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Jetzt mehr verkaufsoffene Sonntage in der ältesten Stadt des Bergischen

om; 21. Mar 2001, 23:52 Uhr
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Jetzt mehr verkaufsoffene Sonntage in der ältesten Stadt des Bergischen

om; 21. Mar 2001, 23:52 Uhr
(om/21.3.2001-23:40) Von Oliver Mengedoht
Wipperfürth - Gar nicht einig war sich der Stadtrat darüber, ob in der ältesten Stadt des Bergischen neben dem bisherigen verkaufsoffenen Sonntag während des Stadtfestes zwei weitere verkaufsoffene Sonntage und zwei lange Kaufabende an Samstagen freigegeben werden sollen.
Der ESW (Einkaufszentrum Stadt Wipperfürth) hatte dies beantragt zusammen mit einem entsprechenden Konzept, erklärte Hauptamtsleiter Lothar Wollnik dem Rat. Diese zusätzlichen Verkaufstage am Wochenende müssten sich aber durch besondere Veranstaltungen - Märkte, Messen oder Ähnliches - von Veranstaltungen an "normalen" Sonn- und Feiertagen abheben und einen beträchtlichen Besucherstrom in die Stadt locken.



Laut ESW sei daran gedacht, an den beiden Samstagen nach Pfingsten zum Schützenfest und fünf Wochen vor Weihnachten zu einem Adventsmarktsowie im November anlässlich eines Handwerkermarktes und an jedem dritten Sonntag im September zum Stadtfest. Vor den verkaufsoffenen Sonntagen müssten die Läden am Samstag vorher schon um 14 statt 16 Uhr schließen.



Aus Seiten der Verwaltung, berichtete Wollnik bestünden keine Bedenken, "ich halte es für eine Chance, den Standort Wipperfürth zu stärken". Zudem sei es nur 50 Prozent des gesetzlich Zulässigen. Die Gewerkschaften DAG und HBV hätten naturgemäß Bedenken angemeldet - hingegen die ESW-Einzelhändler versichert, dass eine Beschäftigung an diesen Tagen nur auf freiwilliger Basis erfolge - , die Kirchen hätten den Sonntagsschutz geoprdert. IHK und Einzelhandelsverband hätten hingegen Einverständnis gezeigt.



"Der Abwägungsprozess war nicht einfach", gestand CDU-Fraktionssprecher Gerd Kohlgrüber. Wipperfürth sei ein starkes Mittelzentrum, alle Städte drumherum hätten die verkaufsoffenen Tage schopn, "wir hinken hinterher". Er denke, so Kohlgrüber, dass es dem ESW weniger um Konsum an diesen Tagen gehe, sondern darum, dieses Zentrum zu stärken und Arbeitsplätze zu halten. "Wir können die Entwicklung nicht aufhalten. Sonntags können die Menschen im Internet kaufen, da arbeiten auch Leute." Das gefalle ihm zwar nicht, denn der Sonntag solle ein religiöser Tag für die Familie sein, und er sei auch gegen eine generelle Verkaufserlaubnis an Sonntagen, doch im Ausland "wissen wir es selber zu schätzen, wenn man sonntags oder abends zumindest die nötigsten Dinge bekommt".



"Wir sollten dem ESW einen Vertrauensvorschuss geben", befand auch Frank Mederlet für die SPD. Es sei nicht nur ein Angebot für die Einzelhändler, sondern auch für die Bürger. Man sei eine mittlere kreisangehörige Gemeinde und da auch sonst stolz drauf, da solle man der Sache diese Chance geben. "Wenn es nicht läuft, können wir immer noch zurück."



Dr. Michael Pehlke - in der Fraktion Bündnis 2000 selten einig mit den Grünen - war strikt gegen die Öffnung, auch wenn es ungewöhnlich sei, dass die Liberalen an der Seite der Gewerkschaften stünden: "Wie die FDP allgemein bin ich überzeugt, dass wir seit über 2.000 Jahren in einem festen Rhythmus leben, warum sollten wir den aufgeben?" Sei das Bedürfnis, sonntags einzukaufen, denn so groß, wollte Pehlke wissen. Vor allem aber sehe er kein Konzept und keine Argumente seitens des ESW. Ihm erscheine es eher so, als "solle hier getrickst werden, als werde krampfhaft nach einer Veranstaltung gesucht, um verkaufen zu können".



"Mit Erstaunen habe ich von diesem Konzept gehört", bekannte Monika Rütten (UWG), "aber ich sehe keins", pflichtete sie dem Bündnis 2000 bei. Mit einheitlichen Ladenöffnungszeiten und dem Ausschöpfen dessen hätte man Kaufverhalten ändern können, plädierte sie für ein geschlosseneres Auftreten des ESW.



CDU und SPD verabschiedeten aber gegen Bündnis und UWG die neuen, verkaufsoffenen Sams- und Sonntage.

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