HANDBALL
Gummersbach lässt gegen das Schlusslicht nichts anbrennen
Gummersbach - Die Sigurdsson-Equipe feiert gegen Potsdam einen ungefährdeten Heimsieg - 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.
Im Vorfeld des Matches sprachen sämtliche Statistiken von Relevanz klar für die Hausherren. Wobei insbesondere das aktuelle Tabellenbild für einen Gummersbacher Heimsieg sprach: Blau-Weiß rangiert im Mittelfeld des Klassenspiegels, während der Neuling aus dem Osten die rote Laterne der Liga trägt. Und dennoch war man bei den Oberbergern vor den Gästen gewarnt.
[Gewohnt engagiert an der Seitenlinie: Emir Kurtagic.]
Nachdem die Potsdamer bis weit in die Rückrunde hinein größte Schwierigkeiten hatten, sich in der ersten Liga zurechtzufinden, gelang dem Team des ehemaligen Gummersbacher Trainers Emir Kurtagic im März endlich der erste Sieg (28:25 gegen Stuttgart) in der neuen Umgebung. Und vor gut einer Woche landete man gegen die HSG Wetzlar ein weiteres Erfolgserlebnis (32:28), so dass man bei den Brandenburgern durchaus auch mit einem positiven Ergebnis in der SCHWALBE arena kokettierte. Zudem musste sich Blauweiß im Hinspiel mächtig strecken, um einen knappen 28:26-Sieg mit gen Westen zu nehmen.
Zu einem Punktgewinn reichte es indes auch am Freitagabend für den Newcomer nicht. Der favorisierte VfL setzte sich letztlich mit 31:27 (20:13) durch. Und dennoch gingen einige der 4.132 Zuschauer mit leicht gemischten Gefühlen nach Hause.
Ihr heimischer VfL hatte zwar eine mit spektakulären Aktionen sowie fein herausgespielten Treffern gespickte erste Halbzeit aufs Parkett gelegt und beim Pausenpfiff ein Sieben-Tore-Polster erwirtschaftet.
Doch im zeiten Spielabschnitt machte man zunächst zwar mit dem Handball ohne Tempolimit weiter, erlaubte sich nach einem zwischenzeitlichen 28:17 (45.) in der Viertelstunde aber zahllose Konzentrationsschwächen (technische Fehler, mäßige Wurfauswahl oder Lücken im Defensivverband). Die Potsdamer nutzten diese Zerstreutheiten des Heimteams und erkämpfte sich letztlich ein aus ihrer Sicht höchst respektables Endergebnis.
VfL Gummersbach - 1. VfL Potsdam 31:27 (20:13).
Der Abend hatte aus oberbergischer Perspektive bereits erfreulich angefangen. Die Fans hatten jedenfalls schon vor dem Anwurf dreifach Gelegenheit, ausgiebig zu jubeln: Die Rückkehr des wochenlang maladen Julian Kösters wurde jedenfalls euphorisch gefeiert. Und auch die erstmalige Berufung von Rechtsaußen Mathis Häseler in den Kreis der Handballnationalmannschaft wurde stürmisch beklatscht. Da passte es nur allzu gut zur allgemeinen Hochstimmung in der Arena, dass Scharfschütze seinen Miro Schluroff am Freitag seinen 25. Geburtstag feierte.
[Julian Köster feierte sein Comeback.]
Das Spiel selbst verlief nur in der Anfangsphase ausgeglichen. Nach zehn Minuten hatten die Gastgeber das Geschehen freilich unter Kontrolle und setzten sich in Folge über 7:4 (10.) und 9:5 bis zur 25. Minute auf 17:11 ab.
Den Gästen gelang in diesem Zeitraum zwar der eine oder andere erfolgreiche Durchbruch an den Kreis, doch der Gummersbacher Durchschlagskraft in der zweiten Reihe war man eher selten gewachsen. Nur zwangsläufig, dass die Handballer von VfL-Coach Gudjon Valur Sigurdsson mit einem üppigen Sieben-Treffer-Vorteil in die Pause (20:13) gingen.
Und auch nach Wiederanwurf blieb es zunächst bei der völligen Dominanz der Blauweißen, die sogar auf ein Elf-Tore-Plus enteilten, sich dann aber immer wieder Unkonzentriertheiten leisteten. Zudem steigerte sich der eingewechselte Slowene Ferjan im Kasten der Potsdamer Adler in Hochform und wurde zum echten Faktor.
