POLITIK

MVZ am Waldbröler Krankenhaus startet Oktober

lw; 16.05.2025, 10:57 Uhr
Archivfoto: OA.
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MVZ am Waldbröler Krankenhaus startet Oktober

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lw; 16.05.2025, 10:57 Uhr
Oberberg – Kreisverwaltung stellt Planungen gemeinsam mit dem Klinikum Oberberg vor – Mit einem Allgemeinmediziner soll die Versorgung im Planungsbezirk Waldbröl verbessert werden.

Von Lars Weber

 

Die Bedarfslage und die Versorgung mit niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten spitzt sich im Oberbergischen Kreis immer weiter zu. Im Fokus zuletzt: Die Situation im Planungsbereich Waldbröl, zu dem neben der Marktstadt auch Nümbrecht und Morsbach gehören. Nach der Nachricht, dass das Nümbrechter Medizinische Versorgungszentrum weiter nicht starten kann (OA berichtete), gingen die Diskussionen noch verschärft weiter. Auch die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO) hat die Situation im Auge – unabhängig davon, ob auf dem Papier nun eine faktische Unterversorgung festgestellt wurde oder nicht (OA berichtete). Nun schickt sich der Kreis an, für Entlastung zu sorgen, und zwar als erstes Projekt, seitdem der Kreis Mitgesellschafter bei der MVZ Oberberg des Klinikums geworden ist (OA berichtete). Schon im Oktober sollen am Kreiskrankenhaus in Waldbröl Praxisräume starten. Das erklärte Ziel: Es soll auch ein Allgemeinmediziner einziehen und ein freier Hausarztsitz damit besetzt werden.  

 

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Der gesamte Plan des Kreises ist am Mittwoch im Gesundheitsausschuss des Kreises vorgestellt worden. Anwesend war neben Kreisdirektor Klaus Grootens auch Sascha Klein, Geschäftsführer des Klinikums Oberberg.  Als „nachhaltigen und ganzheitlichen Ansatz zur Verbesserung der ambulanten medizinischen Versorgung“ bezeichnet der Kreis den Plan. Gemeinsam mit der kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein und dem Klinikum Oberberg solle ein „innovatives, kommunales, medizinisches Versorgungszentrum“ gegründet werden, in dem neben der Stützung der defizitären hausärztlichen Versorgung auch die Kümmererstrukturen von Oberberg-FAIRsorgt und weitere Ansätze koordiniert werden können. Von dort sollen auch die Kommunen unterstützt werden, die hierzu ihre Bedarfe angemeldet haben beziehunsgweise nach den Kriterien der kassenärztlichen Vereinigung noch anmelden können. Grootens betonte, dass man zu Gesprächen mit den Kommunen bereit sei.

„Alle Argumente, die wir schon für unsere Bewerbung zur Gesundheitsregion zusammengetragen haben und die durch Zahlen der KVNO sowie durch das Gutachten der Bonner Firma 'Queastio' belegt wurden, münden nun in diesem Vorhaben“, freute sich Grootens. „Jetzt sind wir soweit, in die konkrete Umsetzung einzusteigen“ zeigte sich Klinikchef Sascha Klein optimistisch. „Auch wir haben unsere Hausaufgaben gemacht.“

 

Durch das zusätzliche Versorgungangebot soll nicht nur den aktuellen Entwicklungen Rechnung getragen werden, sondern auch „eine Blaupause der sektorenübergreifenden Zusammenarbeit und Koordination mit Unterstützung des Kreises entstehen“ (siehe Kasten). Insgesamt stehen dem Oberbergischen Kreis Haushaltsmittel in Höhe von 130.000 Euro für 2025 und 160.000 Euro für 2026 zur Verfügung. Einziehen soll das MVZ in einem dann ehemaligen Verwaltungsgebäude direkt an der Klinik, das separat und barrierefrei zugänglich sein wird. Man muss also nicht erst durch das Krankenhaus zur Praxis laufen.

 

Beim Ausschuss stand vor allem die hausärztliche Versorgung im Fokus. „Den Bürgern ist es egal, ob die Versorgungsquote nun 74,9 oder 75,1 Prozent beträgt, wenn sie wieder mal keinen Termin bekommen haben“, sagte Grootens. Mit dem MVZ Oberberg wolle man „ein Zeichen setzen“. Die räumliche und inhaltliche Nähe zum Klinikum sieht Grootens als „Erfolgsfaktor“, auch und gerade bei der Personalakquise, die sofort starten könne. Klein führte dazu aus, dass unter den 350 Ärztinnen und Ärzten, die am Klinikum beschäftigt sind, auch einige Allgemeinmediziner seien. Dadurch könnten flexible Arbeitsmodelle entstehen – einen Teil arbeitet man in der Praxis, aber man bleibt mit einem Teil der Stelle an der Klinik. „Wir sind offen für solche Modelle.“ Klein schloss auch weitere Standorte für das MVZ Oberberg nicht aus. „Da kann ein flexibler Personaleinsatz möglich sein.“

 

Dieser „Erfolgsfaktor“ sei es auch, weshalb das Projekt MVZ „sich eher für größere Schultern eignet als für kleinere“, sagte Grootens, ohne explizit an die Startschwierigkeiten im Nümbrecht zu erinnern. Dort wäre ein MVZ mit Hausärzten aber weiterhin gut platziert, wie man aus der späteren Diskussion hörte. Denn von den drei Kommunen im Planungsbereich ist Nümbrecht mit Abstand am schlechtesten versorgt.

