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Jazz-Gospel: Ein stimmvolles Glaubensbekenntnis

vma; 6. May 2002, 13:46 Uhr
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Jazz-Gospel: Ein stimmvolles Glaubensbekenntnis

vma; 6. May 2002, 13:46 Uhr
(vma/6.5.2002-14:00) Von Vera Marzinski
Wiehl – Immer ausverkauft: Gospel bei den Wiehler Jazztagen – "Audrey Motaung & Grace" mit einer besonderen Art der musikalischen Umsetzung.

[Bilder: Oliver Mengedoht --- Audrey Motaung beeindruckte mit ihrer Stimme.]

Schon die Begrüßung sorgte für die ersten Lacher: "Grüß Gott miteinander" im tiefsten bayerischen Dialekt rief Audrey Motaung den Gästen in der Evangelischen Kirche Wiehl zu. Eindrucksvoll nicht nur der Humor, sondern auch ihre Stimme. Schon beim ersten Lied, das a cappella gesungene "It is well with my soul", wirkte ihre beeindruckende Stimme aufs Publikum. Doch erst beim vierten Lied wurden die Oberberger mal etwas lockerer.



Anlässlich der 13. Wiehler Jazztage gab es aus terminlichen Gründen nur ein Gospelkonzert, das "Cramer & Herling" sponserte. So war das Konzert im Vorfeld schon schnell ausverkauft, denn wie in den Vorjahren ist Gospel immer ein bombastischer Anziehungspunkt für alle Altersstufen, so war ein Publikum zwischen sieben bis 70 Jahren in der Kirche zu finden.





Bekannte Gospellieder reihten sich aneinander. Auch die Zuhörer mussten aktiv werden. Mit "Amen" lockte Audrey Motaung die Wiehler - Männer und Frauen getrennt - hervor: "Ihr sollt wie ein Fischer-Chor klingen" und dabei die Sonntags- und nicht Badezimmerstimme einsetzen. Immer wieder brachte Audrey Motaung den Hinweis auf Gott, dem wir unsere Sorgen übergeben könnten. Gott schenke alles - so beispielsweise auch die Sonne-, Dinge ohne die wir nichts seien, auch wenn man noch soviel Geld habe und es folgte ein "I believe in God the almighty". "From a distance" leitete sie mit den Worten "Wir sind alle Gottes Kinder, ob wir es wollen oder nicht und Gott sieht und beobachtet uns alle", nur das rechte Bein müsse man Gott überlassen und das Linke nur noch hinterher ziehen.



Das Konzert mit "Audrey Motaung & Grace" wurde zu einem einzigartigen Live-Ereignis. Mit viel Temperament, stimmlicher Kraft. Ein Energiebündel mit natürlichem Show-Talent. Dazu die Gruppe "Grace", ein Zusammenschluss von Musikern verschiedenster Nationen - dementsprechend vielfältig sind auch die musikalischen Einflüsse. Der Chor mit zwei Frauen und zwei Männern sowie Audreys Tochter und der Ziehsohn - in der Band Piano und Keyboard, Bass und Schlagzeug. So wurde das Ganze zu einer Fusion aus afrikanischen Rhythmen, europäischen Klängen und Elementen aus Jazz, Blues und vor allem Gospels.

Nach der Pause dann ein Potpourri bekannter Gospels, wie "Michael, row the boat ashore", "Down by the Riverside" und "Oh when the Saints". "Wenn ich Sorgen habe und nicht mehr weiter weiß, suche ich die Antwort bei Gott und Jesus" kommentierte sie "Jesus is the answer". Ihre Musik mit dem Etikett "Gospel" zu versehen, wäre zu einseitig, denn in Audrey Motaungs Musik kommen viele Einflüsse zum Tragen. Der Ursprung von Blues und Jazz lägen in Gospel und Spirituals, sagt man. Dass dieser Ursprung neben einer amerikanischen auch eine afrikanische Heimat hat, stellte Audrey Motaung eindrucksvoll unter Beweis.

"Freedom and peace" verband Audrey mit Aussagen zu ihrer Heimat Südafrika: "Wir müssen lernen zu vergeben, aber nicht zu vergessen." Apartheid ist immer ein Thema bei ihr. So präsentierte sie auch ein Lied in ihrer Muttersprache aus Südafrika, mit für unsere Ohren ungewöhnlichen Schnalzlauten, die wohl einige Gäste so verduzt schauen ließen, dass die Sängerin aus dem Konzept kam. Doch das gehört zu ihrer Show, ebenso wie ihr Outfit – erst im schrillem pinkfarbenen Kleid und nach der Pause wechselte sie zu rostorange.

Ein Lied ihrer Vorfahren, das heute viel Freunde bringe, aber früher voll Schmerz, voll Tränen, voll Blut, voll Erniedrigung gewesen sei: "We are on the way", reihte sie ins Programm. Mit einem fetzigen Lied aus ihrer Heimat, bei dem bis auf Einzelne wirklich alle mitgerissen wurden und standen endete das Konzert und Audrey Motaung ließ wissen: "Ich wünsche euch viele glückliche Tage und komme wieder in 10 Jahre".

Audrey Motaung wurde im Norden Südafrikas nahe Pietersburg geboren und startete ihre Karriere in Johannesburg als Background-Sängerin der Band "Jo'Burg Hawk". In den 70er Jahren ging sie über London nach Hamburg, wo sie sich endgültig als Gospel- und Jazz-Interpretin etablierte. Als Schauspielerin ist sie derzeit in dem Kinofilm "Anam" (Start 25.4. – zur Zeit: Ufa-Palast, Köln) zu sehen und trat schon Folge der TV-Serie "Großstadtrevier" und in dem Fernsehfilm "Eine fast perfekte Liebe" (1995) auf. "Anam" handelt von einer türkischen Putzfrau. Eine ihrer Freundinnen aus der Putzkolonne ist die abergläubischen Afrikanerin Didi, dargestellt von Audrey Motaung.

Musikalisch ist Audrey Motaung auf zahllosen Festivals unterwegs. USA, Frankreich, Österreich, England, Dänemark, Finnland, Russland, und, und, und. Einen ganz besonderen Auftritt hatte sie bei Nelson Mandela, dem sie mit einem selbstgeschriebenen Song zum Geburtstag gratulierte.







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