Bilder: Friederike Klein --- Lopachin, Trofimow und Anja die Geschichte wiederholt sich.
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Wenn Kirschblüten Frost bekommen
Waldbröl Die Tragikkomödie Kirschgarten - Die Rückkehr ist die diesjährige Hauptproduktion des WKTheater, das gestern in der Aula des Hollenberg-Gymnasiums Premiere feierte.
Am Samstag startete mit der Premiere von Kirschgarten - Die Rückkehr die diesjährige Hauptproduktion des WKTheaters in der Aula des Hollenberg-Gymnasiums. Mit einer Sondergenehmigung des Rowohlt Verlags inszenierte Thorsten Schmidt mit Sandra Zekorn als Regieassistenz die Komödie von John von Düffel, die erst vor zwei Jahren uraufgeführt wurde - und 110 Jahre nach der Uraufführung des Kirschgarten von Anton Pawlowitsch Tschechow, der kurz danach verstarb.
Alles dreht sich um den Kirschgarten, den es einmal gab. In der Vergangenheit. Und den es wieder geben soll. Wenn es nach Anja geht, der Urenkelin von Gutsbesitzerin Ranjewskaja, die einst das russische Landgut und den über alles geliebten Kirschgarten fluchtartig verließ, nachdem ihr Sohn im nahe gelegenen Fluss ertrunken war. Ihre Tochter kehrte damals mit ihr zurück, um den Kahlschlag des Gartens zu verhindern. Doch sie scheiterte. Gelingt es jetzt der Urenkelin?
Kirschgarten - Die Rückkehr ist die Fortsetzung der Tragikomödie Kirschgarten von Tschechow, die Autor und Dramaturg John von Düffel schrieb. Und wie so oft, wiederholen sich Geschichte und Schicksale. Anja, überzeugend gespielt von Britta Faulenbach, ist die scheinbar starke US-Amerikanerin, die emotional behaftet die Vergangenheit wieder zurückholen will.
Ein Familientrauma der Ranjewkajas, deren Finanzstärke sich schlagartig um die Hälfte reduziert, weil ein Teilerbe Anjas geschiedenem Mann zugesprochen wird. Zur Freude von Lopachin, dem Nachfahren des Kaufmanns, der das Landgut in der Vergangenheit kaufte. Ralf Tenbrake ist es, der diese halbseidene und schlitzohrige Figur mit besten Beziehungen zum Mafiamilieu auf der Bühne authentisch zeigt. Überzeugend auch Peter Becker als Politiker, der sich wie das Fähnchen im Winde dreht und heimlich den verpassten Möglichkeiten der Perestroika hinterher trauert, sowie .

[Alte Verhaltensmuster lassen Glasnost und Perestroika vergessen.]
Komische und tragische Momente umranken die Geschichte des Kirschgartens. Auch wunderbar gefüllt von Kaspar Zekorn, der Gajew, den stocksteifen und manchmal unberechenbaren Bruder von Anja, spielt. Oder Sascha alias Marcus Kugelmeier, die rechte Hand von Lopachin. Nicht zu vergessen Oleg, der Glückpilz, den Damian Constantin perfekt verkörpert und der alleine zurückbleibt. Oder Dunjascha, die beschwipste Kirschblütenkönigin, authentisch gespielt von Andrea Collin-Johann. Ob Lopachin letztendlich das Fünf-Sterne-Hotel bauen wird, dessen Bau er geschickt einfädelte?
Weitere Aufführungen finden am 9., 11. und 12. März in der Aula des Hollenberg-Gymnasiums statt.