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Senkrechtstarter bleiben auf dem Teppich

lo; 5. Aug 2012, 08:57 Uhr
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Senkrechtstarter bleiben auf dem Teppich

lo; 5. Aug 2012, 08:57 Uhr
Nümbrecht - Viele trauen Aufsteiger SSV Homburg-Nümbrecht eine Spitzenrolle in der Bezirksliga zu, doch Trainer Hans Jordan tritt auf die Euphoriebremse: „Einstelliger Tabellenplatz? Dann können wir ein Riesenfass aufmachen.“
Es war zweifelsohne ein Jahr der Superlative: Der SSV Homburg-Nümbrecht ging wie ein heißes Messer durch die Kreisliga A-Butter und düpierte die Konkurrenz nach allen Regeln der Kunst. Einige der beeindruckenden Rahmendaten: 27 Siege aus 28 Partien, der torhungrigste Angriff (123 Treffer), die stabilste Hintermannschaft (24 Gegentore) und mit Dennis Lepperhoff (36) sowie Stefan Rößler (29) die erfolgreichsten Goalgetter. Nach mehr als drei Jahrzehnten sind die Blau-Gelben in die Bezirksliga zurückgekehrt und nicht wenige trauen ihnen zu, auch eine Klasse höher in der Spitzengruppe mitzumischen. Angesichts dieser Erwartungen schrillen bei Trainer Hans Jordan die Alarmglocken: „Ich habe das Gefühl, dass einige glauben, dass wir die neue Wunderwaffe sind. Der Aufstieg war eine tolle Sache, aber daran müssen wir schleunigst einen Haken machen. Wer glaubt, dass es einfach so weitergeht, ist völlig schief gewickelt.“

Kommen und Gehen

Die Nümbrechter können darauf bauen, die Versorgung der Seniorenmannschaften mit neuem Spielermaterial fast ausschließlich über den eigenen Talentschuppen sicherzustellen. Der U19 gelang die erneute Qualifikation für die Mittelrheinliga, so dass der passende Unterbau weiterhin vorhanden ist. Diesmal haben zwei Akteure den Sprung in den Kader geschafft: Während Marian Lorenz’ Hauptbetätigungsfeld der Angriff ist, kann Marvin Jungjohann - wie so viele seiner Teamkollegen - auf mehreren Positionen eingesetzt werden. Beide haben laut Jordan durchaus Chancen, sich für die Startelf zu qualifizieren. Ursprünglich sollten auch Christian Breckner und Mateusz Wessolly dazugehören, doch sie haben kurzfristig einen längeren Auslandsaufenthalt angetreten, weswegen Jordan ohne sie planen muss.

Als einziger Spieler von außerhalb gesellt sich Jonas Wagner dazu. „Er steht uns gut zu Gesicht, zumal er in Bergneustadt Mittelrheinliga-Erfahrung gesammelt hat“, sagt Jordan. Nicht gelöst wurde das Besetzungsproblem hinter Stammtorwart Dennis Kulisch. Hier wird Florian Schneider, der noch A-Jugend spielen kann, in die Bresche springen müssen. Zurzeit laboriert er einem Fingerbruch, soll aber kommende Woche wieder ins Training einsteigen. „Ich hätte gerne noch jemanden geholt, aber es hat sich leider nichts ergeben. Vielleicht finden wir in der Winterpause einen geeigneten Mann“, weiß Jordan, dass die Decke in diesem Mannschaftsteil zu dünn ist. Nicht mehr mit dabei sind die Defensivstützen Christoph Roth und Paul Gellert. „Ich hätte sie gerne behalten“, macht der Trainer keinen Hehl daraus, dass der Abschied des Duos in sportlicher und menschlicher Hinsicht schmerzt.


[Erfolgscoach Hans Jordan warnt vor der "brutal starken"  Bezirksliga.]

Mannschaft, Spielsystem, Taktik           

Zwischen den Pfosten muss Jordan notfalls improvisieren, ansonsten hat er den Vorteil, dass im Grunde alle Kicker sehr flexibel sind. So kann beispielweise Torschützenkönig Lepperhoff im Angriff, hinter den Spitzen oder sogar im defensiven Mittelfeld eingesetzt werden. Die Nümbrechter sind schwierig auszurechnen - ein großes Plus. „Ich vertraue jedem im Kader“, sagt Jordan, bei dem sich nur die wenigsten Feldspieler sicher sein können, eine Stammplatzgarantie zu haben. Engpässe hat man in der Vergangenheit gut kompensiert, zumal die Aushilfen aus der Reserve in den meisten Fällen erfolgreich einsprangen.

