POLITIK
Neue Bibliothek: Der Kreis ist raus – könnte aber Nachbar werden
Gummersbach – Stadt und Kreis gehen bei der neuen Bücherei im EKZ Bergischer Hof getrennte Wege – Um das Heimatarchiv kümmert sich die Stadt aber trotzdem - Künftige Synergien sind nicht ausgeschlossen.
Von Lars Weber
Es war ein teils offen ausgetragener Konflikt: Bleibt die Kreis- und Stadtbücherei in Gummersbach auch nach dem geplanten Umzug in den Bergischen Hof die Kreis- und Stadtbücherei? Oder verabschiedet sich der Kreis aus der seit 1975 geltenden öffentlich-rechtlichen Vereinbarung? (OA berichtete) Nachdem es nach einigem Hin und Her in den politischen Gremien, vornehmlich des Kreises, nach einer weiteren Kooperation aussah, hat ein Gespräch zwischen Bürgermeister Frank Helmenstein und Landrat Jochen Hagt nun Klarheit gebracht: Demnach läuft die Kooperation Ende 2025 nach 50 Jahren aus. Aus der Kreis- und Stadtbücherei wird die „Neue Bibliothek Gummersbach“. Der Kreis verfolgt indes seine eigenen Interessen: Ein eigenes Medienzentrum, das wie auch die „Neue Bibliothek“ Platz im EKZ Bergischer Hof finden könnte.
Anfang Februar habe man sich zusammen an einen Tisch gesetzt, erzählt Bürgermeister Helmenstein. Vorausgegangen war ein Kreistagsbeschluss im Dezember, die geltende öffentlich-rechtliche Vereinbarung zum Ende des aktuellen Jahres zu kündigen, aber mit der Stadt neue Wege einer Kooperation auszuloten (OA berichtete). „Wir haben uns ehrlich gemacht“, erzählt Helmenstein OA, „und uns die unterschiedlichen Zielsetzungen angeschaut“. Hier die neue Bücherei Gummersbachs, für die die Stadt den Turbo angeworfen hatte. Von der Idee, in freie Räume des EKZ zu gehen, bis zur Umsetzung vergehen gerade mal zwei Jahre – beachtlich für solch ein Projekt. Dort ein neues Medienzentrum, das der Kreis ins Auge gefasst, die Idee aber bislang zumindest öffentlich noch wenig ausformuliert hat.
Ende März oder Anfang April startet bereits die VHS Gummersbach in den neuen Räumen im EKZ, nach den Sommerferien dann die „Neue Bibliothek Gummersbach“. Dies allein zeigt: Das Konzept dafür steht – und ein oberbergisches Medienzentrum ist nicht auf den letzten Drücker zu integrieren. Das haben die Gesprächspartner von Stadt und Kreis gemerkt und ihre Schlüsse gezogen. „Es war ein gutes Gespräch“, betont Frank Helmenstein ebenso wie Kreisbaudezernent Felix Ammann bei der Sitzung des Kulturausschusses, bei der er die Ausschussmitglieder auf den neuesten Stand brachte.
Mindestens in einer Hinsicht ist Helmenstein sogar froh, dass die Zusammenarbeit endet. Es sei ein Dauerstreit vom Spielfeld genommen worden. „Ich muss dann endlich nicht mehr erklären, was denn der Rest des Kreises von einer Kreis- und Stadtbücherei in Gummersbach hat…“ Tatsächlich wurde dieser Punkt auch in der Kreispolitik hinsichtlich der Kreisumlage kontrovers diskutiert. Nun wird die Stadt ab dem kommenden Jahr keinen Zuschuss über 260.000 Euro erhalten, wovon die Stadt über die Umlage ohnehin etwa 20 Prozent selbst finanzierte. Es fehlen nun also rund 200.000 Euro jährlich, so Helmenstein, die die Stadt aus eigenen Mitteln stemmen wird – und dies gerne tut. „Es gibt kein besser investiertes Geld. In der Neuen Bibliothek Gummersbach wird es für alle Zugang zu Bildung geben“ - besonders für Kinder und Jugendliche, ungeachtet des Geldbeutels und sozialer Herkunft. Auf 15.000 Quadratmetern werde ein Erlebnisort für alle Generationen geschaffen, freut sich Helmenstein, der das Projekt in einem Atemzug mit Schwalbe-Arena, Halle 32 oder auch Vogtei nennt.
