FUSSBALL
Noch mehr Chaos in der Pleiteliga
Lindlar – Mit dem KFC Uerdingen wird, nach Türkspor Dortmund, schon der zweite Klub vom Spielbetrieb der Regionalliga zurückgezogen – Der MSV Duisburg ist damit so gut wie aufgestiegen – Für Eintracht Hohkeppel rückt der Klassenerhalt näher.
Von Thomas Giesen
FC Schalke 04 U23 – Eintracht Hohkeppel (Samstag, 15 Uhr).
Hinspiel: 1:2.
Es fehlen: Jose-Pierre Vunguidica, Michael Gardawski, Aldin Dervisevic, Dino Bisanovic.
Die Regionalliga West macht ihrem Ruf als Pleiteliga weiter alle Ehre. Nach Türkspor Dortmund wurde jetzt auch der KFC Uerdingen vom Spielbetrieb zurückgezogen. Dies ließ der beauftragte Insolvenzverwalter am Dienstagnachmittag über eine Pressemitteilung verlauten. Wie nicht anders zu erwarten, seien die Gründe wirtschaftlicher Natur. Offenbar wurde dem Krefelder Klub die Gemeinnützigkeit entzogen, was zu weiteren finanziellen Belastungen führe. Alle Spieler des KFC wurden bereits freigestellt. Abfinden will sich der KFC damit aber offenbar nicht. Laut einer auf der Vereinshomepage veröffentlichten Stellungnahme hofft der Vorstand noch, dass die ausgesprochenen Maßnahmen wieder zurückgenommen werden können, hat aber offenbar gleichzeitig auch schon anwaltliche Maßnahmen eingeleitet, um alle Möglichkeiten auszuschöpfen, den Spielbetrieb bis zum Saisonende doch aufrechtzuerhalten.
Das letzte Wort scheint also noch nicht gesprochen, allerdings reagierte der Westdeutsche Fußballverband (WDFV) bereits auf die Vorgänge und nahm den KFC Uerdingen offiziell aus der Wertung. Sollte es dabei bleiben, dann stünde der MSV Duisburg jetzt schon als Aufsteiger fest und Eintracht Hohkeppel wäre dem Klassenerhalt wieder ein Stück näher gerückt. Nicht nur, dass mit dem Krefelder Rückzug der zweite Absteiger bereits feststünde, sondern weil damit, wie schon im Falle von Türkspor Dortmund, alle Ergebnisse des KFC annulliert werden. Größter Nutznießer im Abstiegskampf wäre die Eintracht, die lediglich einen Zähler abgezogen bekommt und damit die rote Zone verlässt. Die Konkurrenten im Tabellenkeller träfe es teils härter. Besonders schwer erwischt es den 1. FC Düren – ebenfalls mitten im Insolvenzverfahren –, der sechs Punkte gegen den KFC holte, die nun wieder weg sind. Damit rutschen die Dürener ans Tabellenende und damit auf den letzten verbliebenen Abstiegsplatz – vorausgesetzt, dass aus der 3. Liga kein Westverein absteigen muss.
Die Chancen für den FCD, mit dem sich die Hohkeppeler die Dürener Westkampfbahn als Spielstätte teilen, sich noch aus dem Tabellenkeller herauszuarbeiten, stehen offenbar auch nicht gut. Das aktuelle Team, zusammengesetzt aus Landesligakickern und jüngst nach einem Spielercasting rekrutierten Spielern, schien in den vergangenen beiden Partien nicht konkurrenzfähig und hat zudem noch ein Spiel weniger im Restprogramm als die Konkurrenten. Die Eintracht hat derweil sogar noch einen kleinen Puffer. Auch den nächsten Gegner, die U23 des FC Schalke 04, trifft der Krefelder Rückzug hart. Vier Punkte bekommen die Knappen gestrichen, haben nun einen Zähler weniger auf dem Konto als die Hohkeppeler und rangieren einen Tabellenplatz dahinter.
Ein brisanteres Duell könnte es am nächsten Spieltag also kaum geben. Denn noch sind die Entscheidungen in der 3. Liga nicht gefallen. Dementsprechend zurückhaltend ist Hohkeppels Sportdirektor Kevin Theisen, der nach der Entlassung von Trainer Iraklis Metaxas, gemeinsam mit Co-Trainer Amir-Ali Mostowfi die Mannschaft durch den Saisonendspurt führt. Frühzeitig freuen will man sich im Lager der Eintracht nicht. „Es ist natürlich Wahnsinn, was in der Liga los ist. Aber egal wie die Konstellation ist, wir wollen das nächste Spiel unbedingt gewinnen. Wir haben noch vier Spiele. Wenn wir zwei Siege holen, dann sind wir sicher“, sagt Theisen.
Zuversichtlich wirkt er aber nicht gerade. Grund ist der jüngste Auftritt im Abstiegsduell gegen den stark ersatzgeschwächten SC Wiedenbrück. Beim 2:4 trat der Gast mit einer blutjungen Truppe an und besetzte das zentrale Mittelfeld mit einem 19- und einem 16-Jährigen. „Ich verstehe es auch nicht. Die Jungs sind alle vernünftig und haben eine gute Einstellung. Aber wir haben keinen Willen und keine Emotionen gezeigt. Das hat nur der SC Wiedenbrück gemacht. Die Gier, alles zu tun, hatten wir nicht. Wir sind da alle an einem Tiefpunkt angekommen. Jedem ist bewusst, dass das zu wenig war“, so Theisen.
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