LOKALMIX

Teilerfolg für Naturschützer: Agger fließt erstmal weiter frei

lw; 22.05.2021, 08:00 Uhr
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Archivfotos: Lars Weber, Paul Kröfges.
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Teilerfolg für Naturschützer: Agger fließt erstmal weiter frei

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lw; 22.05.2021, 08:00 Uhr
Engelskirchen – Wiederaufstau der Anlage Ohl-Grünscheid frühestens im kommenden Jahr – Ministerium: Vertiefte Überprüfung muss abgeschlossen werden – Grüne wollen weiter für Renaturierung kämpfen.

Von Lars Weber

 

Eine frei fließende Agger: Das ist der Traum von vielen Naturschützern im Oberbergischen. An der Stauanlage Ohl-Grünscheid ist seit September 2019 der Traum Wirklichkeit. Dort war die Anlage marode und wurde zunächst stillgelegt. Seitdem habe sich die Agger und das Leben in ihr erholt, die Flusslandschaft entwickle sich prächtig, betont zum Beispiel Friedrich Meyer, Wassernetz-NRW Flussgebietskoordinator für die Agger, immer wieder. Dementsprechend arbeiten die Naturschützer daran, dass ihr Traum nicht zerplatzt und der Besitzer der Anlage Ohl-Grünscheid, die Münchener Auer Holding (Aggerkraftwerke GmbH), die auch weitere Kraftwerke entlang der Agger und Wiehl betreibt, nicht wieder aufstaut. Nun ist ihnen ein Teilerfolg gelungen. Durch eine Kleine Anfrage von Norwich Rüße, umweltpolitischer Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion, ist der Wiederaufstau von Ohl-Grünscheid verhindert worden – zumindest vorerst.

 

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Gestoppt wurde der von der Bezirksregierung Köln für Frühjahr 2021 angekündigte Wiederaufstau nach Einbau eines neuen Stahlwehres von Umweltministerin Ursula Heinen-Esser persönlich. Sie antwortete auf die Anfrage Rüßes, ob die Landesregierung einen Wiederaufstau der Stauanlage ausschließt, solange diese nicht den allgemein anerkannten Regeln der Technik entspricht: "Der Wiederaufstau der Stauanlage Ohl-Grünscheid wird erst dann erfolgen können, sobald die Stauanlage die Anforderungen nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik erfüllt." Nach Auffassung der Grünen sei dies frühestens nach Abschluss der vier Jahren überfälligen vertieften Überprüfung der Wehranlage der Fall.

 

So teilt es auch das Ministerium in der Antwort auf die Kleine Anfrage mit. Die vertiefte Überprüfung werde erst abgeschlossen, wenn der Aggerverband sein sogenanntes „Niederschlag-Abfluss-Modell“, in dem auch zukünftige Starkregenereignisse berücksichtigt werden müssen, fertiggestellt hat. Dies sei auch zwischen Bezirksregierung, Aggerverband und der Betreiber-Gesellschaft so abgesprochen. Dies bedeutet, dass die Agger noch eine Weile Zeit haben wird, sich weiter an dieser Stelle bei Ohl-Grünscheid frei zu entwickeln. Denn der Aggerverband geht davon aus, erst im Laufe des Jahres 2022 erste Abfluss-Prognosen aus dem Gesamtmodell bereitstellen zu können, heißt es von dort auf Nachfrage.

 

 

Friedrich Meyer freut sich zwar über die Entscheidung. „Damit ist zunächst das drohende Absaufen der sich nach Niederlegung des Staus gebildeten natürlichen Flussstrecke und Aue verhindert“, teilt er mit. Vor allem hätten sie aber mehr Zeit bekommen, weiter gegen einen Wiederaufstau gemäß des Verschlechterungsverbots nach dem Wasserhaushaltsgesetz vorzugehen. Andrea Saynisch, Fraktionssprecherin der Grünen im Kreistag, lobt die Arbeit Meyers und nimmt die Bezirksregierung in die Pflicht: „Sie muss sich fragen lassen, warum sie das Landeswassergesetz in diesem Fall bisher nicht durchgesetzt hat.“ Auch die seit 2006 bestehende Vorschrift, nach der Talsperren - zu denen per Definition auch die Wehre der Agger gehörten - alle zehn Jahre genau zu prüfen seien, habe sie gegenüber dem Betreiber bisher eher kulant betrieben. Lisa Maaßen, Sprecherin der Grünen in Engelskirchen, ergänzt: „Diese und die nächste Landesregierung müssen einen klaren Plan entwickeln, ob sie weiterhin die kostenaufwendige und für die Energiewende untaugliche kleine Wasserkraft fördern oder die Agger wieder frei fließen lassen.“

 

Das Niederschlagsabflussmodell des Aggerverbands

 

Das "Niederschlagsabflussmodell für das Einzugsgebiet der Agger" bildet eine Gebietsgröße von 816 Quadratkilometern ab. Das Modell umfasst laut Aggerverband somit rund Dreiviertel des 1.100 Quadratkilometer großen Verbandsgebietes. Um das Modell zu handhaben, wurden die größten Nebengewässer der Agger separat berechnet. Viele dieser Teileinzugsgebiete sind modelltechnisch nun abgebildet. Zur Vervollständigung des Gesamtbildes fehlt noch die Modellierung des  Aggerhauptstroms und die Verknüpfung mit den Teilmodellen, so der Verband. Weitere Informationen gibt es hier.

 

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