POLITIK

Neue Wohncontainer kommen ins Gewerbegebiet

lw; 27.08.2024, 11:01 Uhr
Symbolfoto: Manfred Antranias Zimmer auf Pixabay
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Neue Wohncontainer kommen ins Gewerbegebiet

lw; 27.08.2024, 11:01 Uhr
Waldbröl – Vor allem für Flüchtlinge soll mit der Maßnahme weiterer Raum geschaffen werden – Sondergenehmigung auf drei Jahre – Aufstellung voraussichtlich im Oktober.

Von Lars Weber

 

Ende des vergangenen Jahres musste die Waldbröler Stadtverwaltung schnell handeln, als sie relativ überraschend Mittel vom Land NRW zugewiesen bekam, die das Rathaus zur Schaffung von Unterbringungsmöglichkeiten für Flüchtlinge ausgeben sollte. Zum einen wurde von dem Geld ein Einfamilienhaus in der Innenstadt gekauft (OA berichtete). Zum anderen bestellte die Stadt fünf Container zum Wohnen und einen als Lagerraum. Nun werden die Vorbereitungen getroffen, um die Container an den schon Anfang des Jahres anvisierten Ort im Gewerbegebiet Hermesdorf zu installieren. Dies gab der zuständige Fachbereichsleiter Eckhard Becker bei der Sitzung des Sozialausschuss bekannt, als er eine Anfrage der SPD-Fraktion zum Thema „Systemsprenger“ beantwortete.

 

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Der Standort der Container soll sich in der Marie-Curie-Straße im Hermesdorfer Gewerbegebiet befinden. Damit sollen vor allem die Unterbringungen in mehreren Häusern im Aspenweg im gleichen Ort entlastet werden, wo aktuell 42 Menschen lebten. In sämtlichen Unterbringungen in Waldbröl sind es aktuell 96. Neben Menschen im Asylverfahren und anerkannten Flüchtlingen wohnen dort auch Obdachlose. Die neuen fünf Wohncontainer, jeweils mit Nasszelle und einer Küche ausgestattet, bieten Platz für jeweils eine Person. „Theoretisch könnten wir aber auch eine kleine Familie in einen Container unterbringen“, so Becker im Gespräch mit OA.

 

Bevor die Container aber voraussichtlich im Oktober aufgebaut werden, sind noch einige Vorarbeiten nötig. Momentan kümmere man sich um Wasser, Strom und Abwasser. Das Areal ist noch unentwickelt, da es sich laut Becker aufgrund der Lage und des geltenden Bebauungsplans in den vergangenen Jahren schlicht noch nicht vermarkten ließ. Auch an der Zuwegung soll noch gedreht werden, vorgesehen sei auch ein Fuß- und ein Radweg.

 

Systemsprenger
 

Nicht nur geflüchtete Menschen, auch sogenannte Systemsprenger könnten in Ausnahmefällen kurzfristig in den Containern untergebracht werden. Zwei bis fünf Menschen ohne Obdach zählten in Waldbröl laut Becker je nach Definition als „Systemsprenger“. Die Menschen lehnten soziale Unterstützung oder durch den Staat ab, und fallen durch die üblichen Systeme. Laut Becker kommen häufig auch Suchtprobleme hinzu. „Wir sind mit dem Umgang mit diesen Menschen total überfordert – sie machen viel Arbeit, ihnen helfen können wir am Ende dann aber doch nicht.“ Daher bemängelt Becker auch, dass es keine kommunenübergreifenden Kooperationen bei dem Thema gibt.

 

Die Stadt ist froh, in dem Gewerbegebiet einen Platz gefunden zu haben, wo sie die Container aufstellen kann. Möglich ist dies aber nur aufgrund einer Änderung im Baugesetzbuch, und das auch nur befristet. Drei Jahre gilt laut Becker die Ausnahmeregelung zunächst. Die Suche nach weiteren Standorten geht also unvermittelt weiter. „Der Druck auf die Kommunen bei der Unterbringung wird immer größer.“ Pluspunkt des gefundenen Standorts: Wohnbebauung, Einkaufsmöglichkeiten oder Bushaltestellen sind nicht weit entfernt, auch wenn die Container in einem Gewerbegebiet liegen. Die Menschen sollen nicht isoliert sein, sondern am Leben teilnehmen können.

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