POLITIK
Neue Kita: „Trauminsel“ soll neuen Standort bekommen
Gummersbach – Teile des Kindergartens auf dem Bernberg sind marode – Stadt möchte am Nordring neu bauen – Bezahlkarte für Flüchtlinge kommt – Neue Sporthalle hat einen Namen.
Von Lars Weber
Die Kita „Janoschs Trauminsel“ auf dem Bernberg soll einen neuen Standort bekommen. Dazu fassten die Stadtverordneten gestern bei der Sitzung des Rats einen Grundsatzbeschluss. Demnach soll das Familienzentrum neu gebaut werden, und zwar am Nordring gegenüber der Hochhäuser. Geplant ist dort bereits das neue Feuerwehrgerätehaus für die Einheiten Bernberg und Dümmlinghausen. Nun möchte die Stadt zusätzlich der Kita dort ein neues Zuhause bieten. Die Entscheidung im Rat fiel einstimmig.
Das Familienzentrum „Janoschs Trauminsel“ befindet sich aktuell in der Weidenstraße, oberhalb des Sportplatzes. Fünf Gruppen gibt es dort mit 115 Kindern und 26 Erzieherinnen, die auf zwei Gebäude verteilt sind. Eines der Gebäude gehört der katholischen Kirchengemeinde. „Das ist auch in einem guten Zustand“, sagte der Erste Beigeordnete Raoul Halding-Hoppenheit als zuständiger Jugenddezernent im Rat. Das andere Gebäude gehöre der Stadt. Erstellt in Fertigbauweise in den 1970er-Jahren, wurden in den vergangenen Jahren mehrfach Baumängel unterschiedlicher Art festgestellt, die zum Teil aufwendig saniert werden mussten. Eine eingehende Untersuchung der Bausubstanz habe ergeben: „Das Gebäude ist in einem maroden Zustand“, hielt Halding-Hoppenheit unmissverständlich fest.
Eine wirtschaftliche und zukunftsfähige Sanierung sei nicht darstellbar, auch weil der Grundriss nicht mehr den räumlichen und funktionalen
Anforderungen an ein modernes Familienzentrum entspreche. Lieber möchte die Stadt Geld in einen modernen Neubau stecken. Da nun die Fläche für die Feuerwehr entwickelt werden soll und dort weiterer Platz ist, erscheint die Gelegenheit günstig. „Natürlich müssen die Verkehre von Feuerwehr und Kita getrennt werden, das gibt die Situation dort oben aber her“, ist der Kämmerer überzeugt. Ein weiteres Plus: Die Hol- und Bringsituation könnte am Neubau besser geordnet werden. Die aktuelle Anfahrtsstraße ist eigentlich zu eng dafür. Weiter könnte die Stadt mit dieser Lösung auf ein kostspieliges Interim verzichten, weil die Kinder bis zu einem Umzug am aktuellen Standort verbleiben könnten. Was anschließend an der Weidenstraße mit dem städtischen Gebäude passiert, ist noch unklar.
Mit dem einstimmigen Votum beauftragte der Rat die Verwaltung, das Familienzentrum in die Planungen für Bernberg-Nord aufzunehmen. Grundlage für die weiteren Planungen ist das Ergebnis der vorliegenden Machbarkeitsstudie, die den Standort Bernberg-Nord auch im Zusammenhang mit dem geplanten Neubau des Feuerwehrgerätehauses als geeignet identifiziert. Weiter sollen nun die planungsrechtlichen Voraussetzungen für die Realisierung des Neubaus geschaffen werden.
Halding-Hoppenheit könnte sich vorstellen, dass 2027 mit dem Bau begonnen wird. Dabei geht er davon aus, dass Feuerwehrgerätehaus und Kita nicht gleichzeitig realisiert werden, sondern mit einem zeitlichen Versatz.
Aus dem Rat
Die Stadt Gummersbach wird die Bezahlkarte für Flüchtlinge einführen. Dem Antrag der Grünen-Fraktion (OA berichtete), die Opt-out-Klausel zu ziehen und damit auf die Einführung zu verzichten, wurde bei einer Mehrheit von 28 zu 14 und einer Enthaltung eine Absage erteilt. Auch ein in der Sitzung eingebrachter SPD-Antrag, die Einführung um ein Jahr zu verschieben, wurde mit einem identischen Abstimmungsergebnis abgelehnt. Die Grünen um Fraktionschef Konrad Gerards argumentierten, dass der Aufwand für die Umstellung zu hoch sei angesichts von lediglich etwa 20 Personen, die überhaupt betroffen seien. Dies stehe in keinem Verhältnis zu dem Ziel der Bezahlkarte, den Geldfluss ins Ausland zu unterbinden. Oliver Kolken (SPD) brachte die Verzögerung von einem Jahr ins Spiel, um die Erfahrungen in anderen Kommunen abzuwarten und diese zu nutzen. CDU-Fraktionschef Jörg Jansen machte deutlich, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis man die Bezahlkarte einführen muss – auch in NRW. Er plädierte dafür, lieber jetzt die Systemumstellung zu vollziehen, wo die Situation bei den Flüchtlingszahlen eher ruhig sei. Dem schloss sich die Mehrheit an.
Der Rat hat einstimmig beschlossen, die neue Sporthalle in Strombach den Namen „Lilli-Henoch-Sporthalle“ zu geben. Lilli Henoch (*1899 in Königsberg – †1942 in Lettland) war die erfolgreichste deutsche Leichtathletin der 1920er-Jahre. Unter anderem wurde sie zwischen 1922 und 1926 in den Disziplinen Kugelstoßen, Diskuswurf, Weitsprung sowie mit der 4-mal-100-Meter-Staffel zehnfache Deutsche Meisterin. In dieser Zeit stellte sie auch vier Weltrekorde auf. Daneben zählte sie auch im Hockey und Handball zur Elite. Als die Nazis an die Macht kamen, verzichtete die Jüdin trotz Angeboten aus den USA darauf, auszuwandern, um sich um ihre Familie zu kümmern. Aufgrund ihrer Herkunft wurde Lilli Henoch während des NS-Regimes aus dem Sport ausgeschlossen, deportiert und 1942 von den Nationalsozialisten ermordet. Bürgermeister Frank Helmenstein sagte, Henoch stehe exemplarisch für die vielen Opfer und Verfolgten dieser Zeit. „Mit der Benennung der Sporthalle nach ihr setzen wir ein Zeichen gegen Antisemitismus.“
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