waren. Am Abend des 24. Januar hoben Polizeibeamte dort eine professionell betriebene Drogenplantage aus (OA berichtete). Den entscheidenden Tipp hatte ein aufmerksamer Nachbar gegeben, dem verdächtige Personen aufgefallen waren, die Pakete in Autos umgeladen hatten. Zudem hatte auch die Polizei im Rhein-Erft-Kreis einen anonymen Tipp erhalten.

 

Nach kurzer Observation schlugen die Ermittler bereits zu: Gefunden wurden in der Lagerhalle in vier 5x15 Meter großen Growzelten 852 Cannabispflanzen, darunter 430 noch nicht erntereife Jungpflanzen. Insgesamt 84,5 Kilogramm Marihuana (THC-Gehalt rund 28 Kilogramm) sowie entsprechendes professionelles Equipment wurden sichergestellt, zudem drei Männer verhaftet.

 

Gegen die drei Albaner, die aus dem Umkreis der albanischen Hauptstadt Tirana stammen, wurde nun am Montag ein Prozess wegen Handels mit Cannabis in nicht geringer Menge am Landgericht Köln eröffnet. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Angeklagten als Teil einer größeren Gruppierung bandenmäßig zusammengearbeitet haben und noch mehrere Ernten geplant hatten.

 

Vor der 23. Großen Strafkammer unter dem Vorsitz von Richter Michael Greve räumten Bamir D. (43, Anm.d.Red.: Alle Namen geändert), sein Cousin Tarik D. (22) und Erion L. (23) die Vorwürfe zum Teil ein und widerriefen ihre falschen Angaben bei der Polizei. Allerdings stellten sie sich als kleine Zahnrädchen dar, die nur für die Pflege und Ernte zuständig gewesen seien. Besonders bitter für Erion L.: Laut seinem Verteidiger Stephan Kuhl hatte sein Mandant am Tag der Razzia die Plantage erstmals betreten und sollte für rund 300 Euro einen Tag bei der Ernte helfen. Den anderen beiden Männern waren nach Aussage ihrer Rechtsanwälte für die dreimonatige Arbeit neben freier Kost und Logis in der Halle insgesamt 7.000 Euro versprochen worden.

 

Wer die Hintermänner sind? Dazu konnten die drei Angeklagten, die nicht in Deutschland leben und sich nur über einen Dolmetscher verständigen konnten, keine Angaben machen. Alle berichteten von einem Mann, den sie nur unter seinem Spitznamen Katunari (eine spöttische Bezeichnung für Dorfbewohner in Albanien) gekannt hätten. Dieser habe ihnen Befehle gegeben und sie mit Essen versorgt.

 

Was die drei Männer eint: Sie alle träumten in Deutschland vom großen Geld. Bamir D. gab an, dass er gemeinsam mit seinem Cousin als Saisonarbeiter zunächst in Frankfurt im Gartenlandschaftsbau gearbeitet habe. Dort sei man in Kontakt mit Landsleuten gekommen, über die man im Oktober 2024 nach Bergneustadt vermittelt worden sei. Spätestens als ihnen in der Lagerhalle erklärt worden sei, dass man diese nicht verlassen solle und mit Essen versorgt werde, habe man geahnt, dass es sich um eine illegale Plantage handelt. Beide bekundeten, dass sie es bereuen, nicht sofort gegangen zu sein.

 

Auch Erion L. gab an, dass er am 20. Januar auf gut Glück nach Deutschland geflogen sei, zunächst sogar einige Tage auf der Straße gelebt habe, ehe er von einem Landsmann angesprochen wurde. In seiner Not habe er zugesagt, ohne zu wissen, welche Arbeit auf ihn wartet. Er hoffte, sich in Deutschland das notwendige Geld für ein Studium ansparen zu können. Er habe große Angst gehabt, die Arbeiten durchzuführen, sei aus Furcht aber geblieben, hieß es von seinem Verteidiger. Nur drei Stunden später – die Männer guckten gerade Big Brother Albanien – klickten die Handschellen. Die Männer ließen sich damals widerstandslos festnehmen.

 

Nach eigenen Angaben hatten die Angeklagten an jenem Tag erstmals geerntet. Bei Richter Greve herrschten dahingehend allerdings Zweifel, da zwischen den Zetteln mehrere ältere Pflanzen zum Trocknen auslagen. Bamir D. gab an, dass es sich um schlechte Pflanzen gehandelt habe, die er auf Anweisung Katunaris entsorgen sollte. Greve bissig: „Das ist der qualitativ beste Verschnitt, den ich je gesehen habe.“

 

Alle drei Männer hoffen auf ein mildes Urteil und wollen schnellstmöglich zu ihren Familien nach Albanien zurückkehren. Für den Prozess sind drei Verhandlungstage angesetzt, das Urteil wird für den 14. Juli erwartet, könnte aber auch bereits morgen fallen.

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