JUNGE LEUTE

Die „Feuersteuer“ als Arbeitsmotivator

ls; 11.07.2024, 06:00 Uhr
Fotos: Leif Schmittgen --- Die "Römer" begeben sich auf "Raubzug" durch das Lager.
JUNGE LEUTE

Die „Feuersteuer“ als Arbeitsmotivator

ls; 11.07.2024, 06:00 Uhr
Oberberg - Auf einer Wiese bei Benroth feiern beim Löhcamp derzeit Hunderte Teilnehmer den olympischen Gedanken.

Von Leif Schmittgen

 

Jonathan Berg ist ein Löhcamp-Kind der ersten Stunde. Schon als Achtjähriger hatte er bei der Premiere des sechstägigen Kinder- und Jugendzeltlagers mit christlichem Hintergrund teilgenommen, 2008 noch als Feriengast in Lindlar-Ommerborn. Inzwischen haben sich die Zeiten geändert: Das Lager findet heuer zum achten Mal auf einer großen Wiese bei Nümbrecht-Benroth statt, Berg ist inzwischen 24, studiert Grundschullehramt und hat bei der mittlerweile 15. Auflage die Rolle des Gruppenleiters beim Volk der „Osmanen“ inne: „Ich liebe die Arbeit mit Kindern und spreche gerne über Jesus“, beschreibt er seine Motivation.

 

 

Der Bergneustädter (Foto oben 2. v. li.) hat bis dato nämlich kein Löhcamp versäumt und ist sozusagen mitgewachsen: Vom Teilnehmer wurde er zum  Teeniebetreuer, wo er ab dem Alter von 13 Jahren kleinere Aufgaben unter Aufsicht von Erwachsenen übernommen hat, bis hin zum ehrenamtlichen Helfer, der er bis heute ist.

 

[Die Transportkarren werden am Finaltag zu „Streitwagen“ umfunktioniert.]

 

Beim Volk der Türken wird gerade Tee über der Feuerstelle erhitzt, als plötzlich eine Horde Römer über die Gruppe hereinbricht, um nach kurzem Kampf die „Holzsteuer“ einzutreiben. Ein Teil des Brennstoffs wird schließlich „geopfert“ für das große Lagerfeuer am Abend. Und dieses Vorgehen entspricht genau dem Motto des diesjährigen Camps. „Die Kids treten in unterschiedlichen Spielen gegeneinander an, werden kurzzeitig zu Rivalen und leben aber schließlich den olympischen Gedanken der Gemeinsamkeit“, erläutert Burkhard Schmidt vom Ausrichter Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Bergneustadt-Hackenberg. Zudem motiviere der Hinweis zum Eintreiben von Steuern die jungen Teilnehmer im Alter von acht bis zwölf Jahren ungemein mehr zum Anpacken als der schnöde Arbeitsauftrag zum Holzsammeln, verrät Schmidt mit einem Schmunzeln.

 

[Fleißige Handwerker betätigen sich überall auf dem Gelände...]

 

Er hat zum Rundgang über das weitläufige Gelände eingeladen. Zusätzlich - so sieht man vielerorts -  ist handwerkliches Schick gefordert: Die Hunnen basteln einen Turm, während einige Meter weiter bei der Wikingergruppe an einem großen Holzschiff gesägt wird. Diese Werkstücke dienen auch als Kulisse für das große Wagenrennen am Finaltag, das im eigens errichteten Amphitheater stattfinden wird. Historisch nehmen es die Organisatoren bei allen Aktivitäten während der Woche nicht so genau, Spaß und Abenteuer sollen im Vordergrund stehen.

 

[...und zeigen auch beim Schiffsbau ihr Talent.]

 

Weder bei den Osmanen, Indern oder Wikingern werden jeweils religiöse oder gar okkulte Inhalte vermittelt, der christliche Gedanke steht grundsätzlich im Vordergrund, obwohl bei den insgesamt zehn „Völkern“ kulturelle Aspekte durchaus im Programm für die jungen Leute aufgegriffen werden. Täglich finden im großen Andachtszelt altersgerechte Andachten mit allen Teilnehmern statt, auch das dient dem Schärfen des Gemeinschaftssinnes.

 

[Burkhard Schmidt trifft beim Rundgang die Sozialarbeiterin Kathrin Berg. Sie ist eine von drei Helferinnen, die den übrigen Betreuern auch bei taktischen Fragen im Umgang mit den Kindern professionelle Ratschläge gibt.]

 

„Man muss nicht gläubig sein, um teilzunehmen“, verrät Schmidt. Allerdings solle man sich christlichen Werten verbunden fühlen. Auch muslimische Kinder haben sich unter die 180 Teilnehmer, die aus dem gesamten Oberbergischen stammen, gesellt. Abgerundet wird das Angebot mit einer „Soccerarena“oder Hüpfburg für die Kids und „Villa Chilla“ (Café) für die Mitarbeiter. Übernachtet wird in meist gemeindeeigenen Zelten, während im Sanitärbereich  umfunktionierten Wasserbehältern geduscht werden kann. „Diese sind verschließbar, so wird die Privatsphäre gewahrt“, sagt Schmidt.

 

Zusammenkünfte aller Kinder gibt es auch während der drei täglichen Mahlzeiten, die von 15 Freiwilligen im großen Küchenzelt zubereitet werden. Einer von ihnen ist Peter Hezel (Foto links), der an der Feldküche Reis für das Mittagessen kocht. Der Hackenberger ist mit 69 Jahren der älteste ehrenamtliche Unterstützer. Aber auch Teilnehmer, die noch kein Jahr alt sind, tummeln sich auf dem Gelände „Der Nachwuchs unserer Helfer wird im eigens eingerichteten Kindergarten betreut“, sagt Schmidt. 150 Betreuer und teils sozialgeschulte Ehrenamtler engagieren sich in diesem Jahr mit 50 weiteren Teen-Unterstützern.

 

Im nächsten Jahr wird es zunächst kein Löhcamp geben, denn alle sechs Jahre wird turnusmäßig eine Pause eingelegt. Auch wenn Corona für zwischenzeitliche Ausfälle gesorgt hat, möchten sich die insgesamt 230 Gemeindeglieder neu ausrichten, um das Ferienlager 2026 wieder anzubieten. 

 

[In der Küche herscht fast den ganzen Tag reges Treiben.]

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