Waldbröl – Ein 28-Jähriger soll bei einer Autoverwertung Ersatzteile „unter der Hand“ verkauft haben – Nun muss er sich wegen Betrug und Urkundenfälschung am Amtsgericht Waldbröl verantworten.
Ob ein Satz neue Reifen, Schäden in der Karosserie oder auch eine abgenutzte Kupplung: ein Besuch in der Werkstatt kann schon mal richtig ins Geld gehen. Da mag es durchaus hilfreich sein, wenn man jemanden kennt, der einem weiterhilft, der das fast Unmögliche möglich macht, und dann noch zu einem Preis, der überaus akzeptabel ist. So ein jemand scheint auch Junis A. (Anm.d.Red.: Name geändert) zu sein. Ein Beispiel: Zwei Türen für einen VW Golf VI will er für 320 Euro besorgt haben – frisch lackiert, wohlgemerkt. Erhalten habe der Kunde die Türen allerdings nicht.
Der 28-Jährige soll eine Zeit lang auf einem Schrottplatz im Südkreis gearbeitet, laut eigener Aussage über 1.000 Ersatzteile verkauft haben. Doch die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann aus dem Rhein-Sieg-Kreis vor, dabei verschiedene Betrugsstraftaten begangen zu haben. Laut Anklageschrift soll er Autoteile „unter der Hand“ verkauft haben. Konkret geht es am Amtsgericht Waldbröl um drei Fälle, die sich im vergangenen Jahr zwischen dem 21. September und dem 20. Oktober ereignet haben sollen: neben besagten Türen soll er einem anderen Kunden zwei Reifensätze verkauft haben. Das Geld soll er erhalten, die Ware dann aber nicht geliefert haben.
„Das war eine persönliche Absprache“, sagte der 28-Jährige – denn die Firma, für die er tätig gewesen sein soll, habe die zwei Türen für den Golf nicht liefern können. Das erhaltene Geld will er in die Kasse gelegt und eine Rechnung (ohne Rechnungsnummer) geschrieben haben. Doch dann sei er gekündigt worden, habe ein Hausverbot erhalten und sein Firmenhandy abgeben müssen. Die Käuferin habe er damit nicht mehr kontaktieren können: Sie „hatte nur meine Firmennummer und ich ihre nur auf dem Firmenhandy.“ Aber die Türen habe er in Leverkusen abgeholt, in Brühl lackieren lassen. „Die Türen existieren noch“, sagte der 28-Jährige.
Dass Junis A. heute am Amtsgericht Waldbröl auftaucht, hatte Richter Haase nicht erwartet. Wie der Vorsitzende in der Verhandlung erklärte, habe es gegen den 28-Jährigen bereits ein erstes Verfahren gegeben, das in einen Strafbefehl mündete. Gemeldet habe sich der Angeklagte damals aber nicht. Und auch beim jetzigen Verfahren habe Junis A. bislang keine Reaktion gezeigt. „Deswegen habe ich für heute auch keine Zeugen geladen“, erklärte der Richter. Die Verhandlung soll daher am 20. August fortgesetzt werden.
Für Junis A. scheint der heutige Besuch im Gericht allerdings nicht der letzte für diese Woche gewesen zu sein. Laut Staatsanwalt soll der Angeklagte am Freitag „noch einen Termin in Bonn“ haben. Den Termin will der 28-Jährige zwar nicht auf dem Schirm gehabt haben, sagte aber, dass es dabei um einen Mann aus Meckenheim gehe, der sein Geld bereits zurückbekommen habe. „Wenn ich mir einen Vermögensvorteil hätte verschaffen wollen, dann hätte ich das nicht für 200, 300 Euro gemacht“, meinte Junis A.
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