BLAULICHT

Brennendes Auto führte Polizei zu Cannabis-Plantage

pn; 23.06.2025, 18:30 Uhr
Foto: Peter Notbohm ---- Seit heute müssen sich drei Bergneustädter (hier mit ihren Verteidigern) vor dem Landgericht Köln wegen Anbau und Handels mit Cannabis verantworten.
BLAULICHT

Brennendes Auto führte Polizei zu Cannabis-Plantage

pn; 23.06.2025, 18:30 Uhr
Bergneustadt/Köln – Ein Mann aus Bergneustadt (31), sein Vater und dessen Lebensgefährtin sollen im eigenen Haus vier Cannabis-Plantagen betrieben haben und das Marihuana teilweise verkauft haben - Zum Prozessstart am Landgericht Köln gab es drei Geständnisse.

Von Peter Notbohm

 

Das neue Verfahren begann wie das alte endete: mit einem Rechtsgespräch der Fachjuristen. Seit Montag müssen sich Kevin C., Stefan C. und Natascha T. (Anm.d.Red.: Alle Namen geändert) vor der 8. Großen Strafkammer am Landgericht Köln verantworten. Schon im vergangenen Oktober war ihnen der Prozess am Amtsgericht Gummersbach gemacht worden. Das sah sich allerdings nicht zuständig und verwies den Fall nach Köln (OA berichtete).

 

An den Vorwürfen gegen die drei Bergneustädter (31, 62, und 49) hat sich seitdem nichts verändert: Bandenmäßiger unerlaubter Anbau von und Handeltreiben mit Betäubungsmitteln sowie der Besitz von Betäubungsmitteln sind durch die Staatsanwaltschaft angeklagt. Kevin C., sein Vater sowie dessen Lebensgefährtin sollen mehrere Cannabis-Plantagen im Keller und in ihren Wohnungen betrieben und damit einen florierenden Marihuana-Handel aufgezogen haben.

 

Vier Plantagen fanden die Ermittler am 17. April 2022 im Haus eines Bergneustädter Stadtteils. Die Cannabis-Growboxen waren teilweise aus OSB-Platten selbstgebaut. Dazu wurde Equipment für die Aufzucht (LED-Lampen, Luftfilter, Zeitschaltuhren) sowie den Verkauf (Feinwaagen, Verpackungsmaterial, mehrere Handys) beschlagnahmt. Allein die Pflanzen in den beiden Growboxen in den Wohnungen hätten nach Schätzungen der Staatsanwaltschaft in ihren drei Anbauzyklen vermutlich 800 Gramm reines Marihuana ergeben. Zusätzlich wurden in den beiden Wohnungen der Angeklagten 1.160 Gramm Cannabis gefunden, dazu 3,5 Gramm Samen, 10,5 Gramm Haschisch und 218 Gramm Amphetamin – der Großteil im Wohnzimmer von Kevin C., der auch weitgehend mit Natascha T. den Verkauf der Drogen organisiert haben soll.

 

Anders als am Amtsgericht ließen sich die Angeklagten am Landgericht ausführlich zu den Vorwürfen ein. Alle legten Geständnisse ab. Was den Tatbeitrag anging, wichen die Ausführungen der Verteidiger allerdings von denen der Staatsanwaltschaft ab. Kevin C. nahm die Hauptlast der Schuld auf sich. Sein Eigenkonsum sei ihm irgendwann zu teuer geworden, sodass er ab 2019 sein Marihuana lieber selbst habe anbauen wollen. Eine Zeitlang habe er sich einen Joint nach dem anderen angezündet. „Bereits nach dem Frühstück gab es den ersten Joint, anschließend wurde eine Nase gezogen und dann auf Arbeit gegangen“, erklärte sein Verteidiger. Die Amphetamine habe sein Mandant genommen, um den Arbeitsalltag zu überstehen. Teilweise habe er sie auch an Arbeitskollegen verkauft.

 

Die Cannabis-Growboxen habe Kevin C. dann gemeinsam mit seinem Vater gebaut. Weil die Pflanzen deutlich mehr abgeworfen hätten als ursprünglich erhofft, habe er das überschüssige Gras schließlich an Bekannte aus der Drogenszene für zehn Euro je Gramm verkauft. Stefan C. bekundete, keine Drogen zu nehmen und außer beim Bau der Anlage, der ihn dann aber doch interessiert habe, nichts mit den Geschäften seines Sohnes zu tun gehabt zu haben.

 

Natascha T. sagte ebenfalls aus, dass sie drogenfrei lebe und die Pflanzen lediglich gegossen habe – auch, weil sie zwischen den Cannabispflanzen zusätzlich Tomaten und Paprika angepflanzt habe. Am Verkauf sei sie nur sehr selten beteiligt gewesen, habe meistens nur Pflanzenreste an Bekannte verschenkt, behauptete sie. Die seien auch nicht immer von der Qualität des Cannabis begeistert gewesen. Die Handyauswertungen lassen wohl aber auch den Schluss zu, dass der 62-Jährige und die 49-Jährige auch mehr gewusst haben und tiefer involviert gewesen sein könnten.

 

Aber auch der Vorsitzende Richter Stephan Aderhold deutete im Anschluss an das Rechtsgespräch zu Beginn des Prozesses an, dass der Fokus der Staatsanwaltschaft vor allem auf Kevin C. liege und sein Vater und dessen Lebensgefährtin aufgrund der gefundenen Mengen vermutlich mit Bewährungsstrafen rechnen können. Aufgeflogen war die Plantage eher zufällig: Wie ein Polizeibeamte vor Gericht aussagte, war das Auto von Kevin C. liegen geblieben und in Brand geraten und musste durch die Feuerwehr gelöscht werden.

 

Weil der 31-Jährige rot unterlaufene Augen gehabt habe und zudem einen gefälschten Führerschein vorgezeigt hatte, habe man ihn gefragt, wo er seine Drogen herhabe. Nach der Antwort „von Zuhause“, holten sich die Beamten einen Durchsuchungsbefehl und machten den Zufallsfund. Da konnten dann auch die installierten Luftfilter, die den typischen Grasgeruch gut isoliert hatten, nicht mehr helfen. „Als wir durch eine offene Kellertür ins Haus sind, haben wir sofort umgedreht und einen Hundeführer dazugeholt, weil uns ein extremer Grasgeruch entgegenschlug“, so der Polizist.

 

Für den Prozess sind drei Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil soll am 2. Juli fallen.

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