ARCHIV
"Von der Bettkante zum König": David Potthoff schoss den Vogel ab
(ms/24.6.2003-12:15) Von Martin Sallge
Marienheide-Gimborn - Mit dem 135. Schuss fiel gestern der Königsvogel der Schützenbruderschaft Gimborn: David Potthoff ist neuer König, Dana Holthausen seine Königin.

Erst gegen 18:45 Uhr berührte das Vogelholz des diesjährigen Gimborner Königsschießens den Boden. Ungewöhnlich spät also. Und das lag wiederum daran, dass der spätere König eine knappe Stunde zuvor noch bei sich zu Hause im Bett lag und schlief. Seine Schützenkumpels klingelten ihn aus dem Bett, weil es an Bewerbern um den Königstitel mangelte. Offenbar wollte niemand auf den Vogel schießen. Kurzentschlossen machte sich David Potthoff also auf den Weg zum Schießstand und erlegte den Greifen dann schließlich im 135. Schuss.

Den Mangel an Bewerbern versuchte Andreas Stötzel in seiner Funktion als Schriftführer zu erklären. Erfahrungsgemäß sei der Wettbewerb um den Königstitel eine Art "Cliquen-Schießen", bei dem immer einige Freunde gegeneinander antreten. Dieses Jahr sei aber kein solches Grüppchen angetreten und als dann eine knappe Stunde lang niemand mehr einen Versuch starten wollte, das Wappentier aus dem Nest zu schießen, habe man das Herumtelefonieren angefangen, berichtete Stötzel.
Zum Schluss fanden sich ja doch insgesamt sechs Schützen, von denen der 24-jährige gelernte Koch und Lehrling zum Speditionskaufmann das Rennen machen konnte. Zur Königin nahm sich der junge König die 19-jährige Dana Holthausen, nachdem er seiner Freude Ausdruck verliehen hatte: "Das geht alles so schnell im Moment!"

Da schon das Schießen erheblich länger dauerte, als erwartet, konnte mit der Festprozession zum Schlosshof auch erst gegen 20 Uhr begonnen werden. Aber das Wetter spielte wunderbar mit und so war auch das kein Problem. Das neue Königspaar reihte sich auf der Treppe zum Gimborner Schloss neben dem neuen Prinzenpaar ein, das bereits am Sonntag ermittelt wurde.
Josef Günther (22) hatte beim Prinzenschießen am Sonntagnachmittag gegen seine drei Mitbewerber mit dem 178. Schuss den Vogel heruntergeholt. Seine Prinzessin wurde die 17-jährige Kinderpflegerin Sabrina Schmidt.

Der Schlosshof war auch dieses Jahr wieder sehr gut besucht, als es zur Krönung der neuen Majestäten kam. Unterstützung bekamen die Gimborner Schützen unter anderem von ihren Freunden aus Hülsenbusch und dem Oberbergischen Schützenbund und dessen Präsidenten Raimund Propach. Auch die stellvertretende Bürgermeisterin von Marienheide, Monika Hüttenmeister nahm auf der Treppe an den Feierlichkeiten teil.
Nach den fast schon traditionellen Begrüßung aller Anwesenden durch den Schirmherrn der Bruderschaft, Peter Freiherr von Fürstenberg, konnte auch Monsignore Ernst Erlinghagen einige Worte ans Publikum richten. Er verglich gar die Stadt Gimborn mit Bethlehem, als er auf die Namen von Prinz und König zu sprechen kam: Josef und David, gewissermaßen ein biblisches Stelldichein.

Der Höhepunkt der Zeremonie war zweifelsohne die Übergabe der Insignien, mit deren Erhalt die Regentschaft der neuen Majestäten jedes Jahr symbolisch ihren Anfang findet. Der erste Vorsitzende der Schützenbruderschaft, Stefan Meisenberg, ließ es sich auch nicht nehmen, zu diesem Anlass einige Danksagungen loszuwerden und prognostizierte "noch ein bisschen mehr Esprit" für das kommende Jahr, als er sich und dem Publikum das verhältnismäßig junge Alter von König und Königin noch einmal vor Augen führte.

Zwar war im Rahmen des Frühschoppens gestern der größte Teil der Ehrungen für die langjährigen Mitglieder bereits ausgesprochen worden, zwei herausragende Auszeichnungen behielt sich der Vorstand allerdings für den Abend vor: Günther Wehrend erhielt den goldenen Verdienstorden für seine lebenslange Unterstützung des Schützenvereins, und Rainer Heuser sogar den bis dahin überhaupt erst drei Mal vergebenen Schwarzenberg-Orden, die höchste Auszeichnung der Bruderschaft, für die geleistete Vorstandsarbeit.

Im Festzelt warteten schon die Bambis auf ihren Auftritt, um bis in die frühen Morgenstunden die Gimborner Schützengesellschaft zu unterhalten, und so fand der offizielle Teil des Festes nach zwei kurzen Ansprachen von Raimund Propach und Monika Hüttenmeister auch sein Ende. Ersterer verglich in seiner Rede die Gimborner Schützengemeinschaft mit einem 400 Jahre alten, aber quicklebendigen Baum, während die stellvertretende Bürgermeisterin das Hauptaugenmerk noch einmal auf das wundervolle Ambiente des Schlosshofs richtete: "Eine schönere Kulisse für eine Krönung gibt es eigentlich nicht in ganz Oberberg, als hier in Gimborn."

25 Jahre Mitglied:
Manfred Kuropka, Wegescheid
Ulrich Middelhoff, Jedinghagen
Frank Müller, Marienheide
Friedhelm Spinath, Berghausen
40 Jahre Mitglied:
Manfred Berster, Thal
Bernd Brochhagen, Winkel
Ernst-Otto Hoff, Niederwette
Willi Ommerborn, Dürhölzen
Ulrich Potthoff, Jedinghagen
Hans Sauermann, Marienheide
Werner Schorde, Jedinghagen
Josef Wette, Dürhölzen
Norbert Zimmer, Erlinghagen
50 Jahre Mitglied:
Werner Arnold, Erlinghagen
Paul Eschbach, Erlinghagen
Otto Haufer, Winkel
Helmut Jansen, Erlinghagen
Wilfried Mans, Scheel
Hermann-Josef Middelhoff, Flaberg
Josef Riepert, Thal
Willi Rose, Unterboinghausen
Theo Sauermann, Jedinghagen
Franz-Otto Schorde, Jedinghagen
Karl Steinbach, Oberboinghausen