Wiehl – Mit dem einstimmigen Richtungsbeschluss fängt die Arbeit von Rat und Verwaltung jetzt erst richtig an – Zusammenhalt ein Mittel zum Erfolg.
Das Aufatmen in der gesamten Wiehltalhalle war regelrecht spürbar mit jeder politischen Wortmeldung, in der sich für die Sanierungsoption Plus ausgesprochen wurde. Obwohl eine Entscheidung im Vorfeld deutlich angekündigt wurde: So mancher im Saal war sich vor dem Start der Sitzung nicht sicher, um es tatsächlich passieren wird. Dass es sogar ein einstimmiger Beschluss geworden ist, hatte allen voran Bürgermeister Ulrich Stücker gehofft. Denn die Arbeit für Rat und Verwaltung geht mit dem Beschluss von Dienstagabend erst richtig los. Die Herausforderung für diesen Rat wird es nun sein, diese Einigkeit zu erhalten, um tatsächlich voranzukommen und das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium für die Zukunft aufzustellen.
Die Grundsatzentscheidung heißt zunächst nichts anderes, als dass die Arbeit des Büros pvma aus Aachen im Papierkorb landet. Anfang 2019 wurde der Entwurf als Gewinner des Architektenwettbewerbs vorgestellt, anschließend im Laufe der Jahre modifiziert und bis zur Leistungsphase 2 gebracht. An welcher Stelle in dieser Zeit das Ziehen an einem Strang im Rat dazu geführt hätte, dass die Schule ihre Wunschlösung bekommt, ist sicherlich diskutabel und würden die Parteien unterschiedlich beantworten. Wie wir heute wissen: Es kam anders, freilich auch aufgrund von Faktoren, die weder von den Stadtverordneten oder der Verwaltung vorhersehbar waren. Stichwort: Baukostensteigerung durch eine weltweite Pandemie und einem Krieg in der Ukraine.
Jetzt, wo die eine Planung vom Tisch ist, muss aber natürlich eine neue her. Rat und Verwaltung starten mit anderen Worten eigentlich bei null. Die Skizze, die Ideen, die Vorstellungen, die das Rathaus unter Hochdruck erarbeitet und nun als Sanierung Plus präsentiert hat, müssen nun erst von einem Planerteam übernommen und mit belastbarem Inhalt gefüllt werden. Und das schnellstmöglich. Ein Jahr länger nur soll dieser Weg dauern als die Umsetzung des Wettbewerbentwurfs. Von außen betrachtet hört sich diese Prognose zumindest sportlich an.
Um tatsächlich eine Chance zu haben, die umfassende Sanierung des Gymnasiums bis zum Sommer 2030 abzuschließen, muss der Rat weiter an einem Strang ziehen. Und das wird sicherlich nicht einfach werden angesichts der Kosten von weiterhin mehr als 50 Millionen Euro, die im Raum stehen. Weiter ist auch noch völlig unklar, wie viele Kompromisse bei der modernen pädagogischen Architektur tatsächlich gemacht werden müssen. Bei diesen Fragen dürfen die Stadtverordneten gerne weiter emotional diskutieren, sie müssen aber wie am Dienstag schnell zu sachlich sinnvollen Entscheidungen gelangen, die von klaren Mehrheiten getragen werden. Ansonsten wird die Stimmung schnell kippen.
Wichtig in diesem Prozess wird es zudem sein, die Schule auch in der neuen Planungsphase wieder mit ins Boot zu holen, um sich nicht komplett an den Bedürfnissen und Wünschen der Schule vorbeizusparen. Die Akzeptanz seitens der Schulleitung, der Lehrer, der Eltern und natürlich der Schüler ist neben der Einigkeit des Rats ein wichtiges Mittel zum erfolgreichen Abschluss des Projekts. In den öffentlichen Sitzungen sollten die „Betroffenen“ dabei ruhig weiter Gesicht zeigen. Vielleicht führt es dazu, das Tempo hochzuhalten.
Das Aufatmen, was man am Dienstag bei der Sitzung vernehmen konnte, war in Wirklichkeit also nur ein Durchatmen. Ein Durchatmen vor einem sehr anstrengenden Prozess, der, wie Bürgermeister Ulrich Stücker vor der Sitzung in einem Pressegespräch sagte, die Stadt Wiehl an „finanzielle und persönliche Grenzen“ führen werde – und die fragile Einigkeit im Stadtrat auf eine harte Probe stellen wird.
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