[Ole Pregler war viermal erfolgreich.]
Und da die Heimmannschaft den Hebel nicht noch einmal richtig umlegen konnten, verkürzte der Ligafrischling zwar stetig, brachte den Favoriten aber nicht mehr wirklich in Bedrängnis. Bemerkenswert aus oberbergischer Perspektive noch, dass Goggi Sigurdsson in den finalen Minuten Youngster Patrick Kiesewalter (Jahrgang 2007) brachte, der seine ersten Bundesligaminuten sammeln konnte, trotz aller Anstrengungen der Teamkollegen aber (noch) trefferlos in der Eliteliga blieb.
Zudem zeigte Gigi Tskhovrebadze die mit Abstand stärkste Vorstellung seit Wochen; dem Georgier gelangen gleich sechs Torerfolge.
Trainerstimmen
Gudjon Valur Sigurdsson (VfL Gummersbach): Ich bin heute ziemlich zufrieden. Wir haben in der ersten Halbzeit sehr gut gespielt. Potsdam hat es aber am Anfang auch gut gemacht. Sie standen gut, aber wir haben es mit Geduld und Qualität geschafft unsere Tore zu werfen. Wir standen dann kompakter und haben mit Bertram Obling an Sicherheit gewonnen. In der ersten Halbzeit hatten wir eine Wurfquote von 80 Prozent und nur einen technischen Fehler. Auch am Anfang der zweiten Halbzeit haben wir gut geworfen, aber am Ende machen wir zehn technische Fehler und verwerfen viele freie Bälle. Die Chancen dazu haben wir uns gut herausgespielt, aber der Torwart von Potsdam hat es gut gemacht und sie hatten unser Tempospiel besser im Griff. Wenn man mit zehn Toren führt, will man am Ende natürlich nicht mit vier Toren dastehen, aber wir sind trotzdem glücklich über die zwei Punkte. Außerdem haben wir Patrick bringen können, der seit Januar mit uns mittrainiert. Das war schön für ihn.
Emir Kurtagic (1. VfL Potsdam): Der Sieg war auf jeden Fall verdient. Wir wussten, wie viel Energie der VfL auf die Platte bringen würde. Nach der langen Zeit ohne Heimspiel hat man gemerkt, wie viel Vorfreude sie auf dieses Spiel hatten. Nach guten ersten zehn Minuten haben wir die ganze Wucht des VfL in der restlichen ersten Halbzeit gespürt und hatten Probleme im Rückzug. Der VfL war in fast allen Bereichen einfach besser und daher war das Spiel zur Halbzeit fast durch. Ich muss meinen Jungs trotzdem ein Kompliment machen. Natürlich hat der VfL auch viel durchgewechselt, aber meine Jungs haben nicht aufgegeben und jede Minute für ihre eigene Entwicklung in dieser tollen Atmosphäre genutzt. Es war eine besondere Herausforderung heute hier auswärts anzutreten, aber es ist für mein Team eine gute Gelegenheit zu wachsen.
Gummersbach: Dominik Kuzmanovic (1. bis 17./2 Paraden), Betram Obling (ab 18./10 Paraden); Julian Köster (3), Tilen Kodrin (2), Milos Vujovic (3), Lukas Blohme (1), Mathis Häseler (2), Teitur Einarsson, Miro Schluroff (6), Patrick Kiesewalter, Giorgi Tskhovrebadze (6), Kentin Mahé, Ole Pregler (4), Kristjan Horzen (3), Stepan Zeman (1)
Potsdam: Tomovski (2/1 Paraden), Ferjan (10 Paraden), Höler; Kofler (8), Klein (6), Orlov (4), Akakpo (1), Günter (2), Simic (2), Fuhrmann (4/2), Hansson, Schramm, Kix, Schley, Kraus
Siebenmeter
0/1 (Vujovic scheitert an Tomovski) - 2/2
Strafminuten
4:4 Minuten (Köster, Zeman - Kraus, Akakpo)
Schiedsrichter
Thomas Kern/Thorsten Kuschel (Bellheim/Kandel)
Zuschauer
4.132 (ausverkauft)
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