SOZIALES
Viel ungenutztes Wohnraum-Potenzial
Gummersbach – Bezahlbarer Wohnraum ist knapp, auch im Oberbergischen Kreis – Bei einem Werkstattgespräch von Caritas und dem Paritätischen sollten Lösungen erarbeitet und diskutiert werden.
Von Lars Weber
Wie viel bezahlbaren Wohnraum gibt es im Oberbergischen, gerade im Sozialwohnungsbereich? Wie groß ist die Not für Bezieher von Leistungen der Jobcenter, Senioren oder auch Flüchtlinge? Wie könnte künftig mehr Wohnraum geschaffen werden? Solche Fragen standen im Mittelpunkt des Werkstattgesprächs mit dem Titel „Wohn(t)raum“, zu dem die Caritas und der Paritätische im Oberbergischen Kreis in das Caritas-Kaufhaus in der Wilhelmstraße in Gummersbach eingeladen hatten. Rund 40 Gäste von Verbänden, Einrichtungen, Vereinen und Kommunen hatten sich angemeldet, um eine Podiumsdiskussion zu verfolgen und anschließend auch selbst aktiv zu werden. Die große Resonanz zeigte: Das Thema ist auch in Oberberg akut.
Birgit Pfisterer, Leiterin soziale Dienste und Einrichtungen bei der Caritas Oberberg, führte in das Thema ein. Seit 2013 seien die Mieten um 24 Prozent gestiegen. Erschwerend komme hinzu: „Nur sieben Prozent der Wohnungen in Oberberg sind Wohnungen mit Sozialpreisbindung.“ Der Tag solle genutzt werden, um Ideen für Lösungen zu finden. „Jenen Menschen, die händeringend Wohnraum suchen, soll Druck genommen werden.“
Auf dem Podium waren dafür Rainer Drescher, Geschäftsführer des Jobcenters Oberberg, Thomas Hein, Fachbereichsleiter Jugend, Familie und Soziales bei der Stadt Gummersbach, Dietmar Persian, Bürgermeister der Stadt Hückeswagen, und Andreas Sellner, Abteilungsleiter Gefährdetenhilfe der Diözesancaritasverbände, versammelt. Moderiert wurde die Diskussion von Alexander Königsmann. Persian sagte, dass es in Hückeswagen bei 5.500 Wohnungen 700 mit Sozialpreisbindung gebe, davon liefen aber einige aus. „Wir müssen weitere Wohnungen schaffen.“ Allerdings sei es schwierig, Investoren für solche Projekte zu gewinnen, die Förderungen seien zu gering. Stattdessen sieht er viel ungenutztes Potenzial beim vorhandenen Wohnraum. „Viele Einliegerwohnungen stehen leer. Da müssen wir ansetzen, auch um Jung und Alt zusammenzubekommen.“
[Birgit Pfisterer, Leiterin soziale Dienste und Einrichtungen bei der Caritas Oberberg, führte in das Thema ein.]
Mit dem Projekt „Gummersbacher für Geflüchtete“ sei ein Ansatz in der Kreisstadt schon angelaufen, wie Hein berichtete. Dabei könnten Geflüchtete und Gummersbacher, die ein freies Zimmer oder eine Einliegerwohnung haben, eine Art Wohngemeinschaft bilden. „Es ist ein Experiment“, sagte Hein. Aber die Stadt musste kreativ werden. 900 Flüchtlinge leben laut Hein in Gummersbach, Dreiviertel von ihnen sind beim Jobcenter. Die Stadt habe aufgrund der Wohnungsnot 120 Wohnungen angemietet, in denen die Menschen notgedrungen Wohngemeinschaften auf engem Raum bilden. Doch längst nicht nur für Flüchtlinge sei die Situation schwierig. „Preiswerte barrierefreie Wohnungen für Senioren sind noch viel seltener.“ Im Moment seien 43 Wohnungen auf dem Markt. 2013/2014 seien es noch fast 400 gewesen. Eine Chance für Investoren in diesem Bereich sieht Hein nur, wenn die Mietpreisstufe im Kreis erhöht werden würde.
Sellner bezeichnete es als Versäumnis der Politik, bei dem Thema nicht längst aktiv geworden zu sein. Es müssten Konzepte her, egal ob es sich um Wohnraum für Obdachlose, für Geringverdiener oder Senioren handelt. Kommunen und Investoren sollten sich zusammensetzen, Verwaltungen gemeinsam nach Düsseldorf zur Landesregierung gehen, um die Mietpreisstufe zu ändern. „Die Kommunen nehmen jetzt schon viel Geld in die Hand“, sagte Sellner in Bezug auf Notlösungen. Mit dem Geld könnten Kommunen auch bessere Ansätze verfolgen, die den Menschen ein würdigeres Wohnen ermöglichten.
Jobcenter-Geschäftsführer Drescher sagte, dass es auf dem Wohnungsmarkt zu Engpässen käme. Trotzdem seien die Jobcenter-Kunden nicht von Wohnungslosigkeit bedroht. „Wir wissen: Die Wohnsituation fördert auch die Arbeitssuche“, sagte Drescher, der auch auf verschiedene begleitende Angebote des Jobcenters verwies.
Im Anschluss an die Diskussion hatten die Gäste im Caritas-Haus noch die Möglichkeit, gemeinsam in Gruppen an weiteren Ideen und Möglichkeiten zu arbeiten, um die Wohnraumsituation im Oberbergischen künftig zu verbessern.
KOMMENTARE
1
Ein schon lange bekanntes Problem, man siehe nur den mangel an inserierten Wohnungen im Anzeigen-echo. Aber neuer Wohnraum entsteht in erster Linie
für Gummersbachs Gutverdiener (Ackermann Gelände) oder Strombach(Weststraße) bzw. für 2 Studentenheime . Sozialer Wohnungsbau ist eben anders als das Steinmüller Gelände KEIN Prestigeobjekt für die Christdemokratische Wählerklientel.
2
Man sollte es den Hauseigentümern und Vermeitern selbst überlassen, wen sie in ihre Wohnungen lassen und wenn nicht. Es ist auch eine Sache des Vertrauens mit fremden Menschen eine Wohngemeinschaft zu bilden.
Rudolf P., 07.11.2019, 18:59 UhrLinks zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
ARTIKEL TEILEN