[Der alte Standort in der Moltkestraße.]
Die Tür zu einer Kooperation zwischen Stadt und Kreis ist aber alles andere als zu. Im Gegenteil. Das Heimatarchiv des Kreises zieht vom Standort Moltkestraße mit ins EKZ. Die historischen Dokumente sind unter besonderen klimatischen Bedingungen zu halten, dieser bauliche Aufwand bezahlt der Kreis. Das Gummersbacher Personal vor Ort wird auch die Betreuung der Bestände übernehmen. Die Rahmenbedingungen werden vertraglich festgehalten werden, so Helmenstein.
Darüber hinaus sprechen Stadt und Kreis nicht nur über eine Kooperation beziehungsweise Fusion der Volkshochschulen (siehe Kasten), sondern auch mögliche Synergieeffekte sind zukünftig nicht ausgeschlossen. Denn wie Felix Ammann erklärte, könnte ein Medienzentrum ebenfalls im EKZ angesiedelt werden. Dazu sei der Kreis mit den Eigentümern im Gespräch. Eine „thematische Vernetzung“ könnte dann viel Sinn ergeben. Helmenstein würde es freuen. „Das EKZ erlebt eine Renaissance!“ Falls der Kreis der Stadt folgen sollte, würde das Bildungs- und Freizeitangebot an dem ehemaligen Karstadt-Standort „richtig rund“.
Eine gemeinsame Volkshochschule - der nächste Versuch
Kreis und Stadt führen „ergebnisoffene“ Gespräche über eine mögliche Kooperation oder gar Fusion der städtischen VHS und der Kreisvolkshochschule. Zunächst würden die beiden Kämmerer miteinander sprechen, sagte Felix Ammann, um vor allem die finanziellen Auswirkungen zu erörtern. „Dann schauen wir weiter“, so Ammann. Es ist nicht das erste Mal, dass über die Möglichkeit gesprochen wird. Allein in der Amtszeit Helmensteins sei dreimal darüber geredet worden – und dreimal kam man nicht überein. Die Gummersbacher VHS ist gut 25 Jahre älter als die KVHS, sie kommt auf fast 80 Jahre. „Es ist eine Erfolgsgeschichte für uns“, so Helmenstein. Für die städtische VHS seien im EKZ „passgenaue Räume“ entstanden. Gesprochen werde nun trotzdem. Das Stadtoberhaupt macht keinen Hehl daraus, dass alles passen müsste für eine Fusion. „Massive Einsparpotenziale, ohne an Qualität für Gummersbach zu verlieren.“
KOMMENTARE
Jeder Nutzer dieser Kommentar-Funktion darf seine Meinung frei äußern, solange er niemanden beleidigt oder beschimpft. Sachlichkeit ist das Gebot. Wenn Sie auf Meinungen treffen, die Ihren Ansichten nicht entsprechen, sehen Sie von persönlichen Angriffen ab. Die Einstellung folgender Inhalte ist nicht zulässig: Inhalte, die vorsätzlich unsachlich oder unwahr sind, Urheberrechte oder sonstige Rechte Dritter verletzen oder verletzen könnten, pornographische, sittenwidrige oder sonstige anstößige Elemente sowie Beschimpfungen, Beleidigungen, die illegale und ethisch-moralisch problematische Inhalte enthalten, Jugendliche gefährden, beeinträchtigen oder nachhaltig schädigen könnten, strafbarer oder verleumderischer Art sind, verfassungsfeindlich oder extremistisch sind oder von verbotenen Gruppierungen stammen.Links zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
ARTIKEL TEILEN