POLITIK
Kurz vor Gerichtstermin: Hotel Platte verriegelt und verrammelt
Wiehl – Im Mai soll es zu einer Entscheidung im Streit zwischen Investoren und Stadt kommen – Aufgrund mehrerer Einbrüche wurde derweil das Gebäude mit Brettern gesichert – Ein Zustand, an den sich Wiehler wohl gewöhnen müssen.
Von Lars Weber
Schon einige Jahre gibt es wenig bis gar keine Bewegung im Streit zwischen den Investoren Jens Kleemann und Nico Burgmer auf der einen Seite sowie der Stadtverwaltung und weiten Teilen der Politik auf der anderen Seite. Die Investoren hatten das ehemalige Hotel Platte vor einigen Jahren erworben, wollten nach Plänen des Architekten Burgmers Wohnungen dort errichten. Doch die Vision eines dreieinhalbgeschossigen Hauses mit Flachdach stieß auf Kritik (OA berichtete). Erst beschloss die Politik Veränderungssperren für das Areal, dann wurde die Veränderung des Bebauungsplans mehrheitlich beschlossen. Zwischenzeitlich stand zur Debatte, das Haus Petersen an der Bahnhofstraße im Tausch mit dem Platte-Areal anzubieten - ein Deal kam aber nicht zustande. Eine Klage liegt nun seit Jahren beim Verwaltungsgericht Köln (OA berichtete). Im Mai soll die Entscheidung fallen. Und nicht nur dort gibt es Bewegung, sondern auch am Gebäude selbst.
Seit einigen Tagen ist das Hotel Platte nämlich im Erdgeschoss verriegelt und verrammelt – Türen und Fenster sowie die große Panoramatür an der Terrasse wurden mit Holzlatten zugenagelt. Anschließend wurde den neuen Fassadenteilen noch ein bunter „Anstrich“ mit Graffiti-Werken spendiert. Auch wenn der Gerichtstermin vor der Tür steht und die Stimmung zwischen ihm und der Verwaltung sicherlich nicht gut ist, macht Investor Jens Kleemann im Gespräch mit OA zunächst deutlich: Die bunte Verbretterung „ist keine Provokation!“
Stattdessen sei der vorherige Zustand schlicht nicht mehr haltbar gewesen, so Kleemann. „Das erste Mal wurde vor einem Jahr eingebrochen und eine Theke geklaut.“ Weitere Einbrüche in die leerstehende Immobilie seien gefolgt und auch die Polizei verständigt worden. Es seien zudem Personen beobachtet worden, wie sie im ehemaligen Hotel randaliert und Drogen genommen hätten. Deshalb hätten Kleemann, Burgmer und einige Helfer selbst Hand angelegt. „Hoffentlich haben wir damit nun keine Kopfschmerzen mehr deswegen.“ Für Farbe sorgten unter anderem ihre eigenen Kinder. „Das war eine spontane Aktion.“ Selbst ein Kindergarten habe aber inzwischen angefragt, ob sie dort auch sprayen dürften. „Das ist doch bunter als vorher“, findet Kleemann.
Er glaubt, dass die Wiehler sich an das neue Gewand gewöhnen müssen. Denn er bezweifelt, dass ein Urteil im Mai dafür sorgen wird, dass sich in Sachen Neubau etwas tut. Durch die Veränderung des Baurechts durch den Rat „macht unser Projekt wirtschaftlich keinen Sinn mehr“. Zugleich möchte er an der Immobilie aber festhalten. Es sei denn, es tut sich etwas in Sachen Schadensersatzzahlung. Durch Zins- und Baukostensteigerungen sei ihnen ein Schaden in zweistelliger Millionenhöhe entstanden, sagt Kleemann.
Nun heißt es erstmal, die Entscheidung des Gerichts abzuwarten. Wenn die Richter für die Stadt entscheiden sollten und deren Vorgehen für rechtmäßig hält, möchte Kleemann in die nächste Instanz gehen. Ein Schritt, der andersherum natürlich ebenso erfolgen könnte – und voraussichtlich bedeutet, dass die Gerichte weitere Jahre beschäftigt wären.
Kommentieren möchte die Stadt weder den neuen Ausblick aus den Rathausfenstern noch die Zukunft des Areals. „Wir werden jetzt das Urteil abwarten, das interessiert uns zunächst einmal“, sagt Bürgermeister Ulrich Stücker auf OA-Nachfrage.
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