POLITIK
Glasfaserausbau: UGG kann Zweifel nicht zerstreuen
Waldbröl – Vertreter von „Unsere Grüne Glasfaser“ stellte sich im Stadtrat unangenehmen Fragen – Baustart soll bald erfolgen.
Von Lars Weber
Selten war ein Spatenstich symbolischer gewesen. Als vor fast einem Jahr das Unternehmen „Unsere Grüne Glasfaser“ (UGG), ein Joint Venture der deutschen Versicherungsgesellschaft Allianz und der spanischen Telefongesellschaft Telefónica, und die Stadtverwaltung Waldbröls im Juli eingeladen hatten, um den Glasfaserausbau für ganz Waldbröl auszurufen, wurden die Schüppen zwar schon in die Hand genommen (OA berichtete) – dann aber auch wieder gut eingepackt. Noch 2023 sollten die eigenwirtschaftlich finanzierten Bauarbeiten beginnen. Passiert ist aber, sehr zum Ärger all jener Waldbröler, die schon Verträge abgeschlossen haben, nichts. Nun hat sich mit Mohamed Heshmat der UGG-Projektleiter dem Stadtrat gestellt – und einen Baustarttermin verkündet. Ansonsten blieben den Stadtverordneten aber deutlich zu viele Fragen offen.
Der Lagerplatz in der Nümbrechter Straße ist bereits eingerichtet, gestartet werden soll zwischen dem 3. und 10. Juni in der Kaiserstraße, so Heshmat, der das Projekt erst vor rund zwei Monaten übernommen hatte. Der Ort ist nicht zufällig gewählt. Denn auch die GlasfaserPlus von der Telekom hat offenbar Interesse an einem eigenwirtschaftlichen Breitbandausbau in Waldbröl, allerdings wolle das Unternehmen längst nicht so viele Haushalte versorgen wie die UGG. Gespräche zwischen den Unternehmen hätten keine zufriedenstellenden Ergebnisse gebracht. Gemäß des Telekommunikationsgesetzes könnte nun ein Doppelausbau drohen, was zuvorderst auch bedeuten könnte, dass Straßen zweifach aufgemacht werden.
Obwohl die Planungen der UGG offenbar noch immer nicht abgeschlossen sind, sollen nun die dafür vorgesehenen Leerrohre in der Kaiserstraße, die während der Umgestaltung der Hauptverkehrsader mitverlegt wurden, vorsorglich belegt werden. Die Crux ist nämlich die: Die Rohre bieten einem Anbieter Platz, aber eben nicht zwei Unternehmen. Bürgermeisterin Larissa Weber nannte es die „Mallorca-Taktik“. Die Hoffnung: Wenn die UGG erstmal ihr Handtuch auf die Liege geschmissen hat, also die Rohre belegt hat, schreckt die GlasfaserPlus bestenfalls davor zurück, für viel Geld und Aufwand weitere Rohre selbst verlegen zu müssen – und lässt die Pläne zum Ausbau in Waldbröl in der Schublade. Sicher ist dies aber freilich nicht. Was die Bauarbeiten in der Kaiserstraße angeht, so hofft die UGG „den Aufwand geringhalten“ zu können. Komplett ausgeschlossen sind Tiefbauarbeiten aber nicht.
Und wie geht es nach der Kaiserstraße weiter mit dem Ausbau? Das blieb einigermaßen unklar. „Konkret planen wir die Erschließung von über 9.000 Wohneinheiten mit echten Glasfaseranschlüssen.“ Die Planungs- und Baukapazitäten konzentrieren sich laut Hashmat darauf, eine „möglichst schnelle“ Versorgung für 90 Prozent der Einheiten zu gewährleisten. Die verbleibenden zehn Prozent befinden sich in schwer erschließbaren Ortslagen, wobei entsprechende rote Punkte auf einer Karte, die gezeigt wurde, sich auch inmitten grüner Gebiete befanden. Die Erweiterung des Netzes in diesen Gebieten solle nochmal „geprüft“ werden und auch Bürgermeisterin Weber habe auf eine Erschließung beharrt, wie der UGG-Projektleiter selbst sagte. „Wir picken uns nicht die Rosinen raus!“ Ob am Ende tatsächlich auch alle Dörfer sich über Glasfaser werden freuen können – da schienen die Stadtverordneten nicht überzeugt zu sein.
Ziel sei es laut Hashmat, 3.000 bis 5.000 Haushalte pro Jahr zu erschließen bei einer Bauzeit von zwei bis drei Jahren. Zur Erinnerung: Beim symbolischen Spatenstich war noch die Hoffnung geäußert worden, bis Ende 2025 fertig zu sein.
Andre Steiniger (CDU) forderte konkretere Informationen und Ansprechpartner für jene Bürger, die bereits einen Vertrag abgeschlossen hätten. Paul W. Giebeler (UWG) erzählte, dass schon im vergangenen Jahr so manchem Bürger die Pistole auf die Brust gelegt worden sei, gemäß dem Motto: „Unterschreib jetzt den Vertrag, sonst gibt es den Anschluss nicht umsonst“. Und jetzt warte man noch immer, dass überhaupt was passiere. Er verwies auf diverse Medienberichte über Probleme der UGG bei solchen Projekten. „Da wird etwas versprochen, was nicht gehalten wird. Immer scheint irgendetwas missverständlich zu sein. Die Berichte scheinen sich zu bestätigen.“ CDU-Fraktionschef Martin Wagner sagte: „Immer heißt es nur prüfen, prüfen, prüfen. Ein Jahr hat nicht einmal für einen Rahmenplan gereicht. Wir sind kein Deut schlauer und wissen nicht, was uns in drei Jahren erwartet.“
Die UGG kümmert sich im Oberbergischen auch um den Glasfaserausbau in Marienheide, Lindlar und Engelskirchen, der zum Teil bereits begonnen hat. Die Vermarktung in Waldbröl ist bis zum 31. Mai verlängert worden. Informationen über den Breitbandausbau der UGG hat die Stadt Waldbröl hier gesammelt.
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