LOKALMIX
Halbzeit bei Impfungen in Alten- und Pflegeheimen im Kreis
Oberberg - Erstimpfungen werden unter Bewohnern gut angenommen - Altenheime mit Corona-Fällen müssen weiter warten - Heimleiter loben reibungslosen Ablauf.
Der Impf-Startschuss in den Oberbergischen Altenheimen fiel am 27. Dezember. Seitdem sind die mobilen Teams der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) in den Altenheimen unterwegs. Insgesamt 65 Einrichtungen wurden priorisiert, am morgigen Freitag erreichen die Impfungen den Halbzeit-Status, dann werden die impfwilligen Bewohner und Mitarbeiter aus 33 Altenheimen ihre Erstimpfung gegen Corona erhalten haben. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn betonte am Mittwoch im Bundestag noch einmal, dass die Impfungen ein Licht ans Ende des Corona-Tunnels bringen und wiederholte sein Versprechen, spätestens im Sommer jedem Bürger ein Impfangebot machen zu können.
Im AWO Seniorenzentrum Am Königsbornpark in Waldbröl wird man auf die ersten Spritzen momentan allerdings noch ein wenig warten müssen. Einen Tag vor Weihnachten war das Altenheim, das über 80 Betten verfügt, vom Gesundheitsamt und der Heimaufsicht aufgrund mehrere Corona-Fälle unter Quarantäne gestellt worden. Noch am Dienstag waren insgesamt 19 Bewohner und 18 Beschäftigte positiv auf das Virus getestet worden, insgesamt sieben Todesfälle gibt es im Zusammenhang mit Covid19 – die Situation beruhige sich aber inzwischen, sagt Einrichtungsleiterin Astrid Rauschmeier. Obwohl sie im ständigen Kontakt mit dem Gesundheitsamt ist, weiß sie noch nicht, wann genau sie Besuch von den Teams der KV bekommt. „So lange wir positive Fälle haben, müssen wir warten“, sagt sie. Erst wenn jeder Bewohner und Mitarbeiter negativ getestet wurde und zusätzlich zwei Wochen vergangen sind, könne auch hier der Startschuss fallen.
Rauschmeier stellt sich die Frage, warum man nicht zumindest die bislang negativ getesteten Menschen schon einmal impft. „Besonders die Bewohner warten sehnlichst auf die Impfungen“, berichtet sie. Angehörige und Betreuer wären ebenfalls sehr engagiert in den Vorbereitungen. Bis zu einer Rückkehr zur Normalität wird es ihrer Meinung nach aber ohnehin noch länger dauern, da man auch die Entwicklungen außerhalb der Einrichtung abwarten müsse. Schnelltests und Masken werden daher noch länger zum Alltag gehören.
Für die Zukunft wünscht sie sich, dass von Seiten der Politik ein Umdenken stattfindet. „Da werden Entscheidungen getroffen, die wir am Ende umsetzen müssen, ohne vor Ort gefragt zu haben, was wir eigentlich benötigen.“ Während die Auflagen in der Pflege ständig erhöht werden, werde gleichzeitig der Personalstamm nicht vergrößert. „Der Beruf des Pflegers muss attraktiver gemacht werden und die Wertschätzung für die geleistete Arbeit erhöht werden“, so Rauschmeier.
Bereits einen Schritt weiter ist man im Senioren- und Pflegezentrum Lichtenberg in Morsbach. Hier gab es unter den 102 Bewohnern noch keinen Corona-Fall und die Erstimpfungen fanden am 31. Dezember statt. „Komplikationslos“, wie Einrichtungsleiter Waldemar Metzger (Foto) betont. Innerhalb von sechs Stunden wurden 70 Prozent der Bewohner und etwa 50 Prozent des Personals das Mittel von Biontech durch die vier Ärzteteams injeziert, diese Zahlen werden aber noch steigen. „Wir haben den Impftermin sehr kurzfristig erhalten und über die Weihnachtstage haben uns nicht alle Betreuer die notwendigen Einwilligungen zugeschickt“, erklärt der künftige Geschäftsführer. Zum zweiten Termin am 22. Januar werde es daher noch mehrere Nachzügler geben. „Am Ende rechnen wir mit einer Quote von knapp 90 Prozent“, sagt Metzger.
Bevor allerdings nicht die Herdenimmunität durch die Impfungen eingesetzt habe, rechnet auch er nicht mit Lockerungen der Hygienemaßnahmen. „So lange nicht durch Studien endgültig geklärt ist, ob durch die Impfung auch die Übertragung und nicht nur die Erkrankung verhindert wird, müssen wir weiterhin Ausrüstung und Masken tragen.“ In das Seniorenzentrum darf derzeit nur ein angemeldeter Besucher je Bewohner und muss zudem einen negativen Schnelltest vorlegen. Zwischen den Feiertagen gab es für die zahlreichen Testungen Unterstützung vom Deutschen Roten Kreuz, inzwischen ist man in Morsbach aber wieder auf sich gestellt: Rund vier Stunden ist eine Pflegekraft durch die regelmäßigen Tests täglich gebunden.
Ähnlich sieht es im Seniorenzentrum St. Josef-Haus in Engelskirchen aus. Hier konnte man das Virus bisher vollständig aus dem Haus heraushalten. Ein Grund hierfür sind laut Leiter Klaus Peter Möncks die strengen Hygienestandards. Durch die frühe Verpflichtung zu FFP2-Masken und zwei Mal täglichem Desinfizieren aller Flächen habe man sehr zeitnah wieder Besuche auf den Zimmern zulassen können und den 66 Bewohnern ermöglicht, sich innerhalb der Einrichtung frei zu bewegen. Besucher müssen beim Betreten zudem einen maximal 72 Stunden alten Schnelltest vorzeigen, für den man sich im Vorfeld anmelden muss. Zudem werde man nie müde die Regeln zu wiederholen. Zwei Pflegekräfte sind jede Woche nur mit der lückenlosen Vor- und Nachbereitung aller Tests beschäftigt.
Ein enormer Arbeitsaufwand, der sich aus Möncks Sicht aber lohnt. „Unsere Bewohner hatten wenig Einschränkungen und sind während der Pandemie nicht vereinsamt. Den Fokus der Öffentlichkeit muss man vielmehr auf die alten Menschen legen, die alleine in ihren kleinen Wohnungen leben“, meint er. Die Impfungen sieht er als Hoffnungsschimmer, betont aber, dass möglichst zeitnah, die gesamte Bevölkerung flächendeckend die Möglichkeit erhalten müsse. Die KV-Teams kamen im St. Josef-Haus kurz nach Neujahr, auch hier verlief das Impfen reibungslos: Das Angebot wurde von 79 Prozent der Bewohner wahrgenommen. Kritischer stand das Personal dem Impfstoff gegenüber. Hier ließ sich zunächst nur jeder Dritte piksen. Allerdings haben bereits 12 Menschen angekündigt, dies beim zweiten Impftermin kommende Woche nachholen zu wollen. „Wir haben die Hoffnung, dass wir die Belastungen für die Bewohner und Mitarbeiter bald herunterfahren können.“
Wie die allgemeine Impfbereitschaft in den bisher von den Impfteams besuchten Einrichtungen aussieht und ob es Nebenwirkungen gab, hat OA beim Kreis angefragt und wird dies am Freitagmorgen hier ergänzen.
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