POLITIK
Ex-ProMarkt wird ab November abgerissen
Wiehl – Planungen für das neue Seequartier direkt am Wiehlpark schreiten voran – Bürgermeister Stücker: Wirtschaftlichkeitsprüfung wird entscheidend.
Von Lars Weber
Schon als die Neugestaltung des Wiehlparks anstand, wurde das Areal direkt daneben mitgedacht: Ab dem Gelände hinter den Bestandsgebäuden an der Bahnhofstraße bis zum Ende des jetzigen Parkplatzes des Wiehlparks soll das Seequartier entstehen, ein Ort für Wohnen und Dienstleistung. Ein solches Projekt in dem ausgewiesenen Überschwemmungsgebiet bedarf natürlich viel Vorplanung (OA berichtete). Beim gestrigen Stadtentwicklungsausschuss hat Silvia Böhnke aus dem Fachbereich Stadtplanung den neuesten Stand skizziert. Und obwohl sicherlich noch viel Wasser die Wiehl runterfließen wird, bis dort tatsächlich Gebäude entstehen: Ab Ende November wird sich auf dem Areal nach Jahren des Stillstands etwas tun.
Dann nämlich soll laut Böhnke der Rückbau des dortigen, leerstehenden Gebäudes – der ehemalige ProMarkt – starten. Die Maßnahme wird aber sehr viel mehr bereithalten als nur den Abriss der Immobilie. Schon durch die Sanierung des Wiehlparks weiß die Stadt um die Altlasten im Boden, die vermutlich von der alten Bleischmelze herrühren – die aufwendige Analyse des Aushubs, um ihn richtig zu entsorgen, hatte die Projektkosten seinerzeit nach oben schnellen lassen. Daher wird diesem Teil der Flächensanierung auch besonderes Augenmerk geschenkt – die Stadt weiß, was sie erwartet, und sie weiß vor allem, dass es teuer wird. Die Detailuntersuchungen sind gelaufen, ein Rückbau- und Entsorgungskonzept stehe.
Wenn die Flächensanierung abgeschlossen ist, soll das Areal bis zum Baubeginn des Seequartiers nicht ungenutzt gelassen werden. „Stellplätze würden sich erstmal anbieten“, sagte Böhnke. Gerade mit Blick auf die Option, vor der Wiehler Wasserwelt und der Eishalle ein Parkhaus zu errichten, das ja bei einem Bau des Seequartiers die wegfallenden Parkflächen dort ersetzen soll (OA berichtete). Auf diese Weise könnten die unterschiedlichen, aber voneinander abhängigen Projekte Hand in Hand gehen – und es stünde stets eine große Menge an Stellflächen zur Verfügung. Eine weitere, ergänzende Möglichkeit für das Ex-ProMarkt-Areal sei es, dort bereits Bäume heranzuziehen, die später ihren Platz im Quartier bekommen sollen. Letztlich werde es auch eine Kostenfrage werden, wie die Fläche zwischenzeitlich genutzt wird.
Neue Erkenntnisse gibt es zum Thema Überschwemmungsgebiet. Laut eines hydraulischen Modells, das das Ingenieurbüro Holzem & Hartmann im Auftrag der Stadt erstellt hat, laufe im Hochwasserfall weniger Wasser ins Plangebiet als erwartet. Dazu wurde der Verlauf der Wiehl vom Pegel Perke bis in den Wiehlpark betrachtet. Das positive Ergebnis wird vor allem an den veränderten Retentionsräumen festgemacht, die in den vergangenen Jahren vergrößert worden seien. Am auffälligsten zum Beispiel direkt im Wiehlpark. Das Modell könnte der Stadt bei einem etwaigen Bauantrag gute Argumente für das Projekt liefern.
„Wir planen nicht gegen das Wasser, sondern mit dem Wasser.“ Diese Devise gelte für das gesamte Gebiet, so Böhnke weiter. „Es soll sich ausbreiten, wo es keinen Schaden anrichten kann“, beschreibt sie die „wassersensible Planung“, die zum Beispiel vorsieht, dass die Promenade tiefer gelegen ist als die Bebauung. Zudem sollen weitere Retentionsräume geschaffen werden, wie durch Mulden entlang der Straße.
Besonders geschützt werden soll der Mottelbach, der im Zuge der Parksanierung freigelegt wurde und durch das Plangebiet fließt. Die geplanten Gebäude seien im Laufe der Überlegungen daher weiter auf Distanz zum Gewässer gegangen. Dieses soll auch bei der Erschließung die Möglichkeiten vorgeben.
[Foto: Stadt Wiehl --- Direkt am Wiehlpark sollen die Wohnungen entstehen.]
Die Frage, wie groß das Plangebiet wird, hing lange Zeit an zwei ungeklärten Grundstücksfragen für Areale an der Bahnhofstraße. Diese befinden sich nicht im Besitz der Stadt. „Wir haben sehr viele Gespräche mit den Eigentümern geführt“, so Böhnke. Mit einem von ihnen sei man einig geworden, mit dem anderen nicht. Das heißt, dass ein Bereich nicht Teil des Rahmenplans für das Seequartier sein wird. Untersucht wurden zwischenzeitlich auch Szenarien zur Wärmegewinnung, demnach könne der Hauptwärmebedarf über einen Abwasserwärmetauscher gedeckt werden. Weitere Themen, über die aktuell gesprochen werden, seien der Stellplatzschlüssel, die Wohnungsgrößen oder auch die Dachformen.
Der „finale Zwischenstand“ soll am 11. Oktober vorgestellt werden, dann kommt auch die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung ins Spiel. „Diese wird ein Stück Wahrheit bringen“, sagte Bürgermeister Ulrich Stücker. Denn er mache sich keine Illusionen darüber, dass allein die Aufbereitung des Areals „enorme Kosten“ verursachen wird. Die Suche nach Investoren, die diesen Weg der Wiehler Vision für dieses Quartier bereit sind, mitzugehen, werde spannend. „Aber: Das Areal ist eines der attraktivsten im ganzen oberbergischen Kreis“, ist Stücker überzeugt. Trotzdem müssten, so ergänzte Ausschussvorsitzender Sören Teichmann (CDU), die Wohnungen verkäuflich bleiben. Auch der Bürgermeister hatte immer betont, dass der Wohnraum bezahlbar sein soll.
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