 

Grundsätzlich begrüßten die Ausschussmitglieder den Vorstoß des Kreises. „Die Löcher wurden in den vergangenen Jahren nur größer als kleiner, obwohl wir schon oft über die Problematik gesprochen haben. Wenn das MVZ funktioniert, ist es mir auch egal, welcher Träger es betreibt. Das MVZ in Waldbröl ist ein Anfang“, sagte Dr. Roland Adelmann (SPD). Christoph Schlüter (CDU) drückte die Daumen, dass zum Start die Arztsituation geklärt ist. Auch Ina Albowitz-Freytag (FDP) freute sich, zumindest ein bisschen. Sie kritisierte aber, dass noch nicht über die Kosten gesprochen wurde, die das MVZ verursachen wird. Auch zeigte sie sich unsicher darüber, ob der Standort richtig gewählt wurde.  

 

Die weiteren Bausteine

 

Flankiert werden soll das neue MVZ mit einem Stipendienprogramm für angehende Medizinerinnen und Mediziner. Der Oberbergische Kreis will dabei drei wesentliche Kategorien fördern.

 

Zum einen soll für Medizinstudierende ab dem Physikum eine monatliche Förderung von 600 Euro für acht Semester in Aussicht gestellt werden, wenn sich die Studierenden anschließend verpflichten, ihre Weiterbildung in Oberberg zu absolvieren. Dazu stehen für den klinischen Bereich das Klinikum Oberberg und für den niedergelassenen Bereich entsprechende Weiterbildungspraxen zur Verfügung. Gemeinsam mit Hausärztinnen und Hausärzten soll der Weiterbildungsverbund weiter ausgebaut werden.

 

Des Weiteren soll den sogenannten „Famulanten“ (das sind Medizinstudierende in mehrwöchigen praktischen Abschnitten in Klinik und Praxis) in Oberberg ein attraktives Begleitangebot bereitgestellt werden, das zusammen mit der Wirtschaftsförderung aufgestellt wurde. So sollen die Medizinstudierenden dazu motiviert werden, ihre Famulatur in einer oberbergischen Arztpraxis zu absolvieren. Auch bei der Vermittlung einer geeigneten Arztpraxis will der Oberbergische Kreis unterstützen.

 

Dritter Baustein des Stipendienprogramms adressiert die Medizinstudierenden, die über die Landarztquote beim Land NRW einen Studienplatz bekommen haben. Die ersten Studierenden haben ihr Medizinstudium in Kürze beendet und gehen ab dem Wintersemester 2025/26 in die Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin. Der Oberbergische Kreis will auch hier die jungen Ärztinnen und Ärzte mit bis zu 600 Euro pro Monat fördern, wenn sie sich bereit erklären, ihre Facharzt-Weiterbildung in Oberberg zu durchlaufen. Zusätzlich stehen weitere Fördermittel der Kassenärztlichen Vereinigung zur Verfügung, die von den jungen Ärztinnen und Ärzten gemeinsam mit den Weiterbildungs-Praxen beantragt werden können. Ob der Oberbergische Kreis aber von der Landarztquote profitieren kann, ist fraglich. Ina Albowitz-Freytag bekam jedenfalls keine positiven Signale aus Düsseldorf. Die Abgeordneten wollen nun mit den drei oberbergischen Landtagsabgeordneten sprechen, damit diese die Dringlichkeit in Oberberg noch einmal deutlich machen. „Wir müssen klarmachen, dass wir etwas von der Landarztquote abhaben wollen!“, so Albowitz-Freytag.

 

Während für die Stipendien eine Initiativbewerbung mit Motivationsschreiben und ein Lebenslauf eingereicht werden kann, wird der Oberbergische Kreis für die Famulaturen noch eine gesonderte Ausschreibung formulieren und über die Hochschule(n) platzieren.

KOMMENTARE

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Was in Nümbrecht, trotz neuem Gebäude (Medi-Center) dafür, nicht klappt, kriegt Waldbröl nun scheinbar viel schneller hin! Gute Sache! Wollen wir nur hoffen das aus dem "soll" einziehen im Oktober, dann auch ein tatsächliches "wird" einziehen wird! Ansonsten wäre Gleichstand Nümbrecht : Waldbröl = 0 : 0!

Sarah Frank, 16.05.2025, 23:48 Uhr
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