JUNGE LEUTE

Jugend trifft Politik: „Wie verhalte ich mich, wenn meine Eltern AFD wählen?“

pn; 07.09.2021, 16:31 Uhr
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Bildschirmfoto: Peter Notbohm.
JUNGE LEUTE

Jugend trifft Politik: „Wie verhalte ich mich, wenn meine Eltern AFD wählen?“

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pn; 07.09.2021, 16:31 Uhr
Oberberg – Netzwerk gegen Rechts im Oberbergischen Kreis brachte 120 Schüler und Vertreter politischer Jugendorganisationen aus dem Kreis in einer digitalen Podiumsdiskussion zusammen.

Wie kann E-Mobilität auf dem Land gefördert werden? Wie soll die Digitalisierung an den Schulen vorangetrieben werden? Wie kann man den Beruf als Pflegekraft wieder interessanter machen? Ist Migration eine Möglichkeit der Rentensicherung und wie verhalte ich mich eigentlich, wenn meine Eltern die AFD wählen? Dass auch junge Schüler durchaus politisch interessiert sind, zeigte am Dienstagmittag die digitale Podiumsdiskussion von Netzwerk gegen Rechts im Oberbergischen Kreis.

 

Unter der Moderation von Projektleiterin Nadine Lindörfer diskutierten fünf Vertreter politischer Jugendorganisationen gemeinsam mit zugeschalteten Schülern. Tim Ochsenbrücher (Junge Union), Henrik Köstering (Grüne Jugend), Tim Munoz Andres (Junge Liberale), Jan Köstering (Die Linke) und Thorben Peping (Jusos) tauschten ihre Meinungen und Standpunkte aus, fanden dabei durchaus viele Gemeinsamkeiten, betonten aber auch ihre Unterschiede. Gleichzeitig warben sie bei den Schülern auch dafür, sich zu engagieren, nicht nur politisch. Zwischenzeitlich verfolgten nach Angaben von Lindörfer bis zu 120 Schüler die Diskussion und stellten ihre Fragen über den Chat.

 

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Nach einer Vorstellungsrunde, in der alle fünf Vertreter sich, ihre Organisation und die Gründe, warum sie sich politisch engagieren, vorstellten, ging es zunächst um das Thema der E-Mobilität im ländlichen Raum. Der ÖPNV sei schlecht ausgebaut und gerade Auszubildende könnten sich kein E-Auto leisten, hieß es von Schülern der Gesamtschule Reichshof. Während Ochsenbrücher betonte, dass Mobilität für jeden bezahlbar bleiben müsse, kritisierte Henrik Köstering Landrat Jochen Hagt scharf, dass dieser sein selbst in Auftrag gegebenes Konzept nun ignoriere und nicht umsetze. Peping forderte verpflichtende E-Ladestationen in Neubaugebieten. Jan Köstering plädierte derweil für einen massiven Ausbau des ÖPNV, auch in der Nacht: „Wir müssen wegkommen vom Individualverkehr.“ Einen anderen Ansatz verfolgte Munoz Andres. Aus seiner Sicht müsse es gerade in ländlichen Regionen wie dem Oberbergischen gezielte Förderprogramme für E-Bikes geben, gleichzeitig dürfe die E-Mobilität ohnehin nur der erste Schritt zur Wasserstofftechnik sein.

 

Anschließend ging es um das Thema Rechtsradikalismus und Antisemitismus. Nach einer nicht repräsentativen Umfrage des Netzwerks gegen Rechts erlebt ein erheblicher Anteil der Befragten eine rechte Bedrohungslage im Oberbergischen, die gerade im Zusammenhang mit Corona noch einmal an Fahrt aufgenommen habe. Hier gab es kaum Unterschiede bei den Aussagen der politischen Vertreter. Alle waren sich einig, dass das Oberbergische ein großes Problem mit Reichsbürgern und Menschen, die der Querdenker-Szene zuzurechnen seien, habe.

 

Während die Grüne Jugend und die Linke betonten, dass man rechte Gruppen und Parteien, wozu sie auch die AFD zählen, zu keinem Zeitpunkt eine Bühne geben dürfe, meinte Munoz Andres, dass man niemals von den Stimmen Rechter abgängig sein dürfe, „aber wir müssen mit ihnen weiter reden, um sie mit guten Argumenten zu demaskieren.“ Auch Peping sprach sich gegen ein Verbot der AFD aus, das diese nur in den Untergrund dränge: „Ich würde mich viel mehr freuen, sie bei jeder Wahl an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern zu sehen.“

 

Einigkeit herrschte bei den Diskussionsteilnehmern auch bzgl. der Frage der Digitalisierung an Schulen. Das Problem sei nicht damit gelöst, Schülern ein Tablet in die Hand zu drücken. Wichtig seien eine funktionierende Cloud, gute Software und vor allem geschulte Lehrer. Konsens herrschte unter allen fünf Teilnehmern, dass das dafür benötigte Geld vom Bund kommen müsse und sinnvoll investiert sei. Auseinander gingen die Meinungen dagegen bei der Frage, ob Migration eine Möglichkeit sei, die Rente langfristig zu sichern. Während Ochsenbrücher und Munoz Andres sich deutlich für gezielte Fachkräfteintegration aussprachen, forderte Jan Köstering eine große Rentenreform.

 

Nach knapp zwei Stunden war die Diskussion beendet, in ihren Schlussworten warben alle Teilnehmer bei den Schülern darum, sich eine eigene Meinung zu bilden, sich zu engagieren und vor allem das eigene Wahlrecht zu nutzen. „Es gibt weltweit Regionen, die uns um unsere Freiheiten beneiden. Nutzt sie, sie sind nicht selbstverständlich“, sagte Tim Munoz Andres.

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