BLAULICHT
Markthallenbrand: Bürgerbusverein hart getroffen
Waldbröl – Brandermittler können Alte Markthalle noch nicht betreten – Gebäude einsturzgefährdet – Stadt verliert beide Bürgerbusse.
Von Peter Notbohm
Unabhängig davon mit wem man am Tag nach dem verheerenden Brand der Alten Markthalle am Waldbröler Marktplatz spricht, der Tenor ist überall derselbe. „Der Verlust der Halle ist ein Desaster für die Marktstadt Waldbröl. Sie ist ein Teil unserer Identität“, sagt Bürgermeisterin Larissa Weber, die heute bereits viele Gespräche mit Betroffenen führte. Seit 170 Jahren ist der Vieh- und Krammarkt in Waldbröl eine der Attraktionen des Oberbergischen Landes. Zwar finden weite Teile des Marktes im Freien auf dem Marktplatz und an der Hochstraße statt, die Markthalle war als Standort für den Kleinviehmarkt aber ein zentraler Anlaufpunkt.
Wie hoch die Schadenssumme ist, konnte am Montag noch niemand konkret beziffern, die Gebäudeversicherung habe aber bereits schnelle und unbürokratische Hilfe zugesichert, sagt Weber. Der alle 14 Tage stattfindende Markt soll am 5. Mai trotzdem stattfinden, erklärt Theodor Schüller, Geschäftsführer der Firma Wir für Waldbröl: „Die Halle selbst ist zwar nicht mehr nutzbar, gottseidank sind die meisten Marktstände aber nicht beschädigt worden und können weiterhin benutzt werden.“ Einen Ausweichplan für die Geflügel- und Kaninchenhändler gebe es noch nicht, man werde aber das Gespräch suchen, ob diese auch im Freien stehen wollen.
Besonders hart getroffen hat es einen Händler, der drei Marktstände durch die Flammen verloren hat, sowie den Bürgerbusverein Waldbröl, dessen beide Fahrzeuge vollständig zerstört wurden. „Den Schaden können wir noch nicht beziffern, das Ganze ist für uns aber eine Katastrophe“, sagt Michael Jaeger, Vorsitzender des Vereins. Die beiden Busse standen im Eigentum der OVAG, die Innenausstattung – von Tablets bis zum Kassensystem – wurde aber vom Verein angeschafft. Der Linienverkehr, darunter auch die innerstädtische Einkaufslinie, des Bürgerbusvereins ist vorerst eingestellt, soll am kommenden Montag aber wieder aufgenommen werden – entweder mit Leihbussen oder mit Wagen anderer Bürgerbusvereine. Bei aller Bestürzung über den Verlust, gibt sich Jaeger aber auch kämpferisch: „Das kann nur eine vorrübergehende Lösung sein. Wir befinden uns bereits in Gesprächen mit der OVAG, wie wir schnellstmöglich wieder zwei Busse bekommen.“
Das Wort ‚Brandstiftung‘ will am Montagmittag noch niemand offiziell in den Mund nehmen, zumindest der Verdacht liegt aber nahe, nachdem in der Nacht auch in einer Lagerhalle im Industriegebiet-Ost ein Feuer ausbrach und erst im März die Corona-Teststation am Krankenhaus in Brand gesetzt worden war. Die Brandermittler werden allerdings frühestens morgen ihre Arbeit aufnehmen, sagt Polizeisprecher Michael Tietze: „Zunächst muss der Brandort kalt sein und abgeklärt werden, ob die Halle einsturzgefährdet ist.“ Derzeit ist die Halle versiegelt und darf von niemandem betreten werden. Die Flammen waren wohl im rechten Teil der Halle ausgebrochen.
Bürgermeisterin Weber denkt bereits jetzt an die Zukunft. Denn die Stadt befindet sich derzeit eigentlich im Prozess einer Neugestaltung des gesamten Areals. Unter anderem sollte es demnächst einen Architektenwettbewerb geben, die Halle war dabei ein fester Bestandteil der Planungen und sollte ein Zentrum für Feste, Gastronomie, einen Shop für Regionalprodukte und das Touristinfo Waldbröl werden. „Wir werden in den nächsten Tagen nun intensiv besprechen, wie wir alles möglichst beschleunigen können“, so Weber, „denn eines ist klar. Wir sind auf die Markthalle angewiesen.“
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