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Live und hinter Gittern
Gummersbach Seit vergangenem Dezember tourt die Band Soundbar durch deutsche Gefängnisse Leicht ist den jungen Musikern dieser Schritt nicht gefallen, doch nach den ersten Konzerten hat sich Skepsis in Begeisterung verwande
Von Fenja JansenHohe Zäune und Mauern, ein Drogenspürhund im Tourbus und Taschenkontrollen gehören für Musiker eher nicht zu den normalen Abläufen eines Konzerts. Dass die sieben oberbergischen Musiker der Band Soundbar aber genau dies erlebten, hatten sie einer Idee ihres Managers Benjamin Kröcker zu verdanken. Inspiriert von den legendären Auftritten Johnny Cashs in den amerikanischen Gefängnissen Folsom und San Quentin Ende der 60er Jahre, wollte auch Kröcker die Band, die er 2012 unter Vertrag genommen hatte, auf eine Tournee durch Justizvollzugsanstalten (JVA) in Deutschland schicken.
Begeisterungsstürme löste diese Idee bei der Band, die ihren Musikstil als Mischung aus Reggae, Hip Hop, Dancehall und Rock beschreibt, zunächst nicht aus. Die Idee fanden wir alle erst mal etwas komisch. Wir haben uns gefragt, ob bei so einem Konzert überhaupt Stimmung aufkommt. Bei einem normalen Auftritt kommen die Leute, um uns zu hören. Die Insassen haben nicht darum gebeten, dass wir für sie spielen, erinnerte sich Sänger Andy Pries an die anfängliche Skepsis.

Und tatsächlich trat während des Konzerts in der JVA Heinsberg plötzlich ein Jugendlicher nach einem anderen Häftling. Da ist mein Puls richtig hochgeschnellt. Ich dachte: Ok, das wars jetzt hier und das Konzert wird abgebrochen. Aber die Beamten sind richtige Profis. Sie haben sich den Jugendlichen geschnappt und abgeführt, wir konnten einfach weiter spielen, erinnerte sich Gitarrist Arthur Hübner.
Dieser Schreckmoment blieb für die Band aber auch der einzige und so sind es vor allem positive Erinnerungen, die die Band aus ihren ersten zwei Gefängnis-Konzerten mitgebracht hat. Besonders in Rohrbach sind sowohl wir, wie auch unser Publikum direkt bei den ersten Liedern aufgetaut. Wir haben in die Gesichter unser Zuhörer gesehen und gemerkt, dass sie einfach Spaß an dem haben, was sie gerade tun, so Pries. Dass die Häftlinge spontan mitsangen, teilweise sogar mit Tränen in den Augen, habe die Band zutiefst beeindruckt und ihnen gezeigt, dass die etwas ungewöhnliche Idee ihres Managers eine gute Idee war.
Als wir über den Gefängnishof zurück zu unserem Bus gegangen sind, haben Häftlinge unseren Bandnamen aus dem Fenster gerufen. Da haben wir uns gefühlt wie Gladiatoren. Wenn wir es geschafft haben, dass der ein oder andere über unsere Texte nachdenkt und durch unseren Auftritt gemerkt hat, was ein Leben in Freiheit alles zu bieten hat, haben wir viel erreicht, sagte Rauschenberger.