Wie gelingt die Umstellung auf die neue Klasse? Auf die Beantwortung dieser Frage ist Jordan ziemlich gespannt. „Du wirst keinen Erfolg haben, ohne dass es wehtut“, stellt der Coach klar, dass in der Bezirksliga anderen Tugenden gefragt sind. Ausschließlich mit der ohne Frage vorhandenen spielerischen Klasse wird kein Blumentopf zu gewinnen sein.  „Wir sterben häufig in Schönheit, anstatt den Ball einfach mal über den Zaun zu schlagen. Wir müssen die richtige Mischung aus spielerischen Elementen und einer gewissen Galligkeit finden, wobei die Mannschaft in den Spielen, in denen es richtig zur Sache ging, gezeigt hat, dass sie das Kämpferische drauf hat.“  

Rückschläge hat Jordan einkalkuliert, weil (noch) Defizite in punkto Zweikampfverhalten und Entschlossenheit („Manche brennen jedes Mal, andere muss man immer wieder anzünden“) existieren. Kurios: Trotz der regelmäßigen Schützenfeste im Aufstiegsjahr gibt es bei der Torausbeute Luft nach oben. „Es wird immens wichtig sein, dass wir im Abschluss konzentrierter sind, weil wir nicht mehr so viele Chancen bekommen werden“, so Jordan, der dem bewährten 4-4-2 (mit Raute oder Viererkette im Mittelfeld) treu bleibt.

Saisonziel

Gefühlte 500 Kilogramm Vorschusslorbeeren sind mittlerweile in Nümbrecht eingetroffen. Das schmeckt Jordan gar nicht. „Die Leistung aus dem Vorjahr ist nicht zu toppen. Wir haben eine junge Truppe mit genügend Substanz, aber wir müssen in dieser brutal starken Liga erst einmal Fuß fassen. Das wird kein Zuckerschlecken“, kann Jordan mit den vielen Lobeshymnen nichts anfangen. „Die Klasse ist gespickt mit etablierten Klubs, während wir nach 31 Jahren wieder aufgestiegen sind. Das darf man nie vergessen“, nimmt Jordan vor allem das eigene Umfeld in die Pflicht, nicht den Blick für die Realität zu verlieren. „Ich kann nur hoffen, dass die Unterstützung des Publikums auch vorhanden ist, wenn es mal nicht in unsere Richtung läuft.“

Die Gegner aus der Umgebung kennt Jordan und schätzt sie hoch ein. Aufstiegskandidat Nummer eins ist seiner Ansicht nach der SC West Köln („Unglaublich, wie die aufgerüstet haben“), dich gefolgt vom Nachbarn aus Bröltal, der die Nümbrechter im Finale des Homburger Sparkassen-Cups ordentlich auf die Hörner nahm. Im Dezember gibt es die Gelegenheit zur Revanche. „Jeder freut sich auf diese Derbys. Ich finde es schön, dass die Gemeinde Nümbrecht jetzt zwei Bezirksligisten stellt.“ Sollte der THB  in der Endabrechnung vor dem SSV stehen, hätte Jordan damit kein Problem. Denn seine Ambitionen sind anders gelagert: „Wenn wir einen einstelligen Tabellenplatz erreichen, können wir ein Riesenfass aufmachen. Das langfristige Ziel ist, sich in der Liga zu etablieren.“ 


[Hans Jordan und die Neuzugänge Jonas Wagner, Marvin Jungjohann und Marian Lorenz.]

Zugänge
Jonas Wagner (SSV Bergneustadt)
Marvin Jungjohann (eigene U19)
Marian Lorenz (eigene U19)
Florian Schneider (eigene U19)

Abgänge
Christoph Roth (TSV Germania Windeck)
Paul Gellert (SV Schönenbach)

Der Kader

Tor
Dennis Kulisch, Florian Schneider

Abwehr
Julian Balthes, Sebastian Ghofranifar, Daniel Altwicker, Florian Heikaus, Marvin Jungjohann, Simon Bubenzer

Mittelfeld
Alexander Epstein, Sebastian Schwarz, Christian Rüttgers, Daniel Schmidt, Jonas Wagner, Robert Arnds, Max Lomnitz

Angriff
Stefan Rößler, Dennis Lepperhoff, Dennis Hellen, Daniel Kelm, Marian Lorenz

Trainer
Hans Jordan (wie bisher)

Torwarttrainer /Teammanager
Uwe Rüttgers

Physiotherapeut
Jörg Siegmanski

Betreuer
Oliver Osten

Sportlicher Leiter
Norbert Schwarz 
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