LOKALMIX
Wenn die halbe Schule plötzlich in Quarantäne muss …
Wipperfürth – An der Hermann-Voss-Realschule sorgte ein positiver Corona-Test für eine Ausnahmesituation – Nach den Ferien soll Schulbetrieb normal weitergehen.
Von Lars Weber
Mal ist es eine Klasse, mal eine ganze Stufe, vielleicht auch direkt zwei Jahrgangsstufen: In den vergangenen Wochen trudelten fast täglich Nachrichten über positiv getestete Personen an Schulen im gesamten Oberbergischen Kreis ein. Das Gesundheitsamt ordnete daraufhin stets häusliche Quarantäne für jene an, die zu den Kontaktpersonen ersten Grades zählten. So schnellte diese Zahl in den Statistiken schnell hoch. Noch immer sind mehr als 1.000 Menschen in angeordneter häuslicher Quarantäne, was auch an den vielen davon betroffenen Schülern liegt. Besonders schwer traf es die Hermann-Voss-Realschule in Wipperfürth, bei der rund die Hälfte der Schüler nicht mehr in die Schule darf und durfte. Eine Chronologie.
Freitag, 25. September
Es läuft gerade die fünfte Stunde an der Hermann-Voss-Realschule, als die Schulleitung die Information über einen positiven Coronatest bei einem Lehrer bekommt. „Wir haben daraufhin erstmal alle Schüler nach Hause geschickt“, erinnert sich Konrektorin Claudia Deichsel, damit die Situation geordnet werden kann. Einige Klassen bekommen auch gleich einen Brief des Gesundheitsamtes mit. Diese Schüler – aus Klassen quer durch alle Jahrgänge - sollen in häuslicher Isolation bleiben, bis sich das Amt meldet. Auch im Kollegium habe jeder versucht einzuschätzen, wie der Kontakt zu der positiv getesteten Person war und daraufhin entschieden, ob man zu Hause bleiben müsse oder nicht, so Deichsel.
Letztlich sind zehn Klassen (rund 300 von 630 Schülern) und 19 Lehrer in Quarantäne. Als die Situation noch unübersichtlich ist, sind sogar 27 Lehrer aufgrund freiwilliger häuslicher Isolation nicht in der Schule. Immerhin: Da das Wochenende vor der Tür steht, bleibt der Schulleitung etwas Zeit, auch die Eltern zu informieren und sich eine Reaktion zu überlegen. „Wir wollten schnell Transparenz schaffen.“
Samstag und Sonntag, 26. und 27. September
Die Schule veröffentlicht die Anleitung zur Anmeldung zu Logineo, der digitalen Lernplattform des Landesministeriums. Denn ob der Zahl an Personen in Quarantäne oder häuslicher Isolation ist klar, dass es Montag nicht weitergehen kann wie bisher. Doch Logineo ist noch neu. Während des Lockdowns wurde noch über die Homepage oder über Mail digital gelehrt und gelernt. Die Nutzung des neuen Programms soll zu einer der größten Herausforderungen in der Situation werden. Am Sonntag teilt das Gesundheitsamt unter anderem mit, dass am 30. September und am 1. Oktober Lehrer und Schüler getestet werden sollen.
Montag, 28. September
An der Hermann-Voss-Realschule findet Unterricht statt. „Aber natürlich nur in reduzierter Form“, sagt Deichsel. „Wir können mit den wenigen Ressourcen, die uns übrig bleiben, den Unterricht für die nicht betroffenen Klassen nicht mehr aufrecht halten“, schreibt die Schulleitung am Montag in einer weiteren Nachricht. Aus diesem Grund werden am Donnerstag und Freitag alle Klassen in den Distanzunterricht gehen. Logineo soll zum Einsatz kommen, der eigentliche Stundenplan gelten, aber eben Zuhause. Eine Notbetreuung wird angeboten und auch Tablets an jene Schüler ausgeliehen, die sonst nicht hätten arbeiten können. „Die Betreuungssituation ist für Eltern natürlich besonders herausfordernd“, sagt Deichsel. Viele machten sich beispielsweise Sorgen um den eigenen Arbeitsplatz.
Ebenfalls veröffentlicht der Oberbergische Kreis eine Allgemeinverfügung für bestimmte Klassen der Schule. „Nach diesen Vorschriften können Personen, namentlich Kranke,Krankheitsverdächtige, Ansteckungsverdächtige und Ausscheider, verpflichtet werden, den Ort, an dem Sie sich befinden, nicht zu verlassen, bis die nötigen Schutzmaßnahmen durchgeführt sind“, heißt es darin unter anderem. Die Verfügung läuft für manche Klassen heute, für manche erst Ende der Woche aus.
Mittwoch bis Freitag, 30. September bis 2. Oktober
Schüler und Lehrer werden vom Gesundheitsamt direkt zum Labor nach Reichshof-Wehnrath gebeten, um sich dort testen zu lassen. Der Ort sorgt für Rumoren bei den Eltern, liegt Wehnrath doch immerhin rund 45 Fahrtminuten von Wipperfürth entfernt. „Aus organisatorischen Gründen war das von Seite des Kreises nicht anders möglich“, sagt Deichsel, die Verständnis für die Eltern hat. Letztlich sei es in Wehnrath aber rund gelaufen. Bei allen Getesteten gab es noch ein weiteres positives Ergebnis bei einer Schülerin. „Die Klasse war aber ja ohnehin schon in Quarantäne, diese wurde dadurch verlängert.“
Donnerstag und Freitag läuft der Distanzunterricht mit dem neuen Programm Logineo. „Es gab allerdings einige technische Probleme“, so Deichsel. Diese konnten inzwischen mit dem Ministerium geklärt werden. „Wir müssen uns da zusammen zurechtfinden. In so einer frühen Phase der Nutzung sind technische Probleme auch normal.“ Gerade für Eltern jüngerer Kinder, die ihren Nachwuchs bei der Nutzung anfangs helfen müssen, sei die Herausforderung aber hoch. Aber auch die Lehrer versuchen über Telefon oder Chat für alle Fragen bereit zu stehen. „Das ist für alle nicht ohne.“
Montag bis Freitag, 5. bis 9. Oktober
Der Unterricht läuft in einer Mischung aus Präsenz- und Distanzunterricht. Jeden Tag steht auf der Schulhomepage, welche Klassen Distanzunterricht haben. „Wir versuchen das jetzt ordentlich zu verzahnen“, erzählt Deichsel. Jetzt, wo ein Ende der Ausnahmesituation erst einmal absehbar ist, schätzt sie den Ablauf positiv ein. Trotz einiger Probleme habe das meiste gut funktioniert, auch die Absprachen mit Schulträger, Bezirksregierung und Ministerium. Trotzdem sei auch klar, dass es einiges zu optimieren gibt. Nach den Ferien hofft Deichsel, „wieder mit voller Mannschaft“ in den Präsenzunterricht zu starten. Dabei werde auch nochmal der Appell wiederholt, freiwillig am Platz eine Atemschutzmaske zu tragen. Viel mehr Vorkehrungen sind nicht möglich, so Deichsel. „Man weiß ja nie, wie es einen trifft.“ Trotzdem: „Wir haben eine solche Situation jetzt schon einmal durchlebt. Das ist eine gute Grundlage.“
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